Maestros von morgen üben noch

Saarbrücken. Zwischen Barock und Classic-Rock ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. "Wenn Sie das so singen, klingt das wie 'We are the Champions' von Queen", mahnt Professor Gregor Grün. "Barocker" sollen sie singen, die Sänger des Kammerchors Saarbrücken. Weicher und "nicht so breit". Eine Chorprobe ist Detailarbeit

 Stipendiatin Eun Hye Cho (links) übt mit Professor Gregor Grün. Fotos: Andrea Will

Stipendiatin Eun Hye Cho (links) übt mit Professor Gregor Grün. Fotos: Andrea Will

Saarbrücken. Zwischen Barock und Classic-Rock ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. "Wenn Sie das so singen, klingt das wie 'We are the Champions' von Queen", mahnt Professor Gregor Grün. "Barocker" sollen sie singen, die Sänger des Kammerchors Saarbrücken. Weicher und "nicht so breit". Eine Chorprobe ist Detailarbeit. Kaum einer weiß das besser als Professor Gregor Grün: Er hat den Kammerchor Saarbrücken nach seinem Studium der Musikwissenschaft, Kirchen- und Schulmusik und des Dirigierens an der Hochschule für Musik des Saarlandes gegründet. Um ein guter Dirigent zu sein, bedarf es eines beinahe lebenslangen Lernprozesses. "Manche sagen, dass man erst mit 70 Jahren zum Spitzendirigenten werden kann", erzählt Grün.Am vergangenen Wochenende erklärt er nicht nur seinen Sängern, was der Unterschied zwischen "We are the Champions" und Bachs h-Moll-Messe ist - auch vier junge Dirigenten des Deutschen Musikrats (DMR) hat der Professor unter seine Fittiche genommen.

Bereits zum zweiten Mal dirigieren vier Stipendiaten des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates ein ganzes Wochenende den Kammerchor Saarbrücken.

Die vier jungen Chorleiter stehen am Ende ihres Studiums oder bereits am Anfang ihrer Tätigkeit als Dirigent.

Eun Hye Cho dirigiert mit vollem Körpereinsatz. Seit 2007 studiert sie das Dirigieren an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Bereits als Grundschülerin schwang sie für ihre Klassenkameraden den Taktstock in ihrer Heimat Korea, wo sie Kirchenmusik studiert hat. Arme und Rumpf schweben im Einklang zur Musik mit, fast als pulsiere ein inneres Metronom durch ihre Gliedmaßen. Doch: "Tanzen können Sie woanders", mahnt Professor Grün. Bei der h-Moll-Messe sollten die Füße stillstehen. Mihály Menelaos Zekes Füße stehen versteinert vor den Sängern, mit beinahe behutsamen Bewegungen leitet er durch die Musik. Nur seine Augen strahlen. "Ein Chor merkt sofort, wenn ein Dirigent keine Leidenschaft verspürt", sagt der gebürtige Brite, der seine musikalische Ausbildung an der Musikhochschule in Stuttgart und am Konservatorium in Athen absolvierte. "Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Sängern machen mir große Freude", sagt er. Ein guter Dirigent nämlich kommuniziert mit den Musikern, rationalisiert seine Höreindrücke und bündelt alle musikalischen Faktoren. Keiner kennt ein aufgeführtes Stück besser als der leitende Dirigent. Bachs h-Moll-Messe dauert gute anderthalb Stunden. Um vor den 45 fremden Sängern des Chors zu bestehen, müssen die vier Nachwuchsdirigenten bestens vorbereitet sein. "Der Kammerchor ist ein fantastischer Chor, obwohl er nicht aus Profis besteht", sagt Christian Meister, "das macht es einem als Dirigent einfacher." Meister ist freischaffender Dirigent, Sänger und Pädagoge. Bereits während seiner Studienzeit leitete er diverse Chöre, assistierte unter anderem beim Philharmonischen Chor in München.

Auch Lukas Grimm dirigiert während seiner Studienzeit zahlreiche Chöre, er ist Masterstudent im Bereich Kirchenmusik in Stuttgart. Als Kind schlug er auf dem Schoß seines Großvaters den Takt - bis heute hat er sich die Leidenschaft, den Stab zu führen, beibehalten. Dass die vier jungen Chorleiter mit Leidenschaft arbeiten, attestieren ihnen die Sänger des Kammerchors. Viel freier seien sie innerhalb des Probewochenendes geworden. "Bewundernswert schnell haben sie sich mit dem fremden Chor zurechtgefunden", findet eine Sängerin. Und auch Gregor Grün lobt seine Schützlinge: "Obwohl das Dirigentenforum unter dem Motto 'Maestros von morgen' steht, hat keiner der vier heute den Maestro gespielt." Vielmehr seien sie nochmals zu Gesellen geworden. "Den Dirigierkurs haben sie als Werkstatt genutzt", urteilt der Professor voller Anerkennung.

 Professor Gregor Grün gibt Stipendiat Lukas Grimm gute Ratschläge.

Professor Gregor Grün gibt Stipendiat Lukas Grimm gute Ratschläge.

 Christian Meister arbeitet bereits als freischaffender Dirigent.

Christian Meister arbeitet bereits als freischaffender Dirigent.

Am 11. November führt der Kammerchor Saarbrücken die h-Moll-Messe in Saarlouis auf. "Würde ich an diesem Tag krank sein", adelt Grün die Stipendiaten, "jeder der vier könnte im Ernstfall meinen Platz einnehmen."

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