Auf Engpass folgte Überfluss Apotheken bleiben auf 7000 Grippe-Impfdosen sitzen

Saarbrücken · Um dem Andrang im Oktober gerecht zu werden, wurde fleißig Influenza-Impfstoff nachbestellt. Geliefert wurde er dann aber zu spät.

 ARCHIV - 08.10.2020, Niedersachsen, Hannover: Ein Mann lässt sich gegen Grippe impfen. In der Corona-Pandemie ist die Grippeimpfung in Niedersachsen besonders gefragt. (zu dpa "Zusätzlicher Grippeimpfstoff ist unterwegs nach Niedersachsen") Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 08.10.2020, Niedersachsen, Hannover: Ein Mann lässt sich gegen Grippe impfen. In der Corona-Pandemie ist die Grippeimpfung in Niedersachsen besonders gefragt. (zu dpa "Zusätzlicher Grippeimpfstoff ist unterwegs nach Niedersachsen") Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Viele saarländische Apotheken bleiben wohl auf überschüssigen Grippe-Impfdosen sitzen. Wie Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes, mitteilt, habe im Oktober und November ein so großer Andrang geherrscht, dass der Impfstoff knapp wurde. Die nachbestellten Impfstoffdosen seien aber zu spät angekommen, so Wohlfeil. „Insgesamt sind rund 7000 Impfstoffdosen übrig, manche Apotheke bleibt auf bis zu 500 Dosen sitzen. Wenn man bedenkt, dass eine Dose rund zehn Euro kostet, dann ist das schon ein nennenswerter Schaden.“

Wie kam es dazu? Wie Wohlfeil erläutert, werde der Grippe-Impfstoff immer Anfang des Jahres bestellt. „Und Anfang 2020 war Corona noch kein Thema.“ Man habe den Impfstoff also in den sonst üblichen Mengen bestellt, die im Corona-Jahr 2020 aber nicht ausgereicht hätten. Im vergangenen Jahr habe es erstmals schon im September eine hohe Nachfrage nach Grippeimpfungen gegeben. Bereits Ende Oktober sei der Vorrat an Impfstoffdosen, der eigentlich für die ganze Saison hätte reichen sollen, aufgebraucht gewesen. Die Nachbestellungen seien erst Mitte Dezember angekommen, als die Nachfrage schon wieder zurückgegangen war.

Damit bleiben die Apotheken auf ihrem Schaden sitzen. Wohlfeil hofft laut eigener Aussage auf Hilfe vom Bund. Denn die Apotheken hätten auch deshalb so viele Impfstoffdosen nachbestellt, weil der Druck aus der Politik groß gewesen sei. „Da wäre es doch schön, wenn der Bund nun für die Schäden aufkommen würde“, sagt Wohlfeil.

Das Saarland ist eine von bundesweit vier Testregionen, in denen die Grippeimpfung in der Apotheke derzeit ausprobiert wird, neben Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Trotz der Impfstoffknappheit und der Belastung durch die Corona-Pandemie fällt das Resümee der Apothekerkammer positiv aus: Rund 500 Impfungen seien in rund 40 saarländischen Apotheken bisher durchgeführt worden. Das seien die meisten Impfungen aller Testregionen, so Wohlfeil. Mit dieser hohen Nachfrage habe man nicht gerechnet, auch Privatversicherte hätten großes Interesse gezeigt.

Fürs Erste können sich jedoch nur Versicherte der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland impfen lassen. Für diese ist die Impfung kostenlos, Versicherte anderer Krankenkassen können sich in der Apotheke auch dann nicht impfen lassen, wenn sie die Impfung selbst bezahlen wollen, wie Wohlfeil betont. Das habe oft zu Schwierigkeiten in den Apotheken geführt, die alle Versicherten anderer Krankenkassen wieder haben heimschicken müssen. „Derzeit sind wir jedoch in Gesprächen auch mit größeren Krankenkassen und versuchen, diese vom Modellprojekt zu überzeugen.“

Ziel des Projekts ist es laut Wohlfeil, zu testen, ob sich Grippeimpfungen auch routinemäßig in deutschen Apotheken durchführen lassen. „In Frankreich ist das schon länger der Fall“, berichtet Wohlfeil. Im Nachbarland seien in der Saison 2020/21 bislang rund 2,3 Millionen Menschen in Apotheken geimpft worden.

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