Rektor werden lohnt sich nicht

Saarbrücken · Schon seit Jahren fordert der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband die Gehälter von Grundschulrektoren zu erhöhen. Der Grund: Mehrere Stellen im Land seien unbesetzt, die Grundschulleiter-Posten aufgrund schlecht bezahlter Mehrarbeit wenig attraktiv.

Für den Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) ist es eine weitere herbe Enttäuschung. Nachdem der Verband vor knapp zwei Jahren in einem Brandbrief an Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) auf die mangelnde Attraktivität von Grundschulleiter-Posten und entsprechend fehlendes Personal im Saarland hingewiesen hatte, sei "bis heute nichts, aber auch gar nichts passiert", sagt die SLLV-Landesvorsitzende Lisa Brausch. An den insgesamt 155 Grundschulen im Land sind in diesem Schuljahr fünf Rektorenposten nicht besetzt. Für drei der Rektorenposten gab es keine Bewerber, zwei weitere wurden durch Personalwechsel kurzfristig frei. Zudem sind zwölf Konrektorenstellen unbesetzt. Brausch führt den seit Jahren anhaltenden Mangel an Grundschulrektoren vor allem auf "eine für die Arbeitsbelastung unzureichende Besoldung" zurück. Grundschulleiter müssten sich heute um zahlreiche Aufgaben wie Verwaltung, Beratung und Schulentwicklung kümmern und hätten zugleich eine hohe Unterrichtsverpflichtung, kritisiert Brausch.

Ein Grundschulrektor verdient nach elf bis 13 Dienstjahren in der Regel rund 4150 Euro brutto (Besoldungsgruppe A 13). Das entspricht dem Einkommen eines "normalen" Gymnasiallehrers bei gleicher Dienstzeit und es sind etwa 400 Euro mehr als der Verdienst eines "normalen" Grundschullehrers. Hat die Grundschule mehr als 180 Schüler, erhält der Rektor eine Zulage von 180,62 Euro (und die Schule außerdem einen Konrektor). Verschärft wird die mangelnde Attraktivität für den Grundschulleiter-Posten laut Brausch auch dadurch, dass bei einer Neubesetzung der Stelle der entsprechende Mehrverdienst erst nach einer zweijährigen Bewährungszeit gewährt wird.

Nach Angaben des Bildungsministeriums sind die Gründe für Nichtbesetzungen von Schulleiterstellen "unterschiedlich und liegen überwiegend in Personalveränderungen - Ausscheiden aus dem Dienst, Wechsel in andere Dienststellen - begründet". In der Praxis bedeute dies in Bezug auf alle Schulformen, dass "zu keinem Zeitpunkt alle Schulleiterstellen besetzt sein können", wie ein Ministeriumssprecher mitteilte. Entsprechend seien derzeit auch drei Schulleiterstellen an Gemeinschaftsschulen, drei an Förderschulen und eine an einer Berufsschule im Saarland nicht besetzt. Als Reaktion auf den Brandbrief des SLLV vor knapp zwei Jahren seien im Ministerium "Lösungsmöglichkeiten erörtert" worden, erklärt der Sprecher. Eine höhere Besoldung für Grundschulrektoren komme aber nicht in Frage. Denn: "Aufgrund des bestehenden Finanzierungsvorbehaltes sowie der Tatsache, dass das Saarland sich im Ländervergleich im üblichen Rahmen bewegt, sind keine außerordentlichen Abweichungen vertretbar."

Die Attraktivität der Schulleiter-Posten zu erhöhen, fordern inzwischen auch die Piraten. Sie glauben, dass sich die Situation in den nächsten Jahren noch verschärfen werde, weil etliche der Schulleiter im Saarland über 60 Jahre alt und somit kurz vor dem Eintritt in den Altersruhestand seien. Mit Blick auf die unbesetzten Leiterstellen in Grundschulen , sagt der ehemalige Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne): "Wichtig wäre, die Unterrichtsverpflichtung der Rektoren zu reduzieren, um die Posten attraktiver zu machen. Dazu müsste man natürlich mehr Lehrerstellen schaffen anstatt sie einzusparen, wie es die Landesregierung tut."

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