Kolumne So kann’s gehen Elvis war eigentlich blond

Gespräche mit Menschen, die man kaum kennt, können wirklich zäh sein. Immer wieder erlebte ich Situationen mit peinlichem Schweigen oder zwanghaftem Small-Talk.

 Alexander Stallmann

Alexander Stallmann

Foto: SZ/Robby Lorenz

Irgendwann schenkte mir meine Schwester ein Buch mit skurrilen Fakten, die einen lockeren Plausch erleichtern sollen. Seitdem bereite ich mich auf heikle Treffen akribisch vor. Ich merke mir Dinge wie etwa, dass Homer Simpson im arabischen Sprachraum Omar Shamshoon heißt. Oder dass weltweit 23 Prozent aller Schäden an Fotokopierern von Leuten erzeugt werden, die sich auf das Gerät setzen, um ihren Hintern zu kopieren. Ein echter Knaller auf jeder Party! Außerdem las ich, dass Elvis eigentlich blond war und dass er sich seine Tolle bei Tony Curtis abgeschaut hat.

In Wahrheit würde ich viel lieber über Musik, Fußball oder Filme reden, aber man weiß ja nie, wofür die anderen sich so interessieren. Neulich waren wir bei Freunden meiner Partnerin eingeladen. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Kurz vor der Abfahrt las ich in meinem Ratgeber noch, dass der Farbstoff E 120 für gemahlene Schildläuse steht. Ich fühlte mich gut vorbereitet.

Der Mann, der mir kurze Zeit später gegenüber am Tisch saß, schwieg lange. Dann sagte er plötzlich: „Schon gewusst, dass Elvis eigentlich blond war?“ Klar weiß ich das, dachte ich mir, tat aber trotzdem total verblüfft. Danach herrschte  wieder Stille. Jetzt war ich dran. Ich sagte, dass Homer Simpson im arabischen Sprachraum Omar Shamshoon heißt. Mein Gegenüber spielte Verwunderung. Uns beiden war sofort klar, dass wir das gleiche Buch besitzen. Er schaute mich lächelnd an und fragte: „Sollen wir über Fußball reden?“ Mein Small-Talk-Ratgeber funktioniert wirklich 1A.

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