Eisige Zeiten für Namborns Kasse

Kommunalwahl 2014 · Die Unterschiede zwischen den Zielen der Spitzenkandidaten zur Gemeinderatswahl in Namborn sind marginal. Ihnen gemeinsam ist das Ziel, sich für eine lebenswerte Gemeinschaft einzusetzen.

27 Sitze sind im Namborner Gemeinderat bei der Kommunalwahl am Sonntag, 25. Mai, zu vergeben. Drei Parteien und eine Wählergruppe bewerben sich. Infos zur Wahl bietet heute die SZ auf dieser Seite.Frostig ging's während der fünf Jahre seit der Kommunalwahl 2009 in der Gemeinde Namborn zu. Weniger beim Umgang miteinander als bei dem mit übergeordneten Behörden und Anrainer-Kommunen. Da legten sich sowohl Theo Staub (SPD) als auch sein Gemeinderat mit denen an, die sich direkt oder über Umwege an den Inhalt der Gemeindekasse herantasteten.

Erstmals holte der Rathauschef Mitte 2010 aus, um Finanzlöcher zu stopfen. Mit einer Rechnung sorgte er da bei seinem St. Wendeler Amtskollegen Klaus Bouillon (CDU), gelinde gesagt, für Verstimmung. Staub forderte von der Kreisstadt, ab sofort für jene Kinder zu blechen, die in Namborn Tagesstätten nutzen. Die Summe: über 20 000 Euro. Bouillon ließ unmissverständlich wissen, dass St. Wendel beim Bau des Radweges auf der ehemaligen Eisenbahntrasse zwischen Kreisstadt und Tholey auf Namborner Bann vorfinanziert habe. Kosten: 21 464,20 Euro. Weiter ließ Bouillon mit spitzem Unterton wissen: "Ich gehe davon aus, dass einer Aufrechnung unsererseits Ihrer Forderung nichts entgegensteht" und er "in den nächsten vier Jahren die angeforderten Beträge nicht überweisen" werde. Staub und die Namborner Gemeinderäte hielten sich nach dieser harschen Antwort erstaunlich zurück.

Anders bei den neuen Kosten für den Winterdienst. Hier ließ es der Gemeinderat - trotz wechselnder Mehrheiten - und die Verwaltung auf ein gerichtliches Kräftemessen ankommen. Auslöser: Ende 2011 verschickte der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) Rechnungen an die Kommunen im Saarland. Es ging um den Winterdienst auf Land- und Bundesstraßen, die durch Städte und Gemeinden führen. Innerorts sollten die Rathausverwaltungen zumindest für einen Teil aufkommen. Darum hatte sich bis dato der LfS jahrzehntelang stillschweigend in Gänze gekümmert. Murren gab's darüber vom Landesrechnungshof. Der rügte das Verfahren, das aus den Mittsechzigern herrührte. Dem folgten Richter am Oberverwaltungsgericht in Saarlouis im Februar 2013. Namborn verlor die Musterklage, der der Gemeinderat zugestimmt hatte. Damit kommen auf die Kommune nach eigenen Schätzungen jährlich Mehrkosten bis 30 000 Euro zu.

Da kam der Kommunale Entlastungsfonds 2012 wie gerufen. Der Gemeinderat unterzeichnete eine entsprechende Begrüßungsresolution, wie es Städte und Gemeinden landesweit taten. Demnach bekam Namborn 348 000 Euro, um von Kommunalpolitikern nicht zu beeinflussende Faktoren der Finanzmisere wenigstens ein Stück in den Griff zu bekommen. Es fehle eben an kontinuierlichen Einnahmen.

Trotz der wirtschaftlichen Probleme setzte der Rat auf den Ausbau der Plätze in den Kindertagesstätten. So sind die gesetzlichen Vorgaben, ausreichend Betreuungsplätze in den drei gemeindeeigenen Einrichtungen anzubieten, längst erfüllt.

