So kann’s gehen Wie mich „Inge“ zum Abschied  verwirrte

Kennen wir wirklich die burschikose Chefin der Bruzzelbude?

Imbiss verschwindet, Inge verlässt ihrer Bruzzelbude
Foto: SZ/Robby Lorenz

An der Ecke stand sie, seit ich mich erinnern kann: Inge’s Bruzzelbude. Die Kaschemme, deren Besitzerin offensichtlich Probleme mit der akkuraten Grammatik hatte. Wie so viele, die den Einsatz des Auslassungszeichens quasi dem Zufall überlassen. „Inge“ stand immer hinterm Verkaufsschalter, der sogar für einen um die Meter neunzig großen Kunden eindeutig zu hoch und damit auf Abstand ausgelegt war. „Inge“ trug eine mit ihr verwachsene, fleckige Schürze, die verriet, was es die letzten Wochen zu essen gab. Zwischen Fritteuse und Grill wankte „Inge“ stoisch hin und her. Immer einen Glimmstängel im Mundwinkel mit bedrohlich langem Aschenüberhang. Mindestens einmal plumpste der vor den Augen bis dahin Hungriger treffsicher in einen Topf mit Fertigsoße. „Inge“ senkte gemächlich den Kopf, blickte prüfend, zuckte dann gleichgültig mit den Schultern. „Das gibt die Würze“, sagte „Inge“ lapidar und rührte mit dem ranzigen Holzlöffel um, als wäre nichts geschehen. „Inge“ hatte Kolleginnen. Ihnen allen war wie „Inge“ eine ausgeprägte Burschikosität eigen. Und der Hang zum Kettenrauchen, während sie Pommes und Curryfrikadellen präparierten. Jetzt gab „Inge“ den Imbiss auf. Verabschiedete sich handschriftlich auf einem Pappteller im Schiebefenster. Kurz und knapp: „Macht’s gut, Eure Rosi.“

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