Stadt regelt, wo Supermärkte aufmachen

Saarbrücken. 354 564 000 Euro. So hoch ist der Jahresumsatz aller Supermärkte in Saarbrücken. Auf einer Marktfläche von insgesamt 76 285 Quadratmetern kaufen die Saarbrücker Bürger Brotaufstrich, Tiefkühlpizza, Zahncreme und alles andere was sie zum Leben brauchen

Saarbrücken. 354 564 000 Euro. So hoch ist der Jahresumsatz aller Supermärkte in Saarbrücken. Auf einer Marktfläche von insgesamt 76 285 Quadratmetern kaufen die Saarbrücker Bürger Brotaufstrich, Tiefkühlpizza, Zahncreme und alles andere was sie zum Leben brauchen.Damit die Versorgung mit diesen Gütern in möglichst allen Ortsteilen von Saarbrücken funktioniert, hat die Stadtverwaltung schon 2008 ein Nahversorgungskonzept für Saarbrücken erstellt. Das Ziel: Jeder Saarbrücker soll innerhalb von zehn Minuten einen Supermarkt zu Fuß erreichen können. Im Umkreis von 500 Metern von jedem Wohnquartier soll ein Lebensmittelgeschäft liegen. Denn 20 Prozent der Saarbrücker besitzen kein Auto, und Einkaufen in den immer öfter am Ortsrand gelegenen Supermärkten wird für sie zum Problem.

Doch der Trend geht weg von den Supermärkten im Ortskern oder in Wohngebieten. Oft wurden Supermärkte in den vergangenen Jahren am Ortsrand oder auf der grünen Wiese gebaut. Kleinere Märkte in der Ortsmitte geraten in finanzielle Schieflage, sie bieten oft nicht dieselbe Warenvielfalt wie die großen Supermärkte außerorts.

Ein Beispiel ist der Stadtteil Bübingen. Dort kämpft eine Edeka-Filiale ums Überleben. Die Bübinger Bürger möchten, dass der Markt bleibt, denn sonst würde die einzige Einkaufsmöglichkeit, die zu Fuß erreichbar ist, verloren gehen. "Und nicht zuletzt ist der Markt im Zentrum auch ein Ort, an dem man sich trifft und miteinander schwätzt", sagt Bezirksbürgermeister Daniel Bollig.

Teil der Nahversorgungsleitlinien ist eine Bestandsaufnahme aller Supermärkte, Discounter und Warenhäuser mit mehr als 70 Quadratmetern Verkaufsfläche in Saarbrücken. 69 davon gibt es im gesamten Stadtgebiet. Kleinere Geschäfte, wie Bäckereien oder Tante-Emma-Läden wurden von der Untersuchung ausgenommen. Die Verteilung der Läden ist allerdings nicht überall gleich. Es gibt Ballungszentren und Stadtteile, die unterversorgt sind.

20 Märkte in St. Johann

Besonders viele große Lebensmittelgeschäfte sind in St. Johann. Durch die hohe Einwohnerzahl des Stadtteils und die vielen Beschäftigten, die in der Innenstadt arbeiten, ist St. Johann für Supermarktbetreiber besonders attraktiv. 20 Märkte sorgen für eine lückenlose Nahversorgung im Stadtteil. Ähnlich sieht es in den Stadtteilen Alt-Saarbrücken, Eschberg, Malstatt, Burbach und Dudweiler aus. Auch hier müssen die Bürger nur einen kurzen Weg zum nächsten Geschäft laufen.

Je weiter man sich von der Saarbrücker Innenstadt entfernt, umso problematischer wird das Einkaufen für Menschen ohne Auto.

Zum Beispiel in Gersweiler. 1955 gab es in Gersweiler noch elf Lebensmittelgeschäfte im Ortszentrum und den dichter besiedelten Wohnlagen. Heute sind es nur noch zwei Läden, einer in absoluter Randlage und einer im Zentrum von Ottenhausen. Von den Wohngebieten aus können diese Geschäfte nicht mehr zu Fuß erreicht werden. Auch im Ortskern von Altenkessel und Klarenthal gibt es heute keine größeren Lebensmittelgeschäfte mehr.

Im Osten der Stadt, rund um den Halberg, ist das Bild zweigeteilt. Die Stadtteile Güdingen, Bübingen, Brebach, Fechingen und Bischmisheim sind gut versorgt, das große Warenhaus Globus in Güdingen lockt viele Einkäufer aus der Region an. In Schafbrücke, Scheidt und Ensheim wurden drei Supermärkte vor Kurzem geschlossen. Größere Lebensmittelläden gibt es dort nicht mehr. In Eschringen ist ebenfalls kein Nahversorger mehr zu finden. Die Bewohner der Orte müssen mit dem Auto oder dem Bus zum Einkaufen fahren, um sich mit allen Gütern des täglichen Bedarfs einzudecken.

Genutzt wird die Aufstellung aller Nahversorgungsgeschäfte, um zu entscheiden, wo sich neue Lebensmittelgeschäfte ansiedeln dürfen. "Große Einkaufsmärkte, mit über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, lassen wir grundsätzlich nur noch in ausgewiesenen Kerngebieten oder in zentralen Versorgungsbereichen zu", erklärt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, "Neuansiedlungen von großflächigem Lebensmittelhandel an den Ortsrändern, in Gewerbegebieten oder auf der grünen Wiese werden nicht mehr unterstützt."

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