Der Lady-Killer will nicht in Rente

Saarbrücken · Rente mit 65? Nein, sagt Bálint Görbe, er will weiter etwas tun. Menschen beibringen, wie man trommelt zum Beispiel. Oder Schlagzeuge und Trommelstöcke verkaufen. Nach Deutschland gekommen ist der Ungar, der heute 65 wird, wegen einer legendären Saarbrücker Band.

 Bálint Görbe vor dem Haus Cecilienstraße 10 im Nauwieser Viertel. Hier war die „Rumpelkammer“ der „Dob's Lady Killers“. Foto: Oliver Dietze

Bálint Görbe vor dem Haus Cecilienstraße 10 im Nauwieser Viertel. Hier war die „Rumpelkammer“ der „Dob's Lady Killers“. Foto: Oliver Dietze

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Eine Seite aus dem „Lady Killers“-Prospekt Anfang der 80er Jahre: Bálint (hier falsch geschrieben) Görbe und Patricia Kaas. Foto: ols

Eine Seite aus dem „Lady Killers“-Prospekt Anfang der 80er Jahre: Bálint (hier falsch geschrieben) Görbe und Patricia Kaas. Foto: ols

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Musik hat meistens etwas mit Mädels zu tun. "Wenn die Band spielt", sagt Bálint Görbe, "schauen die Mädchen zur Bühne hoch". Der Mann kennt sich aus. Mit 17 saß er als Schlagzeuger seiner Schulband zum ersten Mal auf einer großen Bühne. Kurz darauf war er mit der Band Delta sogar im Fernsehen - im ungarischen. Bis Bálint Görbe auf einer deutschen Bühne den Rhythmus vorgab, sollte es da noch 14 Jahre dauern.

Am 1. September 1980 kam Görbe nach Saarbrücken . Er hatte sich bei den "Dob's Lady Killers" beworben. Bis zum 1. März 1985 spielte er in der Band das Schlagzeug . In der "Rumpelkammer", dem Lokal der Kapelle im Nauwieser Viertel gab es, wie es in deren Prospekten hieß "jeden Sonntag Tanz bei Kerzenschein", Maskenbälle, Altweiberfastnacht, große Weihnachtsbälle am 25. und 26. Dezember.

Die Rumpelkammer war aber nicht nur ein beliebter Treffpunkt der Saarbrücker. Sie war auch das Karriere-Sprungbrett für Patricia Kaas. Als Bálint zu den "Lady Killers" kam, sang die damals 14-Jährige schon einige Monate in der Rumpelkammer. "Sie war ein kleines, zierliches Mädchen", erinnert sich Görbe. Aber "eine Riesenröhre", also eine Wahnsinnsstimme, habe sie damals schon gehabt. Engagiert wurde sie, nachdem sie den "Jeder kann mitmachen"-Wettbewerb in der Rumpelkammer gewonnen hatte, erinnert er sich.

Mit der Kaas ging es bergauf, mit der Rumpelkammer, die dreien der fünf "Lady Killers" gehörte, bergab. "So wie die Tante-Emma-Läden von den großen Supermärkten verdrängt wurden, wurde auch die Rumpelkammer verdrängt von neuen Dingen. Es ging einfach finanziell nicht mehr", sagt Bálint Görbe. "Nach der Fastnacht 1985 war Schluss", erinnert er sich.

Statt in einer Profiband spielt der Ungar nun in zwei Formationen: "Time Machine" und "City Rock Projekt". Eine Weile hat er Reisen nach Ungarn organisiert und vermittelt. Aber seit man das alles im Internet bekommt, macht er sich die Mühe nicht mehr. Dafür verkauft er nun Schlagzeuge und Drummerstöcke aus Ungarn. Durch Zufall sei er in einer kleinen ungarischen Stadt auf eine Werkstatt gestoßen, die die Stöcke herstellt, und habe einfach gefragt, ob er versuchen soll, die Dinger in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verkaufen.

Außerdem gibt er seit vielen Jahren in der Musikschule Dudweiler Schlagzeug- und Percussions-Unterricht. Da übt er mit einer "Ich wollte immer mal"-Frauengruppe. Das sind Frauen, die immer schonmal Musik machen wollten, es wegen Karriere und Kindern immer wieder verschoben haben - und nun in einem Alter jenseits der 40 doch noch damit angefangen haben. Und natürlich bringt er Jungs Schlagzeug bei, die ahnen, dass Musik meistens etwas mit Mädels zu tun hat.

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