Systematisch hungrig auf Neues

Köllerbach · Schon sein Großvater baute vor 100 Jahren eine Windkraftanlage in Luxemburg. Da verwundert es nicht, mit welcher Energie Constant Seiwerath an neuen Motoren und Konzepten forscht. Mit 66 ist noch lange nicht Schluss.

 Constant Seiwerath in Köllerbach mit seiner neusten Erfindung: ein Warmluftmotor für den Hausgebrauch. Foto: Becker&Bredel

Constant Seiwerath in Köllerbach mit seiner neusten Erfindung: ein Warmluftmotor für den Hausgebrauch. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Berühmt und reich werden mit einer Erfindung? Nun ja, schmunzelt Constant Seiwerath, dazu würde er "wohl nicht Nein sagen". Allerdings braucht dieser außergewöhnlich schöpferische Mensch weder Beifall noch Güter, um immer weiter an der Perfektionierung seiner Ideen zu arbeiten. Er kann gar nicht anders, als systematisch zu erfinden. Seit er 16 Jahre alt ist und an ovalen Zahnrädern zu tüfteln begann, beobachtet er diese Neigung an sich.

Der 66-jährige Luxemburger mit Zweitwohnsitz in Köllerbach (wo er Werkstatt und Windkanal betreibt) besitzt bereits sieben Patente, alle im Bereich kleiner Windkraftanlagen. Sie betreffen Regelung, Lagerung und Winkelverstellung sowie Generatoren. Unter seiner Anleitung wurden bereits über 70 solcher Anlagen errichtet, allerdings fast ausschließlich in der Karibik.

Mit der Vermarktung seiner Patente hatte der Kernkraft-Kritiker Seiwerath bislang "eher bescheidenen Erfolg", wie er freimütig einräumt. Den Hauptgrund sieht der Luxemburger darin, "dass erfindende oder nur neuheitsorientierte Leute bei Chefs und Kollegen nicht unbedingt beliebt sind: Sie verlassen eingetretene Pfade und stören dabei die Ordnung und den Betriebsablauf".

Constant Seiwerath, dessen Frau übrigens einen Blumenladen betreibt, ist von Beruf Lokomotivführer. Sein großes technisches Wissen las er sich auch während der Arbeit im Führerstand an; da habe er oft viel Muße gehabt, berichtet er. Und Tüftler Seiwerath ist erblich vorbelastet: Sein Großvater hatte bereits 1918 in Nordluxemburg mit Windkraft experimentiert und eine Kirche beleuchtet!

Im Alter von 50 Jahren überlebte Constant Seiwerath auf schier wundersame Weise einen Arbeitsunfall. Als er aus dem Koma erwachte, war sein Gedächtnis erloschen. Er kannte seine Familie nicht mehr und hatte alle Fremdsprachenkenntnisse verlernt. Frührentner geworden, brachte er sich alles Alte neu bei und war weiter hungrig auf zusätzliches Wissen. Seiwerath ist überzeugt, dass ihn dieser Antrieb, "nicht als geistiger Invalide durchs Leben zu laufen", beim Forschen und Entwickeln maßgeblich antreibt.

Als Mitglied zweier Erfinderclubs legt er Wert darauf, sich mit anderen Menschen auszutauschen, sich der Wege und möglichen Irrwege zu vergewissern und auf diversen Wissensgebieten "systematisch um die Ecke zu denken". Sein jüngstes Projekt ist die Fortentwicklung eines auf Robert Stirling zurückgehenden Warmluftmotors für den Hausgebrauch.

Und von der Windkraft will er auch nicht lassen. Die Rede ist von einem Aufwindkraftwerk, das mit universitärem Beistand entwickelt werde. Die ersten Ergebnisse seien vielversprechend, man dürfe aber noch nichts verraten, lacht der Luxemburger mit dem immensen Durchhaltevermögen.

Zum Thema:

Auf einen BlickDer Verein "Signio-1-Saar, der Ideenclub" mit Sitz in Namborn bietet Beratung für Erfinder an. Jeden ersten Freitag im Monat treffen sich die Erfinder im Unternehmerzentrum (UTZ) in der Werschweilerstraße 40 in St. Wendel. Die Mitglieder kommen aus dem gesamten Saarland, aus Rheinland-Pfalz und Luxemburg. Vorsitzender ist Karl-Josef Schumann. Mehr Informationen gibt's bei Karl-Josef Schumann, Tel. (0 68 51) 44 93 oder im Internet. dög patente-sachen.de

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