Versammlung in Ensheim Widerstand gegen die Schenker-Ansiedlung

Ensheim · Eine Bürgerinitiative lehnt ein Logistikzentrum am Flughafen Ensheim ab und bekommt dafür Unterstützung aus dem Stadtrat.

 Yve Brück von der „Bürgerinitiative Schenker“ (Mitte mit Mikrofon) freute sich, dass so viele Zuhörer zur Versammlung nach Ensheim gekommen waren, erläuterte die Pläne von Schenker und hofft auf weitere Mitstreiter. Sie wies darauf hin, dass bereits heute vom Lkw-Verkehr auch der Bliesgau bis Homburg-Einöd betroffen ist.

Yve Brück von der „Bürgerinitiative Schenker“ (Mitte mit Mikrofon) freute sich, dass so viele Zuhörer zur Versammlung nach Ensheim gekommen waren, erläuterte die Pläne von Schenker und hofft auf weitere Mitstreiter. Sie wies darauf hin, dass bereits heute vom Lkw-Verkehr auch der Bliesgau bis Homburg-Einöd betroffen ist.

Foto: Heiko Lehmann

Punkt 18 Uhr ist der Versammlungsraum des Restaurants schon gut gefüllt. Doch weitere Stühle werden hereingetragen. Viele müssen sogar stehen. Die „Bürger­initiative Schenker“ hatte am Mittwochabend zur Versammlung „Jetzt reicht’s aber!“ in Ensheim eingeladen. Die Initiative organisiert Widerstand gegen Schenkers Plan, in einem Gewerbegebiet nördlich des Flughafens ein Logistikzentrum zu bauen und von dort bis nach Südeuropa Güter auszuliefern (die SZ berichtete).

„Ich bin sehr überrascht, dass so viele gekommen sind“, sagte Yve Brück, Mitglied der Bürgerinitiative. Darunter waren auch viele Grünen-Politiker, auch aus dem Stadtrat. Von der CDU waren unter anderem Stadtratsfraktionschef Peter Strobel und Daniel Bollig, Bürgermeister im Bezirk Halberg, gekommen.

Brück zeigte zunächst eine Karte des Gewerbegebiets und wies darauf hin, dass dieses Areal von einem großen Landschaftsschutzgebiet umgeben sei. An dieser Stelle entstehe auch Kaltluft, die wichtig für das Klima in Saarbrücken sei. Brück: „Das passt nicht mit Schenker zusammen.“ Sie befürchtet viel Lkw-Lärm. CDU-Fraktionschef Peter Strobel stimmte ihr zu. Es stehe eine Belastung von 500 bis 600 Lkw täglich im Raum. Das sei aber nur der erste Schritt. Als die Fechinger Talbrücke 2016 gesperrt war, seien es täglich maximal 1200 Lkw gewesen. Das drohe langfristig, wenn sich Schenker am Flughafen ansiedeln würde. Brück befürchtet Lärm und Abgase Tag und Nacht. Zum Beispiel in Fechingen. „Die Heringsmühle ist ein Nadelöhr. Ich will meine Kinder dort nicht an die Haltestelle stellen.“ Die großen Lkw würden auch nicht durch den Kreisel passen, der zurzeit an der Ecke Provinzialstraße/An der Heringsmühle gebaut wird. Und die sogenannte „Staffel“, über die die Lkw zur Autobahnauffahrt St. Ingbert fahren müssten, sei im Winter sehr gefährlich. Brück ergänzte, sie habe auch mit Jagdpächtern gesprochen. In dem Landschaftsschutzgebiet gebe es viele Wildtiere. Die Jäger befürchten nach einer Schenker-Ansiedlung mehr Unfälle wegen Wildwechsels über die L 108, sagte Brück. Zwar würden auch Arbeitsplätze entstehen, die Mehrzahl aber im Niedriglohnsektor, meinte sie. Als alternative Standorte brachte sie das Messegelände und das „Brebacher Ohr“ ins Gespräch. Brück: „Wir müssen uns wehren.“ Sie schlug vor, die Bürger sollten selbst den Verkehr zählen und die Feinstaubbelastung in der Straße „An der Heringsmühle“ messen. Sie wolle sich nicht auf Zahlen der Behörden verlassen.

Viel Unterstützung erhielt die Initiative von den Politikern. CDU-Fraktionschef Strobel: „Das Verkehrsproblem ist nicht zu lösen. Deshalb kann es kein grünes Licht für dieses Projekt geben.“ Denn eine andere Verkehrsregelung sei nicht in Sicht. Einen Seitenhieb auf die Verwaltung konnte er sich nicht verkneifen: „Die Stadt hat nichts anderes angeboten und es sich relativ einfach gemacht.“ Der SZ sagte Strobel, der Schenker-Standort müsse nicht in Saarbrücken sein, wenn es geeignetere in Autobahnnähe gebe. Schenker habe aber klargemacht, dass das Unternehmen von Güdingen entweder nach Ensheim oder nach Frankreich umziehe. Torsten Reif, Fraktionschef der Grünen, lehnte die Pläne Schenkers mit Hinweis auf die Verkehrsprobleme ebenfalls ab. Die Grünen wollen selbst den Feinstaub an der Heringsmühle messen, kündigte er an.

„Für die Verwaltung hat das Vorhaben von Beginn an Fragen zum Verkehrsaufkommen  und zur Belastung für die Anwohner aufgeworfen“, sagte Stadtpressesprecher Thomas Blug. Der Stadtrat könne erst entscheiden, wenn Antworten von Schenker auf diese Fragen vorliegen. „Dazu stehen noch gutachterliche Untersuchungen aus“, sagte Blug. Frühestens am 20. März könne der Rat abstimmen. Das gehe aber nur, wenn die Unterlagen in den kommenden Wochen vorliegen, um diese zu bewerten. Die Schenker Deutschland AG teilte gestern mit, bis 12. Februar werde sie ein Verkehrsgutachten, ein Lärmgutachten und eine Emissionsbilanz vorlegen, damit der Stadtrat eine Entscheidungsvorlage habe. Zur Verkehrsbelastung erklärte Schenker: „Wir gehen bei einer optimalen Verkehrsführung in der Endausbaustufe von Werten unter 200 Lkw-Bewegungen täglich via Heringsmühle aus.“ Der optimale Standort liege im Gebiet Saarbrücken/St. Ingbert. Alternativen im Saar-Lor-Lux-Raum würden geprüft.

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