Bergbaukonzern hält an Grubenflutung fest

Saarbrücken · Der Bergbaukonzern RAG habe nicht vor, „irgendetwas zu unternehmen, was das Trinkwasser gefährden würde“, versicherte dessen Chef Bernd Tönjes gestern im Grubenwasser-Untersuchungsausschuss des Landtags. Zudem verteidigte er die Flutungspläne.

Der Chef des Bergbaukonzerns RAG, Bernd Tönjes, geht davon aus, dass der erste von insgesamt zwei Schritten zur kompletten Flutung der ehemaligen saarländischen Bergwerksgruben "im Laufe des kommenden Jahres" genehmigt wird. "Wir werden meiner Einschätzung nach die Stufe 1 genehmigt bekommen", sagte der 60-Jährige gestern vor dem sogenannten Grubenwasser-Untersuchungsausschuss des Landtages. Die erste Stufe des RAG-Konzepts sieht einen Anstieg des Grubenwassers auf 320 Meter unter Null vor, nach Darstellung Tönjes wird dies etwa drei Jahre dauern. Dabei liefe das Wasser bei 380 Meter unter Null über Querverbindungen vom Bergwerk Saar und der Grube Dilsburg in die Gruben Göttelborn und Reden. In einem zweiten Schritt, der aber von der RAG noch nicht beantragt wurde, sollen auch die Gruben der ehemaligen Bergwerke Camphausen, Viktoria und Luisenthal über Querverbindungen volllaufen und das Grubenwasser bei 190 Metern über Null in die Saar fließen. Die Flutungspläne sind aufgrund der bislang unabsehbaren Umweltfolgen in Politik und Öffentlichkeit umstritten. Tönjes betonte gestern, dass "der Schutz des Trinkwassers für die RAG absoluten Vorrang hat". Der Bergbaukonzern habe nicht vor, "irgendetwas zu unternehmen, was das Trinkwasser gefährden würde", sagte er.

Nach Angaben von Tönjes hat die RAG im Zusammenhang mit der geplanten Grubenflutung im Saarland insgesamt sieben Gutachten in Auftrag gegeben, die Machbarkeit und Folgen klären sollen. Zudem verwies er darauf, dass das in den 70er Jahren stillgelegte Abbaugebiet Westfeld im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren ebenfalls von der RAG komplett geflutet worden sei. Dabei habe man "ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht". Dies sei auch das Vorbild für die Vorgehensweise im Saarland.

Der RAG-Vorstandsvorsitzende machte außerdem deutlich, dass sein Unternehmen in den Erblastverträgen mit den Kohleländern Saarland und Nordrhein-Westfalen dazu verpflichtet wurde, "ein Konzept mit dem Ziel der langfristigen Optimierung der Grubenwasserhaltung zu entwickeln". Damit sei keineswegs, wie oft fälschlicherweise behauptet, ein ewiges Abpumpen bei der Grubenwasserhaltung festgeschrieben worden, so Tönjes.

Grünen-Landeschef und Ausschussvorsitzender Hubert Ulrich kritisierte im Anschluss, dass "die heutige Sitzung nochmals verdeutlicht hat, dass der RAG-Konzern die Pumpen in den ehemaligen Bergbauschächten aus rein wirtschaftlichen Gründen abschalten will". Das Unternehmen wolle nur "die hohen Pumpkosten von 17 bis 20 Millionen Euro jährlich für die Hebung des Grubenwassers sparen". Anstatt den Flutungsplänen, die nach Zeugenaussagen bereits 2011 im Wirtschaftsministerium bekannt gewesen sind, "einen Riegel vorzuschieben, hat sich die Landesregierung auf ein Genehmigungsverfahren für den Wasseranstieg eingelassen". Damit messe sie "den wirtschaftlichen Interessen eines Konzerns mehr Bedeutung als dem Schutz des Trinkwassers bei", erklärte Ulrich.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Magnus Jung warf den Grünen vor, keinen Beweisantrag gestellt und mehrere geladene Zeugen von RAG, Bergamt und Landesregierung nicht befragt zu haben. Der U-Ausschuss werde "zunehmend zur Farce", kritisierte Jung.

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