Schwer tut sich der Gemeinderat bis heute, den Furschweiler Kindergarten auf Vordermann zu bringen. Der Sanierungsstau eint zwar alle Fraktionen. Doch die Kosten und unsichere Landeszuschüsse bremsten das Projekt immer wieder aus. Hier sind die Parteien einig, sich den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, seit Jahren nicht agiert zu haben. Während der letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen legte das Gremium aber die Weichen: Der Kindergarten wird saniert. Allerdings geht das wiederum nur auf Pump: Ein entsprechender Sonderkredit soll beantragt werden.

Die Schulden stiegen unaufhörlich auf 23,5 Millionen Euro. Leichte Entspannung nur, wann Namborn laut Staub bankrott ist: Zum Neujahrsempfang 2011 prophezeite der Bürgermeister 2013. Nun rechnet er erst 2017 damit. Kein Widerspruch dazu von einem insgesamt zahmen Rat.

Sitzverteilung: CDU (13), SPD (8), FLN (4), Linke (2).

{rahkv} Thomas Rein (CDU): Wegen der desolaten Finanzen halte die Union den Ausbau interkommunaler Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden für unumgänglich. Insbesondere bei Verwaltung, Gemeindebauhof, Gebäudemanagement sollen Synergieeffekte helfen. Darüber hinaus möchte er Namborn als familienfreundliche Wohngemeinde stärken, mit Erhalt und Ausbau aller drei Kindergärten sowie der Grundschule. Dorfsanierung und erweitertes Einkaufszentrum Allerburg mit Drogerie und Gesundheitszentrum stehen auf der Agenda. Namborn möchte er stärker ins Klimaschutz- und Tourismuskonzept des Kreises integrieren. {rahkv} Klaus Schnur (SPD): Auch dem SPD-Kandidaten liegt das Gewerbegebiet Allerburg am Herzen. So unterstützt er das Ansinnen, dieses erweitern zu lassen. Damit die zu Namborn gehörenden Dörfer lebenswert bleiben, bedarf es intakter Strukturen unter anderem im Vereinsleben. Dazu trügen die Dorfgemeinschaftshäuser bei. Diese zu erhalten, macht sich Schnur als zweiten Hauptpunkt zu seiner Aufgabe im laufenden Wahlkampf. Für die nachfolgende Generation mache er sich stark. Deshalb bietet er an, für die Belange der Kinder und Jugendlichen in seiner Heimatgemeinde immer ein offenes Ohr zu haben.

{rahkv} Karl-Peter Scheit (Linke): Seine Partei will weiterhin die Jugend fördern, indem sie das Kinderferienprogramm fortführt. Gleichzeitig will er an der gebührenfreien Nutzung der Sporthallen festhalten, die einen Beitrag zur Jugendarbeit leisteten. Außerdem fordert er, Spielplätze, Wanderwege und Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde zu sanieren, um das Angebot für Einheimische sowie für Touristen zu erhalten. Damit Alleinerziehende trotz der Kinderbetreuung ihren Beruf ausüben können, plädiert die Linke dafür, die drei gemeindlichen Kindertagesstätten und deren Angebote weiterzuentwickeln. {rahkv} Norbert Jung (Freie Liste Namborn/FLN): Anders als landes- und bundesweit agierende Parteien sieht sich die Wählervereinigung keinem übergeordneten Druck ausgesetzt, weil sie nur vor Ort präsent ist. So will sie ausschließlich Bürgern dieser einen Gemeinde eine Stimme im Gemeinderat verleihen. Die FLN kümmere sich deshalb um gesundes Gewerbe in der Gemeinde Namborn und um nachhaltige Infrastruktur. Deren Basis seien solide Substanzen sowie Sicherheit und Frieden im gemeinsamen Leben. Das wiederum fuße auf sozialen Aspekten, Kultur, Sport sowie auf Tourismus, stellt der Spitzenkandidat heraus.

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Matthias Zimmermann

Evelyn Schneider

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Zur PersonThomas Rein (CDU, 48): Der Diplom-Ingenieur für Produktionstechnik tritt wie 2009 als Spitzenkandidat seiner Partei für den Gemeinderat an. Der geschiedene Namborner ist Ortsvorsteher und hat eine Tochter. In seiner Freizeit befasst er sich unter anderem mit Geschichte und Heimatkunde. Darüber hinaus interessiert sich Rein für Länder, Menschen, Kulturen und genießt Fußball - als Zuschauer. Die nächsten vier Kandidaten: Hugo Frei, Rudi Schwarz, Judith Jung, Günter Ammann. Klaus Schnur (SPD, 58): Der Gehweiler tritt erstmals als Spitzenkandidat an. Er steht als Ortsvereinsvorsitzender seiner Partei im Heimatort vor. Der Betriebsschlosser folgt auf Michael Schummer, der krankheitsbedingt nicht weiter für die Kommunalpolitik zur Verfügung stehen will. Schnur ist verheiratet und hat zwei Kinder. Weitere Kandidaten: Markus Gisch, Horst-Josef Breyer, Christine Bauer, Sascha Hilpüsch. Karl-Peter Scheit (Linke, 50): Auch 2009 stand er an der Spitze der Linken bei der Wahl zum Namborner Gemeinderat. Der Ledige stammt aus Namborn und kandidiert dort ebenfalls für den Ortsrat. Von Beruf ist Scheit Elektroinstallateur. Ehrenamtlich engagiert er sich als Vertrauensmann bei Verdi. Bei der Namborner Gemeindeverwaltung vertritt er als Schwerbehindertenvertreter die Interessen seiner Kollegen. Privat setzt er auf Dart, Tisch-Kicker und Wandern. Weitere Kandidaten: Volker Scholl, Tanja Helene Brill, Dirk Klaus Schumacher. Norbert Jung (FLN, 60): Der Roschberger Ortsvorsteher beerbt Benedikt Haupenthal an der Spitzenposition. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter sowie einen Enkel (8). Der Betriebswagenführer bei der Deutschen Bahn (DB) widmet sich in der Freizeit seiner Familie und ist in vier Vereinen aktiv, als Vorsitzender für den Obst- und Gartenbauverein sowie des Sportvereins. In der Jugendarbeit engagiert er sich ebenso ehrenamtlich. Weitere Kandidaten: Kunibert Schwan, Jörg Klinger, Thomas Kautny, Marvin Reipert. hgn

 Das kann teuer werden: Schnee bedeckte Straßen bei Namborn. Dafür muss die Gemeinde aufkommen. Archivfoto: Dennis Meisberger

Das kann teuer werden: Schnee bedeckte Straßen bei Namborn. Dafür muss die Gemeinde aufkommen. Archivfoto: Dennis Meisberger

 Trotz Finanzmisere: Für die gesetzlich vorgeschriebenen Kindergartenplätze sorgte die Gemeinde Namborn. Archivfoto: /dpa

Trotz Finanzmisere: Für die gesetzlich vorgeschriebenen Kindergartenplätze sorgte die Gemeinde Namborn. Archivfoto: /dpa

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Auf einen BlickDie Ortsratsspitzenkandidaten: Namborn/Heisterberg: Hugo Frei (CDU), Horst-Josef Breyer (SPD), Tanja Helene Brill (Linke), Jürgen Scheid (FLN); Baltersweiler: Rudi Schwarz (CDU), Sascha Hilpüsch (SPD), Sylvia Schwan (FLN); Eisweiler/Pinsweiler: Michael Neis (CDU), Marvin Reipert (FLN); Furschweiler: Thomas Rein (CDU), Helmut Scheib (SPD); Gehweiler: Andreas Gerhart (CDU), Klaus Schnur (SPD), Lars Haßdenteufel (FLN); Hirstein: Ralf Baureis (CDU), Manfred Gondolf (SPD); Hofeld-Mauschbach (eine gemeinsame Liste): Heiko Schneider; Roschberg: Kai Haßdenteufel (CDU), Roland Roth (SPD), Norbert Jung (FLN). hgn

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