Land will Unrecht aufarbeiten

Saarbrücken · Kinder und Jugendliche, die zwischen 1949 und 1975 in der so genannten Heimerziehung untergebracht waren, erfuhren vielfach körperliches und seelisches Leid. Dieses Kapitel soll nun wissenschaftlich aufgearbeitet werden.

Das Sozialministerium will die Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen in den 50er und 60er Jahren im Saarland wissenschaftlich fundiert aufarbeiten und dokumentieren. Geleitet werden soll das auf drei Jahre angelegte Projekt von Professor Christian Schrapper von der Universität Koblenz-Landau. Das teilte das Ministerium nach einer Sitzung des Landesjugendhilfeauschusses am Mittwoch mit. "Unrecht bleibt Unrecht und kann nicht wiedergutgemacht werden, doch es gilt dieses Unrecht aufzuarbeiten und anzuerkennen", sagte Sozialminister Andreas Storm (CDU ). Von 1949 bis 1975 befanden sich bis zu 800 000 Kinder und Jugendliche in Heimerziehungseinrichtungen in Deutschland. Der Heimaufenthalt war vielfach von traumatisierenden Lebens- und Erziehungsverhältnissen geprägt.

Zur Aufarbeitung des Unrechts an ehemaligen Heimkindern war Anfang 2012 in Kooperation von Bund, westdeutschen Bundesländern und Kirchen der Fonds "Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975" eingerichtet worden. Aus diesem Fond werden den Betroffenen - im Saarland sind dies mehr als 200 Betroffene - unter anderem finanzielle Leistungen, Rentenersatzleistungen oder therapeutische oder medizinische Hilfen gewährt, so das Ministerium.

Unter der Beteiligung von ehemaligen Heimkindern und Trägern von Heimeinrichtungen soll die Heimerziehungsgeschichte im Saarland nun "kritisch analysiert und entsprechende Präventionsstrategien zur Vermeidung von Machtmissbrauch und Grenzüberschreitung gegenüber Kindern und Jugendlichen entwickelt werden", wie das Ministerium mitteilte. Der Landesjugendhilfeausschuss (LJHA) werde die Aufarbeitung unterstützen. Dessen Vorsitzender Peter Barrois betonte, "das Thema hat den LJHA schon seit geraumer Zeit beschäftigt". Die bisherige Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium trage nun Früchte.

Betroffene können ihren Anspruch auf Unterstützungsleistungen aus dem Heimfonds West noch bis 31. Dezember 2014 beim Landesjugendamt anmelden.

Infos: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie & Landesjugendamt, Ursulinenstraße 8 - 16, 66111 Saarbrücken, Tel.: (06 81) 5 01 20 83.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort