"Ich könnte das nie gegen eine besser honorierte Arbeit eintauschen"

Sie haben mir von Ihrer ersten Statistenrolle am Theater erzählt. Wie kamen sie zur Statisterie? Stroux: Die erste Rolle war ein Sprung ins kalte Wasser, da es sich um eine Nacktrolle handelte. Ich habe mich damals umgeschaut, wo ich mich mit meinen bescheidenen darstellerischen Fähigkeiten einbringen konnte und bin auf die Statisterie des SST gekommen

 In der Garderobe lässt Ludwig Stroux gern den Zauber der Geräusche auf sich wirken, die durchs Theater schweben. Foto: Becker&Bredel

In der Garderobe lässt Ludwig Stroux gern den Zauber der Geräusche auf sich wirken, die durchs Theater schweben. Foto: Becker&Bredel

Sie haben mir von Ihrer ersten Statistenrolle am Theater erzählt. Wie kamen sie zur Statisterie?

Stroux: Die erste Rolle war ein Sprung ins kalte Wasser, da es sich um eine Nacktrolle handelte. Ich habe mich damals umgeschaut, wo ich mich mit meinen bescheidenen darstellerischen Fähigkeiten einbringen konnte und bin auf die Statisterie des SST gekommen.

In welcher Produktion?

Stroux: Das war in "Nabucco". Wir waren Krieger, die sich vor ihrem letzten Kampf rituell einölten und sich dann in einer Sandkiste wälzten. Wir sahen aus wie panierte Chickenwings.

Wer führte damals Regie?

Stroux: Das war unter der Regie von Johann Kresnik, ein Enfant terrible der deutschen Regielandschaft. Wenn man seinen Namen in den Kultursendern hört, geht es meistens um eine Skandalinszenierung. Knallende Türen, kotzendes Publikum und Ähnliches. In Saarbrücken legte er damals auch die Regie nieder, weil es unheimliche Unstimmigkeiten zwischen Chor, Dirigenten und ihm gab.

Das schreckte sie aber nicht ab?

Stroux: Ich kam da unvoreingenommen hin und war vorher nie Zuhörer oder Zuschauer in der Oper. Ich komme zwar aus einem Künstlerelternhaus beziehungsweise Musikerelternhaus, aber das hat mich schon allein aus Opposition alles nicht interessiert.

Seitdem sind sie in jeder Spielzeit dabei?

Stroux: Seitdem bin ich in jeder Spielzeit dabei. Mal mehr, mal weniger. Ich komme in den zehn Jahren auf 34 Produktionen.

Sie haben bereits Johann Kresnik erwähnt. Lernten Sie noch andere Theater-Koryphäen kennen?

Stroux: Da wäre auf jeden Fall Christian Pöppelreiter zu nennen, ein Regisseur von europäischem Rang. Das ergibt sich schon aus der Tatsache, dass Daniel Libeskind oft die Bühnenbilder zu seinen Opern gestaltet. Hervorzuheben sind auch die Weihnachtsmärchen. Vor 800 Kindern zu singen und zu tanzen macht unheimlich Spaß. Das sind mal mehr, mal weniger bekannte Stücke, zum Beispiel "Ronja Räubertocher" oder "Urmel aus dem Eis". Immer mit ein wenig Musik und Tanz. Da muss man auch nicht perfekt sein. Die Kinder honorieren das schon.

Gab es auch Schauspieler, die Sie besonders fasziniert haben?

Stroux: Natürlich haben mich immer wieder Leute besonders beeindruckt. Es waren oft die Älteren, die Charakterdarsteller, wie der Darsteller des König Lear, Friedhelm Eberle. Die 40 Jahre Bühnenerfahrung spürt man.

Sie haben den Intendantenwechsel von Kurt-Josef Schildknecht zu Dagmar Schlingmann 2006/2007 miterlebt? Positiv?

Stroux: Nein. Nicht etwa wegen Dagmar Schlingmann, aber dieser Wechsel ging ja Hand in Hand mit enormen finanziellen Kürzungen. Die Einsparungen sind wirklich spürbar, sogar in der Statisterie gibt es weniger Jobs.

Theaterpolitik?

Stroux: Theaterpolitik wird interessant, wenn sie einen selbst betrifft. Wir gingen damals auch auf die Straße. In sämtlichen Städten des Saarlandes haben wir bei ähnlichen Temperaturen wie jetzt gegen die Sparmaßnahmen der Regierung in Kostümen Unterschriften gesammelt.

Was ist das Besondere für sie, wenn sie im Theater sind?

Stroux: Wenn ich ins Theater gehe und mich still in die Garderobe setze, dann ist das wie in einem summenden Bienenstock. Über dir hörst du die Balletttänzer und die Musik des Repetitors und ein paar Räume weiter die Solisten, die ihre Arien üben. Da fühle ich mich wohl. Deswegen könnte ich das nie gegen eine besser honorierte Arbeit tauschen. Da bin ich lieber finanziell mit dem Spatz in der Hand zufrieden.

Aktuell sind sie u.a. in der "Cavalleria Rusticana" unter der Regie von Inga Levant zu sehen. Wie waren die Vorbereitungen?

Stroux: Super. Zuvor durfte ich schon in "Kullervo" und "Carmen" mit ihr arbeiten.

Wen spielen sie?

Stroux: Ich habe einen Auftritt als Papst Pius XII. Über ihn ist ja aktuell besonders oft zu lesen.

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