Gottes Geist auch auf der Wiese

Neunkirchen · Vier Gemeinden im Landkreis haben sich an Pfingstsonntag an der „Nacht der Kirchen“ beteiligt – jeweils mit attraktiven Komplett-Paketen, bestehend aus Konzerten, Andachten, Aktionen und natürlich auch Bewirtung und Begegnungsmöglichkeiten. Wir besuchten die Christuskirche Neunkirchen und das Gemeindezentrum St. Johannes Wellesweiler.

 Bei dem Konzert in der Christuskirche wurde Nino Deda zum Ehrenkantor ernannt. Er leitet den Chor Gospeltrain. Foto: Willi Hiegel

Bei dem Konzert in der Christuskirche wurde Nino Deda zum Ehrenkantor ernannt. Er leitet den Chor Gospeltrain. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Eigentlich ist Kirche ja immer ein Angebot, eine stete Einladung - ein Geschenk, das jeden meint und niemanden ausschließt. Nur wahrgenommen wird das so kaum noch. Weshalb es etwas zugkräftigerer Angebote bedarf wie etwa die "Nacht der Kirchen" am Sonntag. Als sehr zugkräftig erwies sich das Konzept in der Christuskirche. Etwa 150 Menschen genossen dort den Auftakt mit dem Gospeltrain. Sie wurden nicht nur Zeuge eines mitreißenden Vortrages, der vor Lebensfreude nur so sprühte. Ernannte Kreiskantor Helmut Werz doch Chorleiter Nino Deda im Anschluss überraschend zum Kantor: "Wir haben in dir einen Künstler, der immer wieder schöne Konzerte gestaltet, der Leben in die Bude bringt, der Musik von Herzen für Herzen macht", so Werz. "Und immer nebenamtlich. Das hat uns vom Presbyterium nicht gefallen." Also stellte man entsprechende Anträge, der Landeskirchendirektor und der Superintendent gaben ihr ok und jetzt "darfst du den Ehrentitel Kantor tragen". Was Deda sichtlich nahe ging. Zwar wird sich laut Werz dadurch nichts ändern, schon gar nicht finanziell. "Aber ich finde, das ist jetzt eine realistischere Bezeichnung."

Weiter ging es im Programm mit Kammermusik, bei dem neben Gesangssolistinnen und einer Querflötistin auch Geburtstagskind Uwe Ziermann am Klavier beteiligt war - er erhielt von den Anwesen noch flugs ein "Viel Glück und viel Segen"-Ständchen. Auch später wurde noch gemeinsam gesungen: Die Kombination "Herr bleibe bei uns" (Damenstimmen) und "Der Mond ist aufgegangen" (Herrenstimmen) als Kanon entpuppte sich als Volltreffer, was Helmut Werz schon auf einen neuen Männerchor spekulieren ließ. Pendelnd zwischen Kirchsaal und Vorraum kamen später noch die Kantorei, Orgel und Flötenkreis zum Einsatz, bevor die mit "Kirche klingt" überschriebene Veranstaltung meditativ mit Taizé-Gesängen, Lesung und Gebet in den noch immer milden Morgenstunden ausklang.

Während man sich in der Christuskirche gewissermaßen in der bequemen Home-Zone bewegte und damit auch exakt die Menschen erreichte, die man immer erreicht, versuchten sich die Wellesweiler an einem experimentelleren Kontrastprogramm. Und es funktionierte: Als es die jungen Musiker der Krebsberg-Schülerband Random Heap am St. Johannnes Gemeindezentrum ordentlich krachen ließen, genoss das ein altersmäßig bunt gemischtes Publikum. Etwa 100 Zuhörer nahmen beim Open Air-Konzert auf der Wiese Platz. Kurz vor zehn Uhr bat Kirchenmusiker Maximilian Rajczyk die Gäste dann in den Andachtsraum zu einer musikalisch anspruchsvollen Zeitreise, beginnend mit einer Bachkantate. Und siehe da: Viele der Jugendlichen kamen vorbei und ließen die klassische Musik auf sich wirken, vorgetragen unter anderem von der stimmgewaltigen Sopranistin Katarina Brandel, die wie Rajczyk an der Hochschule für bildende Künste Saar studiert. "Es ist das erste Mal, dass wir bei der Nacht der Kirchen mitmachen", informierte Initiator Rajczyk. "Wir wollten mit unserem Programm dem Geist nachspüren, der hier in der neuen Kirche weht" - einem multifunktionalen Gebäude, "das nichts mehr mit einem klassischen Sakralbau zu tun hat".

Wobei es gar nicht so sehr um größtmögliche Resonanz gehe, sondern darum, "schöne Musik zu spielen". Funktioniert hat am Ende beides.

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