Ehrenbürgerschaft der Stadt Saarbrücken August-Wilhelm Scheer: Ein Festakt für einen Renaissance-Menschen

Saarbrücken · August-Wilhelm Scheer hat in der Aula der Universität die Ehrenbürgerwürde der Stadt Saarbrücken verliehen bekommen.

 Oberbürgermeister Uwe Conradt überreichte August-Wilhelm Scheer die Ehrenbürger-Urkunde der Stadt Saarbrücken.

Oberbürgermeister Uwe Conradt überreichte August-Wilhelm Scheer die Ehrenbürger-Urkunde der Stadt Saarbrücken.

Foto: Sebastian Dingler

Auch wenn Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer in Westfalen geboren ist und in Hamburg seine Habilitation erlangte, hat er doch so lange in Saarbrücken so erfolgreich gewirkt, dass ihm die Stadt nun die Ehrenbürgerwürde verlieh. Am 6. Juli 2021 hatte sich der Stadtrat einstimmig dafür ausgesprochen – die Verdienste Scheers sind herausragend.

1975 nahm er die neu geschaffene Professur für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes an. 1984 gründete er seine erste Firma, die spätere Aktiengesellschaft IDS Scheer. Weitere Unternehmensgründungen folgten, seit 2011 gibt es auch die August-Wilhelm Scheer Stiftung für Wissenschaft und Kunst. Besonders ist der 81-jährige der Musik verbunden – schließlich machte er sich auch als Baritonsaxofonist einen Namen. Dem Festakt in der Aula der Universität wohnten neben zahlreichen Gästen auch Scheers Kinder Hauke und Meike bei.

In Person von Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) verlieh ein ehemaliger Student des Wirtschaftsinformatikprofessors die Ehren-Urkunde. „Man freute sich auf seine Vorlesungen“, bekannte Conradt. Scheer sei seiner Zeit vielfach voraus gewesen, habe früh erkannt, dass die Informatik eine Revolution mit sich bringe. Die Laudatio auf den neuen Ehrenbürger hielt die ehemalige Universitätspräsidentin Prof. Dr. Margret Wintermantel. Sie erinnerte an den Renaissance-Philosophen Giovanni Pico della Mirandola, dessen Rede „Über die Würde des Menschen“ berühmt wurde. „Seine Idee war: Nur weil der Mensch Gottes Geschöpf ist, bedeutet es nicht, dass er dem lieben Gott in allem folgt. Sondern ganz anders: Er, der Mensch, ist sein eigentlicher Schöpfer.“ Scheer habe dieses humanistische Manifest als Leitschnur für sein Leben genommen. „Das ist doch nun wirklich ein Renaissance-Mensch, unser August-Wilhelm Scheer“, meinte Wintermantel.

Ein Grußwort sprach danach Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, der auch eine ähnliche akademische Karriere wie Scheer vorzuweisen hat und bereits 2018 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Saarbrücken verliehen bekam. Folgerichtig begann Wahlsters Rede humorig damit, dass er betroffen gewesen sei, als er die Begründung auf seiner Urkunde las: Was dort stand, habe ja gleichermaßen auch auf seinen Freund August-Wilhelm Scheer zugetroffen. „Heute bin ich nun von diesen Gewissensbissen befreit.“ Anschließend bekam Scheer seine Urkunde von Conradt überreicht, zusammen mit einem Porzellanlöwen im Blues Brothers-Stil – das sei ein echtes Sammlerstück, meinte der OB.

Saarbrücken, so bekannte Scheer in seiner Dankesrede, sei ihm erstmals am 31. August 1963 ins Bewusstsein gekommen: Damals spielte der Hamburger SV gegen den 1. FC Saarbrücken im Volksparkstadion. Auch wenn die Saarländer 2:4 verloren, sei ihm die Mannschaft doch in Erinnerung geblieben. Er habe nie bereut, hier hergekommen zu sein. An der Universität des Saarlandes habe er echte Solidarität unter den Professoren verspürt. Dass er später seine Firma gründen und in eine Aktiengesellschaft umwandeln konnte, sei ein Beweis für „Silicon Valley geht auch in Saarbrücken“, so Scheer.

Ohne Jazz kann eine Veranstaltung zu seinen Ehren nicht stattfinden. So sorgte die von Scheer gegründete Band Groovin’ High Group unter der Leitung von Johannes Müller für den passenden musikalischen Rahmen.

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