Schiffsfahrt zu Brücken Erst kam Kaiser Karl V., dann die erste Brücke

Saarbrücken · Denkmalpfleger und Archivare betrachten vom Fluss aus mit ihren Gästen ein spannendes Kapitel der Saarbrücker Geschichte.

 Denkmalexperte Hans Mildenberger erklärte vom Schiff aus, was es mit den wichtigsten Brücken der Stadt auf sich hat.

Denkmalexperte Hans Mildenberger erklärte vom Schiff aus, was es mit den wichtigsten Brücken der Stadt auf sich hat.

Foto: Tobias Ebelshaeuser

„Die meisten Leute wissen gar nicht wie viele Brücken wir hier in Saarbrücken haben“, sagt Hans Mildenberger, ehemaliger Denkmalpfleger der Stadt Saarbrücken. Dass das heutzutage nicht im Bewusstsein der Menschen verankert ist, sei nachzuvollziehen. Denn Brücken sind doch heutzutage etwas ganz Selbstverständliches.

Mit insgesamt 20 dieser Bauwerke allein im Saarbrücker Stadtgebiet sei die Auswahl recht groß, sagt Mildenberger. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder auf der Schiene: Die Möglichkeiten auf Brücken den Fluss zu überqueren, sind heute zahlreich.

Das war auch schon mal anders. Im März 1546 zum Beispiel, als Karl V., seinerzeit Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, auf dem Weg zum Regensburger Reichstag war. Gerade damals hatte die Saar Hochwasser. So musste der Herrscher ganze vier Tage in Saarbrücken ausharren, bis das Eis schmolz, der Wasserpegel sank und die Fähre den Fluss  überqueren konnte. Das hatte für so viel Unmut gesorgt, dass Graf Philip II. von Nassau-Saarbrücken daraufhin den Bau einer Brücke über den widerspenstigen Fluss veranlasste.

Diese Geschichte erzählt Ruth Bauer, Mitarbeiterin des Stadtarchivs, während das Schiff gerade unter einem Bogen eben dieser Brücke hindurchfährt. Mittlerweile ist das Bauwerk als „Alte Brücke“ bekannt. Über die Jahrhunderte immer wieder restauriert und repariert, verbindet sie noch immer St. Johann und Alt-Saarbrücken.

Ruth Bauer, Hans Mildenberger und der ehemalige Leiter des Landesdenkmalamts, Josef Baulig, wechseln sich ab mit den Führungen zum Tag des offenen Denkmals. Der heißt in diesem Jahr „Entdecken, was uns verbindet“. Was passt dazu besser, als die Brücken, die täglich Menschen verbinden, mal aus einer neuen Perspektive, nämlich vom Wasser aus, zu entdecken?

Man wolle dem Namen der Stadt einmal Rechnung tragen, sagt Baulig. Lange sei man davon ausgegangen, dass sich der Name Saarbrücken aus der keltischen Bezeichnung für einen „hellen Felsen“ entwickelt habe. Doch aktuelle Forschungen hätten ergeben, dass der Name aus dem Frühalthochdeutschen stammt und sich tatsächlich aus der Bezeichnung einer Brücke oder eines Landungssteges am Fluss ableitet.

Im Stadtkern folgt Brücke auf Brücke. Hans Mildenberger kommt kaum noch nach mit dem Erzählen. Von unten sehen sie alle ganz ungewohnt aus, sieht man sie doch meist nur beim Überqueren.

In gewisser Hinsicht sind die Brücken der Stadt tatsächlich lebende Denkmäler, denn an ihnen lässt sich die Geschichte der Stadt ablesen. Die Notwendigkeit, die Saar zu überqueren, prägte schon immer das Leben der Menschen im heutigen Stadtgebiet.

Auf den Tischen an Bord liegen Mappen mit Bildern der Brücken aus der Gegenwart wie aus der Vergangenheit. Nach dem Krieg war jede Brücke zerstört. Von vielen blieben nur noch große Trümmerhaufen, zerstört von den deutschen Truppen, die das Vorrücken der Alliierten über die Saar stoppen wollten, als der Krieg bereits verloren war. Doch nur ein Jahr später standen schon die ersten Behelfsbrücken.

Ohne die alte Achterbrücke in Burbach hätte sich die Hütte dort nie angesiedelt, erklärt Ruth Bauer. Und die Luisenbrücke entstand, um den Menschen aus Alt-Saarbrücken den Zugang zum Bahnhof zu erleichtern. Auch für die Zukunft der Stadt haben sie eine Bedeutung. Aus der alten Eisenbahnbrücke in Güdingen soll zum Beispiel ein in ein europäisches Routen-Netz  integrierter Radweg werden, sagt Mildenberger.

Bei all dieser geschichtlichen Bedeutung ist es ein schöner Zufall, dass die Ostspangenbrücke, die jüngste Brücke im Saarbrücker Stadtgebiet dort steht, wo einst der älteste Flussübergang war: Am Osthafen, ganz in der Nähe des Römerkastells, befand sich einst eine bedeutende Römerstraße, die die Saar überquerte.

Am Ende dreht Kapitän Günter Emmer noch einmal auf der Saar. Bevor er in Höhe des Staatstheaters anlegt, fährt er wieder zweimal unter der Alten Brücke hindurch. Deren Baugeschichte ist unter anderem dadurch überliefert, dass Graf Philipp II. beim Kaiser darum bat, den Brückenzoll erhöhen zu dürfen. Denn damals wie auch heute so oft waren die Kosten für den Bau der Brücke am Ende deutlich höher ausgefallen als ursprünglich veranschlagt.

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