"Man sollte eher neue Polizisten einstellen"

Saarbrücken. Die Pläne des Landes zum Personalabbau bei der Polizei stoßen bei den Saarbrückern teilweise auf harsche Kritik - teilweise aber auch auf Verständnis. Jürgen Becker (46) ist Gastronom in Saarbrücken und glaubt, dass Personalabbau bei der Polizei zwangsläufig "weniger Polizeipräsenz in Saarbrücken" bedeutet und das - so meint Becker - sei "sehr schade"

Saarbrücken. Die Pläne des Landes zum Personalabbau bei der Polizei stoßen bei den Saarbrückern teilweise auf harsche Kritik - teilweise aber auch auf Verständnis. Jürgen Becker (46) ist Gastronom in Saarbrücken und glaubt, dass Personalabbau bei der Polizei zwangsläufig "weniger Polizeipräsenz in Saarbrücken" bedeutet und das - so meint Becker - sei "sehr schade". Denn rund um den St. Johanner Markt gebe es viel Vandalismus. Vor Beckers Nachbarlokal wurde gerade in der Nacht eine Pflanze beschädigt. Die Polizei sehe man schon jetzt viel zu selten. Und als er privat mal die Polizei wegen Lärms gerufen habe, habe er eine Stunde auf die Streife warten müssen. Ein Polizist habe ihm dann erklärt, dass Ruhestörungen eben nachts nicht die oberste Priorität hätten. "Das verstehe ich ja, trotzdem sind sie dann aber auch erst gekommen, als ich reklamiert habe", meint Becker.Martina Hollinger (42) aus Alt-Saarbrücken hat in der SZ von der Kriminalstatistik gelesen - konnte sie aber nicht nachvollziehen. Hollinger meint, Saarbrücken sei eine sichere Stadt mit genügend Polizei und verrät: "Ich habe die Polizei noch nie gebraucht."

Michael Viebig (57) ist von der Politik enttäuscht: "Die reden von Einsparungen, verschwenden aber Millionen für einen Museumsneubau oder für unrealistische Pläne für eine Stadtmitte am Fluss. Die begründeten Sicherheitsbedürfnisse der Bürger müssen doch wichtiger sein, als das Prestige der Stadt. Die Kontaktpolizei habe ich schon länger nicht mehr auf der Straße gesehen."

Heinz Enderlein (65) stammt aus Quierschied und wohnt heute in Kiel. Er kam dieser Tage nach 18 Jahren erstmals wieder nach Saarbrücken: "Mir ist sofort aufgefallen, dass man hier viel weniger Polizei auf der Straße sieht, als in Kiel." Dass Saarbrücken einen Spitzenplatz in der Kriminalitätsstatistik belegen soll, will Enderlein nicht einleuchten: "Natürlich hat sich die Stadt sehr verändert, aber unsicher fühlt man sich hier nicht." Auch Rentnerin Helga Kaup (71) fühlt sich in Saarbrücken sicher: "Ich wohne in Emmersweiler, bin aber jede Woche hier in der Stadt." Trotzdem meint Kaup, das Land solle lieber an anderen Stellen, als bei der Polizei sparen. Denn schließlich gingen bei einer solchen Sparaktion ja Arbeitsplätze verloren.

Ähnlich denkt die Selbstständige Dorothee Schmitt (53): "Ich verstehe absolut nicht, was das mit der Stelleneinsparung soll. Man sollte wohl eher neue Polizisten einstellen." Anders als Helga Kaup fühlt sich Dorothee Schmitt alles andere als sicher in der Stadt: "Besonders wenn ich spät abends oder nachts hier unterwegs bin, renne ich schon fast durch die Straßen, weil ich etwas Angst habe. Meistens suche ich mir jemanden, der mit mir geht, weil ich alleine zu viel Angst habe."

Eine ganz andere Ansicht hat Walter Ries. Er versteht nicht, warum das Saarland mit nur rund einer Million Einwohnern überhaupt so viele Polizisten und Polizei-Dienststellen braucht. Und die Statistik des Bundeskriminalamtes hält Ries für bedeutungslos: "Diese Statistik wurde doch komplett erfunden. Ich fühle mich sehr sicher in Saarbrücken, und Polizisten gibt es hier genug."

Ries fände es sehr gut, wenn das Land Geld sparen würde - egal an welcher Stelle.

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