Kitas im Saarland suchen Erzieher

Saarbrücken/Dillingen · Vielen Kitas mangelt es an Fachkräften. Vor allem befristete Stellen bleiben unbesetzt. Die Hoffnung ruft auf dem Zuwachs von Auszubildenden.

 Viele Erzieher-Stellen in Kitas werden mit Kinderpflegern besetzt, weil Fachkräfte fehlen. Foto: Georg Werndt/dpa

Viele Erzieher-Stellen in Kitas werden mit Kinderpflegern besetzt, weil Fachkräfte fehlen. Foto: Georg Werndt/dpa

Foto: Georg Werndt/dpa

Der größte gemeinnützige Träger katholischer Kindertageseinrichtungen im Saarland, die Kita gGmbH, sucht Erzieher. Rainer Borens, kaufmännischer Geschäftsführer, und seine kaufmännische Assistentin Julia Selzer klagen über Fachkräftemangel.

Derzeit hätten sie in ihren 159 Einrichtungen über 30 offene Stellen. In besonders prekären Zeiten hätten sie schon bis zu 60 unbesetzte Stellen gehabt, ergänzt Selzer. Besonders für kurzzeitig befristete Stellen fänden sie kein Personal. Kleinere Einrichtungen hätten durch den Personalmangel erhebliche Probleme, vor allem, wenn es durch Krankheit und Urlaub zu zusätzlichen Ausfällen komme.

Durch den Erziehermangel müssten sie außerdem auch Stellen mit ausgebildeten Kinderpflegern besetzen, um die Lücken zu schließen. Das Bildungsministerium erklärte hierzu, Kinderpfleger seien Fachkräfte für die Arbeit in Kitas. Sie dürften eingestellt werden, um Stellen, für die man keine Erzieher finde, zu besetzen. Allerdings dürfe nur maximal ein Drittel des Personals aus Kinderpflegern bestehen.

Gründe für den Fachkräftemangel sehen Selzer und Borens unter anderem darin, dass der Krippenausbau in den letzten zehn Jahren etliche Arbeitsplätze für Erzieher geschaffen habe. Allein in ihrer Trägerschaft seien etwa 800 zusätzliche Stellen entstanden.

Gründe

Gleichzeitig habe es aber nicht mehr neue auszubildende Erzieher gegeben. Mit der aktuell geforderten Verlängerung der Betreuungszeiten in den Kitas werde dieses Problem verschärft. Eine Ausweitung der Betreuungszeiten schaffe neue Arbeitsplätze, die mit den derzeitig verfügbaren Fachkräften nicht zu besetzen seien.

Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Saarland im Januar 66 offene Stellen in Kindergärten und Vorschulen gemeldet. Eine Sprecherin der Agentur für Arbeit bestätigte, es gebe einen großen Fachkräftebedarf in dem Bereich. Arbeitslos gemeldete Erzieher gebe es außerdem kaum, und falls doch, suchten diese natürlich unbefristete Stellen. Zeitlich stark befristete Stellenangebote seien entsprechend schwer zu besetzen.

Thomas Blug, Pressesprecher der Stadt Saarbrücken, erklärte: "Die Arbeitsmarktlage im Erziehungsbereich gestaltet sich schwierig, was bereits zu angespannten Personalsituationen und Belastungen für die Mitarbeiter geführt hat; dies ist auch für die Zukunft nicht auszuschließen."

Derzeit seien die Kindertageseinrichtungen der Landeshauptstadt aber sowohl qualitativ als auch quantitativ ausreichend personalisiert, berichtete Blug. Die Landeshauptstadt Saarbrücken beschäftige aktuell 353 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeitarbeitsverhältnissen in den 20 städtischen Kindertageseinrichtungen.

60 davon seien ausgebildete Kinderpfleger. Um auf Ausfälle reagieren zu können, halte die Landeshauptstadt mittlerweile 20 Springerstellen in Vollzeit vor, die zurzeit mit Ausnahme einer Stelle personalisiert seien, so Blug.

Weitere Stellungnahmen

Der Geschäftsführer des Verbunds Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland, Lutz Albersdörfer, sagte, auch sie hätten derzeit keinen Personalmangel. Er bestätigte zwar, dass es einen Mangel an Erziehern gebe, in ihren Einrichtungen hätten sie dadurch aber keine Probleme. Seinem Verbund seien 26 Einrichtungen angeschlossen und damit seien sie der größte evangelische Träger im Saarland.

Derzeit seien bei ihnen fast alle Stellen besetzt. Die Stellenbesetzung mit Kinderpflegern schließe die Lücken, die durch den Fachkräftemangel entstanden seien.

Das Bildungsministerium sehe das Problem eines Fachkräftemangels nicht, teilte eine Sprecherin auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung mit. Aktuell schätze man die Lage so ein, dass reguläre freie Stellen durchaus besetzt werden könnten. Nur bei befristeten Stellen gelinge eine Neubesetzung in Einzelfällen nicht.

Die Sprecherin erklärte außerdem, in den letzten Jahren habe es wieder mehr auszubildende Erzieher gegeben, die Zahl der Ausbildungsplätze sei fast verdoppelt worden. Im kommenden Schuljahr würden voraussichtlich 500 frisch ausgebildete, staatlich geprüfte Erzieher auf den Arbeitsmarkt kommen. Das seien deutlich mehr als in den Vorjahren.

Julia Selzer von der katholische Kita gGmbH sagte dazu, ein Zuwachs an Auszubildenden könne die Situation sicherlich entschärfen. Ob der Bedarf damit künftig gedeckt werden könne, sei aber fraglich, denn der Bedarf könne künftig durch Angebotserweiterungen möglicherweise weiter steigen. Außerdem wollten nicht alle Absolventen nach der Ausbildung in Kindertageseinrichtungen arbeiten. Einige wechselten zum Beispiel stattdessen in die Heimerziehung, erklärte Selzer.

Zum ThemaErzieher oder Kinderpfleger? Bei der Arbeit in Kindertagesstätten werden sowohl Erzieher als auch Kinderpfleger eingesetzt. Die Berufsbilder unterscheiden sich in der Ausbildung sowie in der Bandbreite der Aufgaben, die übernommen werden können.

Im Gegensatz zu Erziehern, die mit Menschen jedes Alters arbeiten können, betreuen Kinderpfleger nur Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit. Sie gelten als pädagogische Ergänzungskräfte, können also beispielsweise nicht die Gesamtverantwortung für eine Gruppe tragen. Dies bleibt den Erziehern als pädagogischen Fachkräften vorbehalten.

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