Landesinnung für Friseure warnt Männerhaarschnitt könnte im Saarland bald mehr als 100 Euro kosten

Saarbrücken · Die Landesinnung für Friseure sieht die Branche angesichts steigender Energiekosten und höheren Mindestlöhnen unter erheblichem Druck. Sie schließt saftige Preissteigerungen nicht mehr aus – wenn nicht schnell mehrere Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

 Die Landesinnung für Friseure sieht die Branche angesichts steigender Energiekosten und höheren Mindestlöhnen unter erheblichem Druck. Ginge es so weiter, könnte ein Herrenhaarschnitt bald 100 Euro kosten, heißt es.

Die Landesinnung für Friseure sieht die Branche angesichts steigender Energiekosten und höheren Mindestlöhnen unter erheblichem Druck. Ginge es so weiter, könnte ein Herrenhaarschnitt bald 100 Euro kosten, heißt es.

Foto: dpa/Magdalena Troendle

Steigende Ladenmieten und explodierende Energiekosten, höhere Mindestlöhne und weniger Kunden seit Corona: Die noch rund 1200 Betriebe des Friseur-Handwerks im Saarland geraten trotz zeitweiser Überbrückungshilfen in immer mehr finanzielle Nöte – und viele heben nun selbst ihre Preise für die Kunden spürbar an. „Wie hoch prozentual die Preise dieses oder nächstes Jahr noch steigen werden, lässt sich nicht seriös abschätzen. Sollten sich die derzeitigen Entwicklungen jedoch ungehindert fortsetzen, kann es zu einer Situation kommen, in der wir von 100 Euro und mehr für einen einfachen Qualitäts-Herrenhaarschnitt sprechen", erklärt der Geschäftsführer der Landesinnung Friseure und Kosmetik Saarland, Mirko Karkowsky, auf SZ-Anfrage.

Keine Maskenpflicht mehr, kein Testnachweis mehr nötig und oftmals auch schon wieder Kaffee, Mineralwasser und Zeitschriften zum Haareschneiden: Eigentlich könnte sich nach dem Wegfall der Corona-Auflagen im Saarland die Lage im stark Lockdown-geplagten Friseur-Handwerk zwischen Schere, Föhn, Färbemitteln und Lockenwicklern wieder normalisieren. „Es gibt kaum noch nennenswerte Einschränkungen. Gleichwohl bleibt die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe angespannt“, sagt Innungs-Geschäftsführer Karkowsky. Er und der seit 2011 amtierende Landesinnungsmeister Mike Ulrich (Sulzbach-Neuweiler) schätzen, dass seit Corona etwa jeder zehnte traditionelle Friseurbetrieb im Saarland auf der Strecke geblieben ist. Gleichzeitig eröffnen aber – vor allem in Saarbrücken und in anderen größeren Städten – immer mehr sogenannte Barbershops und Billigfriseure, die teils gar keine deutsche Meisterausbildung haben oder die Handwerksordnung nicht richtig einhalten.

„Die Branche ist im Umbruch“, stöhnt Karkowsky. „Vor unseren Augen findet ein Verdrängungswettbewerb statt, der mit unfairen Mitteln geführt wird. Der Begriff Barbershop ist insoweit nicht ganz richtig. Es handelt sich teils um illegale Betriebe und illegale Beschäftigung. Wer aber als Friseur in die Handwerksrolle eingetragen ist, darf auch im Barbershop jeden Kunden in seinem Salon bedienen.“ Und wie steht es aktuell um die Kundenfrequenz? Die Saar-Innung bestätigt einserseits Zahlen des Branchenverbandes, wonach vor Corona der deutsche Mann im Schnitt etwa alle sechs Wochen und die Frau gut alle zwei Monate zum Friseur geht – doch gaben in Umfragen schon damals zwischen einem Drittel und einem Fünftel aller Männer und Frauen an, überhaupt nie zum Friseur zu gehen. „Das war vor Corona. Aktuell müsssen wir leider davon ausgehen, dass die Zahl der Friseurverweigerer noch einmal gestiegen ist“, beklagt Karkowsky.

So lassen sich immer mehr ehemalige Kunden die Haare entweder von Familienmitgliedern oder Bekannten im Bereich Schwarzarbeit schneiden. „Hier haben reguläre Betriebe gegenüber illegalen Betrieben dann das Nachsehen, da sie völlig anders kalkulieren müssen“, kritisiert der Innungs-Geschäftsführer. „Sollte das alles so weitergehen, müssen wir davon ausgehen, dass sich der Friseurbesuch in Zukunft sehr stark verteuern wird. Und es besteht sogar die Angst vor einer Aufspaltung der Branche in Billigfriseure und ein Luxussegment.“ Der Friseurbesuch dürfe aber nicht zum Luxusgut werden, auch wenn die Friseursalons immer genügend „Luft zum Atmen“ bräuchten und die tägliche Arbeit auskömmlich sein müsse. Die Forderungen der Innung an die Politik lauten deshalb: Die beim Haareschneiden mit auf die Preise drückende Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent senken, bessere Kontrollen der Behörden bei illegalen Betrieben und Schwarzarbeit sowie mehr gegen Inflation und Fachkräftemangel tun.

Den Kunden gegenüber verweist die Innung auf das überdurchschnittlich hohe Niveau der Saar-Friseure, die mit Alena Schuh (Hairfashion Schuh) aus Saarlouis und Jannick Rupp aus Schwalbach-Hülzweiler sogar zwei junge Silber/Bronze-Medaillengewinner der letzten Friseur-WM 2019 in Paris in ihren Reihen haben. Die kürzlich vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks vorgestellten neuen Trend-Looks für das Frühjahr und den Sommer 2022 stehen unterdessen auch im Saarland unter dem Motto „Jeans on“ und feiern das Comeback der lässigen 2000er-Haarmode – beziehungsweise sind eine Hommage an die späten 1990er Jahre. „Gerade in Krisenzeiten wie jetzt kann ein neuer Loook auch helfen, das eigene Ego zu pushen, um die Probleme des Alltags dann mit neuem Schwung anzugehen“, buhlen die Innungs-Spitzen um wieder mehr Kunden in den Friseursalons.

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