Der "Lady Killer" und die Kaas

Bachem/Saarbrücken. Dass ihre Fotos im Prospekt der Dob's Lady Killers ganz am Ende der Band-Porträtbilder nebeneinander stehen, ist kein Zufall. Der aus Ungarn eingewanderte Schlagzeuger und die aus Frankreich kommende Sängerin waren recht neu in der Band, als das Werbeheftchen zusammengestellt wurde

 Seite aus dem "Dob's Lady Killers"-Prospekt Anfang der 80er Jahre: Bálint (hier falsch geschrieben) Görbe und Patricia Kaas. Foto: ols

Seite aus dem "Dob's Lady Killers"-Prospekt Anfang der 80er Jahre: Bálint (hier falsch geschrieben) Görbe und Patricia Kaas. Foto: ols

Bachem/Saarbrücken. Dass ihre Fotos im Prospekt der Dob's Lady Killers ganz am Ende der Band-Porträtbilder nebeneinander stehen, ist kein Zufall. Der aus Ungarn eingewanderte Schlagzeuger und die aus Frankreich kommende Sängerin waren recht neu in der Band, als das Werbeheftchen zusammengestellt wurde. Heute, fast 30 Jahre, nachdem die Fotos gemacht wurden, ist der eine, Bálint Görbe, Schlagzeuglehrer bei einer Musikschule in Saarbrücken. Die andere, Patricia Kaas, ist ein Star. Dass Patricia Kaas eine der international erfolgreichsten französischen Sängerinnen werden würde, konnte Bálint Görbe nicht ahnen, als er im September 1980 bei den Dob's Lady Killer's in Saarbrücken als Berufsmusiker anheuerte. Die damals 14-Jährige sang da schon einige Monate in der Saarbrücker Rumpelkammer, einem Tanzlokal im Nauwieser Viertel. "Eine Riesenröhre""Sie war ein kleines, zierliches Mädchen", erinnert sich Görbe. Aber "eine Riesenröhre", also eine Wahnsinnsstimme, habe sie damals schon gehabt und den "Jeder kann mitmachen"-Wettbewerb in der Rumpelkammer gewonnen. Als "herzerfrischendes Naturtalent, immer zu Späßen aufgelegt", preisen die Lady Killer's ihren "Kinder-Star" im Werbeheft an. "Das Schicksal, ein deutscher Kinderstar zu werden", sei Patricia Kaas aber zum Glück "erspart geblieben", weil ihre Mutter wohl "das richtige Näschen" gehabt hat, sagt Görbe. Der deutsche Schlagerkomponist Ralf Siegel habe ihr "schon ein Ticket geschickt". Patricia Kaas sei aber auf Rat ihrer Mutter nicht darauf eingegangen. Irgendwann sei dann "jemand aus Straßburg dagewesen und hat Aufnahmen mit einer Videokamera gemacht", erinnert sich Bálint Görbe. Danach sei dann alles recht schnell gegangen. 1985 nimmt Patricia Kaas ihre erste Platte auf, produziert von keinem Geringerem als dem Schauspieler Gérard Depardieu. Mit der Kaas ging es bergauf, mit der Rumpelkammer, die dreien der fünf Lady Killer's gehörte, bergab. Was allerdings nichts damit zu tun hatte, dass Patricia Kaas weg war, betont Görbe. "So wie die Tante-Emma-Läden von den großen Supermärkten verdrängt wurden, wurde auch die Rumpelkammer verdrängt von neuen Dingen. Es ging einfach finanziell nicht mehr", erklärt Görbe. "Nach der Fastnacht 1985 war Schluss", erinnert er sich. Rockmusik tut gutBálint Görbe blieb in Saarbrücken. Er hatte zeitweise eine Künstleragentur, er organisierte Reisen, und er gab Musikunterricht. Letzteres tut er heute immer noch. 2005 hat der Mann, der mit Wacki, Conny, Gerd und Rudi einst Dob's Lady Killer's war, mit Gaetano Carri eine neue Band gegründet: das CityRock Project. Inzwischen machen er und Project-Sängerin Laura Maas auch bei der Rhythm & Blues Band namens Lincoln Road mit.Rockmusik zu machen, tue ihm, der Jazz studiert und zum Geldverdienen Tanzmusik gemacht hat, gut, schwärmt Görbe von seiner neuen Band. "Die Chemie in einer Band", betont Bálint Görbe, sei das Allerwichtigste. Wie damals bei den Dob's und Patricia Kaas. Ihre alte Band habe sie nie vergessen. Als sie Jahre später in Paris an drei Konzertabenden hintereinander eine Riesenhalle gefüllt hat, da habe sie einen Bus geschickt, der ihre Familie und die Dob's abgeholt hat. Sie habe alles bezahlt: Hotel, Stadtrundfahrt, Essen. Was aber unbezahlbar faszinierend gewesen sei: Die große Kaas sei so herzerfrischend gewesen wie damals in der Rumpelkammer - und "immer zu Späßen aufgelegt".

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