"Ich bin Deutschland dankbar"

Saarbrücken. "Es ist ein schönes Gefühl endlich einen Pass zu haben, der einen nicht mehr als staatenlos führt", sagt Franklin Amirthanathan (24) und strahlt. Immer wieder blitzt sein Lächeln auf. Am 6. September überreichte ihm der Saarbrücker Dezernent Harald Schindel die deutsche Einbürgungsurkunde im Rathaus St. Johann

 Franklin Amirthanathan wurde vor 24 Jahren in Eppelborn geboren und hat die letzten sieben Jahre lang darum gekämpft, Deutscher zu werden. Foto: Iris Maurer

Franklin Amirthanathan wurde vor 24 Jahren in Eppelborn geboren und hat die letzten sieben Jahre lang darum gekämpft, Deutscher zu werden. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. "Es ist ein schönes Gefühl endlich einen Pass zu haben, der einen nicht mehr als staatenlos führt", sagt Franklin Amirthanathan (24) und strahlt. Immer wieder blitzt sein Lächeln auf. Am 6. September überreichte ihm der Saarbrücker Dezernent Harald Schindel die deutsche Einbürgungsurkunde im Rathaus St. Johann.Denn obwohl der gebürtige Eppelborner sein ganzes Leben im Saarland verbringt, erhält er wie seine tamilischen Eltern "nur den grünen Flüchtlingspass". Seine Eltern verließen Sri Lanka 1982. Erst lebten sie in Frankreich bei Verwandten, ab 1984 in Deutschland. "Sie flüchteten damals in eine bessere Zukunft."

In Sri Lanka wütet ab 1983 ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den Singhalesen und der tamilischen Minderheit, zu der auch seine Familie zählt. Die Kämpfe dauern 37 Jahre lang. Bisher hat er das Heimatland seiner Eltern "aus Zeitmangel" nie besucht. "Das Land kenne ich nur aus Erzählungen und den Medien." Dann hält er kurz inne: "Zu meinen Freunden zählen auch Singhalesen", sagt er, um zu verdeutlichen, dass der Krieg seines Herkunftslandes, der Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen, ihn nie erreicht hat.

Dass er in Deutschland aufwächst, betrachtet er als Glücksfall. Nicht nur, weil die Familie dem Krieg entflieht, sondern auch, "weil ich finde, dass wir hier in einem privilegierten Land leben. Ich konnte hier die Schule besuchen, habe an der Fachhochschule Kaiserslautern Betriebswirtschaftlehre studiert. Für das alles bin ich Deutschland dankbar."

Gerade schreibt der 24-Jährige an seiner Bachelorarbeit und will schnell einen Job im Bereich Controlling finden. Obwohl er hier aufwächst, fühlt er sich "nicht ganz deutsch, auch meine tamilischen Wurzeln gehören zu mir". Dann grinst er wieder: "Ich esse gern Curry, Reis, gegartes Gemüse, aber auch gerne Schaales oder Spätzle. Ist doch gut, wenn man sich das Beste aus beiden Kulturen picken kann, oder?"

Seine Eltern, die ihm sein Aussehen vererbten, die Kultur ihres Heimatlandes zuhause vorlebten, ihm Tamilisch beibrachten, sind heute nicht mehr da. "Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich neun Jahre alt war. Mein Vater kehrte zurück nach Sri Lanka. Wir haben keinen Kontakt." Fehlt er? "Ehrlich gesagt, nein. Aber meine Mutter vermisse ich. Sie starb 2008 an einem Asthmaanfall. Ganz plötzlich. Sie war erst 48."

Wenn er von seiner Mutter spricht, spürt man die große Bewunderung und Liebe. "Sie hat für uns immer gesorgt, obwohl ihr das in der Fremde bestimmt nicht immer leicht gefallen ist", sagt er ernst. "Sie hat in einer Schule als Putz- und Kantinenhilfe gearbeitet. In Teilzeit, damit sie sich auch um meine zwei Geschwister und mich kümmern konnte."

Ihren Tod hat er mittlerweile verarbeitet, auch "weil ich nie allein war, mein Bruder ist 28 und meine Schwester 26 Jahre alt, wir stehen uns sehr nahe und wollen auch demnächst zusammenziehen".

Ändert sich etwas mit dem neuen Pass? "Ich werde bei Passkontrollen kein mulmiges Gefühl mehr haben", lacht er. Sieben Jahre musste er auf seine Einbürgerung warten, weil er erst "viele bürokratische Hürden meistern" musste. "Meine Eltern hatten mich nie in Sri Lanka registrieren lassen. Das war ein Problem, weil ich beweisen musste, dass ich ursprünglich aus Sri Lanka stamme. Ich kann nicht zählen, wie oft meine Geschwister und ich in der Botschaft in Frankfurt waren, bis alle Formalien geklärt waren."

Dann sagt er zufrieden: "Wir sind nun alle drei deutsch."

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