Jugendamt setzt auf starke Kinder und Eltern

Saarbrücken · Vor der Spardiskussion ist Petra Spoo-Ludwig, der neuen Chefin des Jugendamts, nicht bange. Bei den Ausgaben liege der Regionalverband besser als vergleichbare Ballungszentren in Rheinland-Pfalz. Rund 100 Millionen Euro kostet die Jugendhilfe in diesem Jahr.

Seit 32 Jahren arbeitet sie schon im Jugendamt, nun hat es Petra Spoo-Ludwig an die Spitze geschafft. Manchmal sei es immer noch ungewohnt, nun auf dem Chefsessel in der Heuduckstraße zu sitzen, sagt die 54-Jährige. Sie löste Uschi Biedenkopf ab, die aus gesundheitlichen Gründen ihren Platz räumte. Zwar kennt Spoo-Ludwig viele Mitarbeiter schon lange, aber das Verhältnis hat sich verändert: "Ich werde jetzt anders wahrgenommen." Spoo-Ludwig legt auf Teamarbeit großen Wert. Doch die hat Grenzen: "Ich kann nicht alles im Diskurs erledigen." Am Ende müsse sie die Entscheidungen treffen und verantworten.

Spoo-Ludwig hat die Leitung des Jugendamtes in einer Zeit übernommen, in der die Diskussion über Einsparungen auch in der Jugendhilfe in vollem Gang ist. "Diese Spardiskussion höre ich schon lange." Dabei dürfe der Regionalverband aber nicht mit anderen saarländischen Landkreisen verglichen werden, sondern mit Ballungsräumen in Rheinland-Pfalz, die vor ähnlichen Herausforderungen wie der Regionalverband stehen, meint sie. Ein Gutachten des Instituts für Sozialpädagogische Forschung in Mainz für das Jahr 2013 habe ergeben, dass der Regionalverband bei der Zahl von Kindern und Jugendlichen, die Hilfe bekommen, auch im Vergleich mit Städten wie Kaiserslautern und Trier gut dastehe, erklärt Spoo-Ludwig. Die Bruttoausgaben pro Fall für Kinder und junge Menschen unter 21 Jahren liegen demnach im Regionalverband bei durchschnittlich 618 Euro , in den rheinland-pfälzischen Vergleichsstädten aber bei 662 Euro . Die Jugendamts-Chefin macht deutlich, wie stark sich die Probleme im Regionalverband konzentrieren: "Jedes vierte Kind unter 15 Jahren lebt hier von Hartz IV." Weil das Armutsrisiko höher als in anderen saarländischen Landkreisen sei, erhielten hier auch mehr Kinder und Jugendliche Geld vom Jugendamt. 100 Millionen Euro gebe der Regionalverband in diesem Jahr für die Jugendhilfe aus. Zu diesen Zahlungen sei das Amt nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz verpflichtet.

Spoo-Ludwig setzt darauf, Familien früh zu helfen. Die Kinderhäuser sowie Kinder- und Elternbildungszentren seien sehr wichtig. "Dort wird den Kindern vermittelt: Ihr seid etwas wert. Das macht sie stark." Die Kinder und Jugendlichen kämen dann besser in der Schule klar und würden hoffentlich auch den Abschluss schaffen. Großen Wert legt sie auch auf die Arbeit mit den Eltern . Spoo-Ludwig: "Hier geht es nicht um Ausgaben, sondern um wichtige Investitionen."

Eine Sache ging sie gleich nach ihrem Amtsantritt an: Bei der Finanzierung von Integrationshelfern für Kinder mit einer "seelischen Behinderung", zum Beispiel Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten, will sie eine andere Kostenverteilung erreichen. Darüber verhandele sie mit dem Bildungsministerium, sagt Spoo-Ludwig. Ihr sei aufgefallen, dass die Grundschulen sehr schnell nach Hilfe rufen und die Kosten explodieren. 2,4 Millionen Euro sind das in diesem Jahr. 2014 musste das Jugendamt für 230 Kinder und Jugendliche einen Integrationshelfer bezahlen.

Dies sei aber nicht im Sinn der Inklusion, also der Gleichberechtigung von Behinderten und Nicht-Behinderten, meint Spoo-Ludwig. Sie kann sich vorstellen, dass diese Helfer flexibel in der Schule eingesetzt werden.

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HintergrundRund 2500 Kinder und Jugendliche hat das Jugendamt im vergangenen Jahr unterstützt. 241 Kinder mussten die Mitarbeiter dabei von ihren Eltern trennen. 2013 lag die Zahl dieser "Inobhutnahmen" bei 223. Dazu kommen die minderjährigen Flüchtlinge. 2014 nahm das Jugendamt 267 auf, deutlich mehr als die 212 ein Jahr zuvor, teilte Amtsleiterin Petra Spoo-Ludwig mit. sm

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