Das Musizieren ist in eine Rahmengeschichte gebettet. "Sport" lautet aktuell das Thema, und so gibt es einen "Trainingsplan": Da klettern die Finger an den Streichbögen hoch, um ein Gefühl für die korrekte Handhabung zu entwickeln, und es wird auf einer "schwarzen Kletterwand" geübt, dem Griffbrett. Die Instrumentallehrerinnen eilen durch die Reihen und zeigen Griffe, der Unterricht läuft beinahe wie am Schnürchen. Bei Aufmerksamkeitsdefiziten schrillt eine Trillerpfeife, das Sport-Motto macht's möglich, und es gibt gelbe und rote Karten.

"Die Kleinen Streicher" der Grundschule Am Ordensgut sind das Saarbrücker Pilotprojekt (Schirmherr ist Christoph Poppen, Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie) im Rahmen der Großaktion "Jedem Kind sein Instrument". Seit knapp einem Jahr werden 45 Kinder, also die komplette zweite Klassenstufe, jeden Donnerstag von Fachkräften der städtischen Musikschule unterrichtet. Die Klassenlehrerinnen sind in den Unterricht eingebunden und trainieren täglich mit dem Nachwuchs, der zwischen Cello und Violine wählen konnte. Möglich wurde das Ganze durch eine Anschubfinanzierung der Stadt und eine von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz initiierte Folgefinanzierung für die Anschaffung von Instrumenten. Sie gehören der städtischen Musikschule und werden leihweise zur Verfügung gestellt. Die anreisenden Instrumentallehrerinnen werden von der Ordensgut-Schule bezahlt, das Projekt wird durch Sponsorengelder von Kiwanis-Club, Union Stiftung, Lichtblick Saar, Mercedes Benz und Saar Ferngas unterstützt. Die Begeisterung über das Musizieren ist nicht nur bei den Kleinen Streichern selbst riesig: "Wann dürfen wir endlich üben?" oder "Ist das anstrengend, aber es macht so viel Spaß!" sind Sätze, wie sie die Klassenlehrerinnen Annette Lang-Rech und Carmen Kaczmarek häufig hören. Auch das Lehrerkollegium ist über den frischen musikalischen Wind erfreut, den die Musikschul-Lehrerinnen Susanne Richter (Cello) und Julia Schüly (Geige) in die Ordensgut-Schule bringen. Die liegt in einem sozialen Brennpunkt, und viele Kinder erfahren durch das Musizieren eine Wertschätzung, die sie sonst nicht hätten, wissen die Pädagogen. Die positiven Effekte aktiven Musizierens auf den gesamten Schulunterricht durch die Förderung der kognitiven Bereiche sind bekannt. Darüber hinaus sind das Aufeinander-Achten, das gegenseitige Sich-Korrigieren gut für die Klassengemeinschaft; es wächst das Gefühl: Jeder wird gebraucht. Die Motivation sei gigantisch, berichten die Lehrerinnen. Und so wundert's kaum, dass erste Kinder aus dem Projekt bereits für ein zweites Instrument für zuhause zu sparen beginnen. Ohnehin soll der Streichunterricht auf alle folgenden Jahrgänge ausgedehnt werden: Das erste Schuljahr wird jetzt im März einsteigen. Wie bei jedem Musiker, so sind gelungene Auftritte besonders förderlich für das Selbstbewusstsein der Knirpse. Die durften bereits mehrfach auftreten, etwa beim Elternabend. Über Benefizkonzerte möchte die Schule Werbung für das erfolgversprechende Projekt machen und hofft auf weitere Sponsoren.

Am Sonntag, 15. März, 17 Uhr, treten "Die Kleinen Streicher" in der Waldorfschule in Altenkessel bei einer Benefizveranstaltung mit Detlev Schönauer auf.