Serie Menschen im Regionalverband Ein Finanzprofi im Turnverein

Völklingen · Jürgen Ehlen leitet die Geschäftsstelle desTV Völklingen seit vielen Jahren mit Leidenschaft und Sachverstand.

 Jürgen Ehlen, Leiter der Geschäftsstelle des TV Völklingen, mit seiner Hündin Jessi, die zu einer Art Maskottchen des Vereins geworden ist.

Jürgen Ehlen, Leiter der Geschäftsstelle des TV Völklingen, mit seiner Hündin Jessi, die zu einer Art Maskottchen des Vereins geworden ist.

Foto: BeckerBredel

Mit einem fröhlichen Bellen werden die Besucher von der Zeitung in der Hans-Netzer-Halle begrüßt. „Der 1. FC Köln hat einen Geißbock, wir haben Jessie“, scherzt Jürgen Ehlen bei der Begrüßung. Ehlen ist hauptamtlicher Leiter der Geschäftsstelle des Turnvereins (TV) Völklingen. Die fünfjährige Hündin weicht ihm auch bei der Arbeit nicht von der Seite. Zurzeit kann Jessie ungestört durchs Gebäude toben. Während des Corona-Lockdowns ruht der Sportbetrieb, die Gänge sind verwaist. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt Ehlen. Da einige Räume der vereinseigenen Halle vermietet sind, begegnen sich im Foyer normalerweise die unterschiedlichsten Menschen: Mitglieder des saarländischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes, die eine Fortbildung besuchen, Migranten aus den Sprachkursen des Diakonischen Werkes, Jungs und Mädchen, die zum Schulsport in die Gatterstraße kommen. Und natürlich jede Menge Turner. „Einige Abteilungen bieten Online-Training an“, berichtet Ehlen.

Er freut sich über die Treue der Mitglieder. Während der Corona-Krise gab es bisher nicht wesentlich mehr Austritte als sonst. Unterm Strich steht trotzdem ein Minus. Die fehlenden Neuanmeldungen schlagen negativ zu Buche. Etwa 1500 Mitglieder und über 60 Übungsleiter bilden die Völklinger Turnerfamilie. Damit zählt der TV zu den größten Vereinen im Saarland. Marion Sommerlade unterstützt Ehlen in der Geschäftsstelle. Zwei Hausmeister und zwei Reinigungskräfte kümmern sich um die Immobilie. Demnächst baut der Verein neben dem Hermann-Neuberger-Stadion eine zweite Halle. Sie soll in den Vormittagsstunden vor allem von den benachbarten weiterführenden Schulen zum Sport genutzt werden. Der Job macht Ehlen viel Freude. „Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit der Arbeit“, versichert er.

Bevor der gelernte Sparkassenbetriebswirt 2013 in die Vereinsgeschäftsstelle wechselte, war er viele Jahre bei den saarländischen Sparkassen beschäftigt. Auch ehrenamtlich engagiert sich Ehlen im Sport: Seit 14 Jahren regelt er als Vizepräsident die Finanzen des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Saarland. Das TV-Angebot geht weit über die klassischen Turnsparten hinaus. Die Palette reicht vom Kickboxen übers Ballett bis zum Rehasport. In den 20 Abteilungen findet jeder die passende Sportart. „Wir haben Mitglieder, die kommen fünfmal die Woche“, erzählt Ehlen. Die jüngsten Teilnehmer beim Eltern-Kind-Turnen sind gerade mal ein Jahr alt, beim Seniorenturnen treffen sich auch über 90-Jährige. „Bei uns kann man eine sportliche Heimat fürs ganze Leben finden“, sagt der Geschäftsstellenleiter. Er selbst wurde mit acht Jahren Mitglied. Damals nahmen ihn seine drei älteren Brüder mit zum Faustball. Später spielten die Geschwister gemeinsam in der 1. Bundesliga. „Wir haben vier- bis fünfmal in der Woche trainiert“, erinnert sich der Völklinger. Als seine Brüder aufhörten, stieg die Mannschaft ab. Es folgte ein kurzer Abstecher zum Fußball. „Doch das war nicht meine Welt“, sagt Ehlen. Heute spielt er wieder zusammen mit seinen Brüdern in der Faustball-Seniorenmannschaft. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft“. Das gilt nicht nur für die Faustballertruppe, sondern für den ganzen Verein. Alle vier Jahre fährt eine Delegation zum Deutschen Turnfest. Wenn Jürgen Ehlen in einigen Jahren in Rente geht, will er sich weiter bei den Turnern engagieren. Der 62-Jährige ist verheiratet und hat eine 15-jährige Tochter. In der Freizeit fotografiert er gerne. Ehlen hofft, bald auch wieder Schnappschüsse vom regen Vereinsleben machen zu können. „Wir möchten so schnell wie möglich wieder loslegen“, betont er mit Blick auf den Übungsbetrieb. Neben dem Geschäftsstellenleiter kann es auch Hündin Jessie kaum erwarten, dass die Sportler zurückkehren. Dann gibt‘s von den Bekannten ihres Herrchens wieder viele Leckerlis. „Ich muss aufpassen, dass sie nicht zu dick wird“, sagt Jürgen Ehlen.

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