Hat St. Martin ausgedient? - In einigen staatlichen und privaten Kitas werden alternative Feste gefeiert

Saarbrücken · Heute ist das Fest von St. Martin. Einige Kitas feiern jedoch nicht-religiöse „Lichterfeste“. Tobias Hans, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, spricht von „falsch verstandener Toleranz“.

 St. Martin teilt den Mantel (hier ein Archivbild aus Merzig). Aber es gibt immer mehr Lichterfeste – ohne St. Martin. Foto: Ruppenthal

St. Martin teilt den Mantel (hier ein Archivbild aus Merzig). Aber es gibt immer mehr Lichterfeste – ohne St. Martin. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Der St. Martinsumzug ist für viele Kinder ein Höhepunkt im Herbst. Im vierten Jahrhundert hatte der Legende nach Martin von Tours seinen Mantel mit einem armen Bettler geteilt. Seitdem gilt er als einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche. Dass ausgerechnet dieses Fest an einigen staatlichen und privaten Kitas aus seinem religiösen Zusammenhang gerissen wird, ist für Tobias Hans , Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion , eine "bedenkliche Entwicklung". Statt des christlichen Martinsfestes werden dort "Lichter- und Laternenfeste" gefeiert. Hans hatte sich, wie er der SZ mitteilte, am Wochenende beim Umzug in Neunkirchen-Münchwies selbst als St. Martin verkleidet. Dabei habe er mit Eltern gesprochen, die durch die Verbannung religiöser Inhalte aus vielen Kitas eine zunehmende "Sinnentleerung" befürchteten.

Nicht alle Einrichtungen teilen diese Sorge. "Religion ist etwas Privates. Da kann ich mich nicht einmischen", sagt Ursula Fuchs von der privaten Kita "Kreis der kleinen Leute" in Saarbrücken . Das dortige Martinsfest sei nicht religiös. Die Kinder bastelten Laternen, backten Brezeln und sängen Lieder. Es gehe vor allem ums Teilen. "Bei uns ist Martin ein gewöhnlicher Mann, der einem Armen aus der Not hilft", erklärt Fuchs. Die Kinder lernten ihn als einen modernen Mann kennen, der auch gelegentlich unter Termindruck stehe, da er sich für so viele Menschen einsetzen müsse. Die Übertragung religiöser Inhalte auf weltliche Verhältnisse sei, so Fuchs, in einer nicht-konfessionellen Einrichtung üblich.

Einige Kitas haben sich für einen Mittelweg entschieden. Silvia von Bohr, Leiterin der kommunalen Kita Am Ordensgut in Saarbrücken , betont, dass in ihrer Einrichtung auch christliche Inhalte vermittelt werden. Diese würden zwar nicht vertieft, aber an St. Martin, Weihnachten oder Ostern werde den Kindern erklärt, weshalb diese Feste gefeiert würden. In allen von der SZ befragten Kitas herrscht nach deren Angaben ein offener Umgang mit Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften. Auch muslimische Kinder würden häufig an den christlichen Festen teilnehmen, hieß es.

Dass die Alternativen zum Martinsfest, wie Hans argumentiert, vor allem aus einer "falsch verstandenen Rücksichtnahme auf andere Religionen" entstanden seien, kann Beate Gillenberg vom städtischen Kindergarten Neunkirchen-Furpach nicht bestätigen. Seit 1990 werde dort Religion vom Unterricht getrennt, so Gillenberg. Beim alljährlichen Lichterfest unternähmen die Schüler mit ihren Laternen einen "Geschichtenspaziergang" am Furpacher Weiher. "Der katholische Kindergarten ist zuständig für das große Martinsfest. Unsere Kinder können dort mitgehen", sagt Gillenberg und betont, dass das Lichterfest nie gleichzeitig mit dem Martinsumzug stattfinde. Die Kinder hätten die Wahl, an beiden Festen teilzunehmen. Zudem komme es laut Gillenberg vor allem auf die Vermittlung von Werten an. "Ethik und Moral vermittle ich nicht nur in religiöser Erziehung", sagt sie.

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