Rettung für die Zahnmedizin?

Homburg · Der Wissenschaftsrat empfiehlt wegen zu geringer Studentenzahlen die Schließung der Homburger Zahnmedizin. Das Land sucht nun Kooperationspartner. Aus Mainz kam eine Absage, jetzt könnte Luxemburg helfen.

Wenn man gut ist, überlebt man. Das ist eine Regel, die auf den ersten Blick einleuchtet, aber nicht immer zutrifft. Zum Beispiel beim Fach Zahnmedizin am Uniklinikum in Homburg. Der Wissenschaftsrat, der die Saar-Uni begutachtete (wir berichteten), sei zwar "voll des Lobes" über das hohe wissenschaftliche Niveau der Zahnmedizin, betonte Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU) kürzlich bei einem Besuch in Homburg, er bemängele aber die "unterkritische Masse von deutlich weniger als 40 Studenten".

Die Landesregierung hatte daher in Mainz vorgefühlt, ob Rheinland-Pfalz bereit wäre, die Zahl der Zahnmedizin-Studenten in Homburg aufzustocken. Doch das Nachbarland hat kein Interesse, wie der SZ aus beiden Landesregierungen bestätigt wurde. Die Wissenschaftsbeauftragte der Staatskanzlei, Susanne Reichrath, räumte ein, dass "seitens Rheinland-Pfalz kein Zusammenkommen signalisiert wurde". Eine Sprecherin des Mainzer Wissenschaftsministeriums teilte mit, in Mainz gebe es pro Semester etwa 50 Studienanfänger in der Zahnmedizin. "Vor diesem Hintergrund gibt es keinen erweiterten Bedarf."

Im März wird die Ministerpräsidentin nun zu Konsultationen in Luxemburg sein und dort auch den Wissenschaftsminister treffen. Mit ihm soll über eine eventuelle zahnmedizinische Zusammenarbeit gesprochen werden. Sogar einen Namen ließ Dekan Professor Michael Menger schon verlauten: "Saar-Lux Dental School". Doch so gut das klingen mag, eine Zusammenarbeit in Hochschulfächern ist kompliziert und geht bis ins Detail. Bisher ist jedenfalls noch nichts in trockenen Tüchern.

Schon vor 13 Jahren sollte die Zahnmedizin von der Bildfläche verschwinden, denn der damalige Wissenschaftsminister Jürgen Schreier (CDU) wollte Geld sparen und den Weggang mehrerer Dozenten dazu nutzen, die Fachrichtung zu schließen. Am Ende konnte sie nicht nur gerettet werden, sie sollte nach der Krise sogar besser dastehen als je zuvor, hatte Schreier beschlossen. Neue Professoren wurden berufen, es schien aufwärts zu gehen. Dennoch: Das Land hatte noch nie genug Geld, die Fachrichtung so auszubauen, dass 40 Studenten dort hätten anfangen können. In den vergangenen drei Jahren schwankte die Anfängerzahl zwischen 33 und 26, die Absolventenzahl lag zwischen 14 und 19. Mit anderen Worten: Der Schwund ist beachtlich. Ungefähr die Hälfte der Studienanfänger verlässt innerhalb von sechs Jahren die Fakultät.

Das Land wird auch künftig die nötige Summe nicht aufbringen können. Es wird weder 40 teure, voll ausgestattete Laborplätze einrichten noch in großen Mengen moderne Rührgeräte, Gipsmaschinen, Vorwärmofen oder Gipsschleudern anschaffen können. Die Zahnmediziner-Ausbildung, die viele handwerkliche Elemente beinhaltet, ist teuer.

Trotz der gering erscheinenden Anzahl von rund 15 jährlichen Absolventen ist das Saarland - gemessen an seiner Bevölkerungszahl - zahnmedizinisch gar nicht schlecht aufgestellt: Auf 1000 Einwohner kommen 15,9 Zahnmediziner. Bundesländer wie Niedersachsen (14,3), Sachsen-Anhalt (11,3) und Schleswig-Holstein (15,8) stehen schlechter da. Deshalb sagte Kramp-Karrenbauer bei ihrem Besuch in Homburg mit einem leichten Schulterzucken: "Man muss auch mal die Zahl 40 kritisch hinterfragen." Das Gutachten sei lediglich eine Empfehlung, dem Saarland sei selbst überlassen, was es daraus macht. Die entscheidende Frage, erklärte die Ministerpräsidentin, werde eine andere sein: "Was ist uns die Zahnmedizin wert?" Und: Wo werden die Mittel abgeknapst, die dann in die Zahnmedizin gesteckt werden?

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