Zahlen verbessern sich Mehr Passagiere am Flughafen Saarbrücken – aber Corona ist noch nicht komplett überwunden

Update | Saarbrücken · Flughafenchef Thomas Schuck sieht den Saar-Airport auch für die kommenden Jahre als gesichert an. 2024 kalkuliert die Geschäftsführung mit rund 348 000 Fluggästen. Das wären fast 40 000 mehr als im vergangenen Jahr. Was sind die beliebtesten Reiseziele?

Nach Corona entscheiden sich wieder mehr Saarländerinnen und Saarländer für einen Urlaubsflug ab Saarbrücken.

Foto: Flughafen Saarbrücken

Der Flughafen Saarbrücken wird aus heutiger Sicht im Jahr 2027 alle Vorgaben der EU-Kommission erfüllen und dann keine Betriebsbeihilfen aus Steuermitteln mehr benötigen. Dies hat Saar-Flughafenchef Thomas Schuck in der Jahrespressekonferenz festgestellt. „Die operative schwarze Null wird 2027 erfüllt“, sagte er. Zwei begünstigende Voraussetzungen hierzu seien bereits auf den Weg gebracht. Zum einen ein eisernes Kostenmanagement in allen Bereichen. Zudem werde der Flughafen in zwei Schritten auch den benachbarten Solarpark kaufen. Dies senke erheblich die Energiekosten und erlaube es dem Airport zugleich, selbst Strom zu verkaufen.

Flughafen Saarbrücken soll Wirtschaftsstandort beleben

Die größten Kostensenkungen auf dem Weg zur schwarzen Null erwartet die Geschäftsführung aus Schuck und Rita Gindorf-Wagner in den Jahren 2025 und 2026. „Es gilt, den Flughafen für die kommenden Jahre strukturell so aufzustellen, dass er seine Aufgabe als Teil der Verkehrsinfrastruktur und Anbindung des Saarlandes an wirtschaftliche und touristische Zentren in Deutschland und im Ausland dauerhaft erfüllen kann“, betonte Schuck. Zugleich leiste der Airport so auch weiter Beiträge zur Belebung des Wirtschafts- und Tourismus-Standortes Saarland.

2023 standen jedoch Gesamterlösen von 8,6 Millionen Euro noch Gesamtkosten von von 13 Millionen Euro gegenüber. Das Ebitda, also das wirtschaftliche Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte erreichte ein Minus von 3,7 Millionen Euro. Zinsen und Sicherheitskosten, zum Beispiel für die Fluggastkontrollen, sind jedoch hoheitliche Aufgaben und werden dem Flughafen erstattet, so Schuck.

309 000 Flugpassagiere 2023

Die Folgen der Corona-Krise seien noch nicht komplett überwunden. Dennoch steigen die Passagierzahlen wieder. 309 000 Fluggäste reisten 2023 ab Saarbrücken. Für das laufende Jahr kalkuliert die Geschäftsführung mit 348 000 Fluggästen. Fünf Airlines steuerten bisher wöchentlich mit 47 Flügen jeweils elf Ziele an, für 2024 sind 50 Flüge geplant.

Spitzenreiter in der Beliebtheitsskala der Ferienflüge bleibt, wie schon seit Jahren, Mallorca mit 121 471 Passagieren, gefolgt von Antalya mit 96 315 Fluggästen und Izmir mit 11 130 Passagieren. Gut entwickelt hätten sich mittlerweile auch die neuen Ziele Djerba in Tunesien und Tuzla in Bosnien-Herzogowina. Tuzla werde vor allem von Einheimischen genutzt, die in unserer Region tätig sind und den Flieger einer langen Autofahrt vorziehen. Wegen des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 ist das Interesse an Flügen in die benachbarte Urlaubsregion Hurghada in Ägypten zusammengebrochen. Für einen Urlaub in der Türkei sprächen derzeit vor allem günstige Preise und moderne Hotels.

Vorteil von Saarbrücken seien kurze Eincheck-Zeiten

Aus der Sicht von Thomas Schuck sprechen für den Flughafen Saarbrücken vor allem kurze Wege, günstiges Parken und kurze Eincheck-Zeiten. Älteres Publikum schätze besonders Barriere-Freiheit und die Vorteile von Pauschal-Reisen ab Saarbrücken. Die Pauschalreise garantiere eine Betreuung in allen Phasen des Urlaubs und sichere selbst bei Störungen im Flugbetrieb immer eine gesicherte Heimkehr. Von Saarländerinnen und Saarländern sei laut Schuck häufig zu hören: „Ich fliege ab Saarbrücken oder gar nicht.“ Gegenwärtig kooperiert der Flughafen mit 43 Reise-Veranstaltern, davon fünf aus Frankreich. Der Urlaubsreise-Verkehr bleibe das Hauptstandbein. Als weitere Urlaubsziele seien perspektivisch „das südliche Italien mit Sizilien und weitere Ziele auf dem spanischen Festland“ denkbar. Aktuell engagieren sich die Fluggesellschaften DAT, Sun Express, Eurowings, SmartLynx, Corendon Airlines und Lumiwings.

Knapp 24 000 flogen nach Berlin 2023

Im Linienverkehr bleibt es bei den Zielen Berlin (23 904 Passagiere im Jahr 2023) und Hamburg (4515). Durch eine gezieltere Werbung bei Saar-Unternehmen mit dem Verkauf einer bestimmten Anzahl von Flügen zu einem garantierten Festpreis will Schuck noch mehr Fluggäste locken. Berlin wird derzeit zweimal täglich hin und zurück bedient, Hamburg fünfmal die Woche hin und zurück. München bleibe ein Wunsch, sei aber schwer zu realisieren. Attraktive Anschlussverbindungen dort erreiche man nur mit der Stationierung eines weiteren Fliegers in Saarbrücken. Schuck sieht jedoch mehrere Hindernisse. Auch die Bahn biete als Konkurrent attraktive Verbindungen nach München. Und von Luxemburg aus existiere heute schon ein Überangebot auf dieser Verbindung. Das Gleiche gelte für London. Eine ausreichende Auslastung, etwa für Wien-Flüge ab Saarbrücken, sieht Schuck genauso wenig wie eine Anbindung an internationale Luftdrehkreuze wie Amsterdam oder Brüssel.