Kolumne So kann’s gehen Teurer Kauf im Kirschen-Dorf
Wenn ich heimwärts tuckere, funkeln Kirschbäume prall behangen in der Abendsonne. Ein Stopp würde sich nicht lohnen. Die Prachtstücke stehen hinter Zäunen. Sobald ich mich zu einem meiner Freizeitläufe aufraffe, treffe ich an nicht umzäunten Streuobstwiesen auf weitere Träger meines Lieblingsobstes.
Nur sind die längst abgeerntet, wo unsereiner mit den Armen noch hinkommt. Der riesige Rest des Baumschmucks ist in diesem besonders guten Kirschen-Jahr Menschen mit Leiter vorbehalten. Also verschwindet der für mich unerreichbare Obstanteil beim Weiterlaufen, während die Lust auf Kirschen mir treu bleibt wie ein zugelaufener Hund. Da muss ich wohl in den sauren Apfel beißen und im nächsten Supermarkt ans Obstregal. Kirschen kommen zwar in dieser Sommerphase aus Deutschland. Billig sind sie mit einem Kilopreis von fast acht Euro nicht, wie ich meine. Meine Gier mühsam bändigend, lasse ich es bei einem Pfund bewenden. Als ob sie mich verspotten wollen, säumen die Auersmacher Bäume mit ihren Kirschrekorden meinen Heimweg. Dafür habe ich beim Genuss der Früchte aus dem Supermarkt das beruhigende Gefühl, mich dafür nicht verrenkt zu haben. Selbst das Hemd bleibt zu meinem Erstaunen ohne Souvenir an die Sommerfreude. Zwischenzeitlich zeichnet sich sogar kostenloser Nachschub ab. Ein Kollege will uns einen Teil seiner Ernte mitbringen. Aber er vergisst sein Angebot – und lässt die Kirschen im Dorf.