Tiere als Weihnachtsgeschenk Die Freude an Minka hielt nicht mal bis Ostern

Regionalverband · Die erste Euphorie über die Katze oder den Hund zum Fest ist in vielen Fällen bald verflogen. Spätestens nach ein paar Monaten heißt es: ab ins Heim. Aber dort gibt es auch Sachverstand, wenn jemand wirklich einen Hausgenossen sucht.

 Wer zu Weihnachten eine Katze verschenkt, macht wahrscheinlich sich und das Tier unglücklich. Die Opfer sitzen schließlich auch im Saarbrücker Bertha-Bruch-Heim. Dort achten die Mitarbeiter darauf, dass es die Schützlinge im nächsten Zuhause besser haben. Ein Tierleben lang.

Wer zu Weihnachten eine Katze verschenkt, macht wahrscheinlich sich und das Tier unglücklich. Die Opfer sitzen schließlich auch im Saarbrücker Bertha-Bruch-Heim. Dort achten die Mitarbeiter darauf, dass es die Schützlinge im nächsten Zuhause besser haben. Ein Tierleben lang.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Der Zauber der Weihnacht hat längst dem Alltagsgrau Platz gemacht. Des Schmucks beraubt, ist der Baum spätestens Anfang Januar verschwunden, dann rasch vergessen. Das vor Monaten noch „süße“ Meerschweinchen hockt vereinsamt im verdreckten Haus, während der Streit ums Saubermachen tobt. Und die Katze mit dem niedlichen Blick taugt so gar nicht zum Knuddeln. Jetzt soll sie weg. Schicksale von Geschenken, die nie unter Weihnachtsbäumen hätten landen dürfen. Frederick Guldner, der Sprecher des Bertha-Bruch-Tierheims, kennt solche traurigen Geschichten zur Genüge. Dabei verfliegen Freude und Geduld der frischgebackenen Tierhalter anders als gemeinhin vermutet meist nicht schon nach Tagen. „Zwei bis drei Monate dauert es schon, bis die neuen Besitzer die Probleme bemerken und des neuen Hausgenossens überdrüssig werden.“

Um Ostern herum also  landen die Weihnachtsgeschenke aus dem Vorjahr im Tierheim, auch in Saarbrücken. Wenn es schlimm kommt. Dieses traurige Phänomen sei 2017 zum Glück weitgehend ausgeblieben. „Wir hoffen, dass es in den nächsten Jahren so bleibt.“

Die nächste kritische Phase in der Mensch-Tier-Beziehung lasse nach Ostern nicht lange auf sich warten. „Erst kurz vor dem Sommerurlaub bemerken einige, dass sie ihr Tier ja noch nicht untergebracht haben.“ Also brechen sie in letzter Minute auf ins Heim, wo dann so schnell meist kein Platz ist. Schon gar nicht als Übergangslösung, bis die Familie aus dem Urlaub zurück ist. „Wir sind keine Tierpension. Dafür haben wir einfach zu wenig Personal“, sagt Guldner.

Das Team hat jetzt schon viel um die Ohren. Um 66 Hunde, 90 Katzen und 65 Kleintiere im Heim und auf Pflegestellen in der Region muss sich das Personal derzeit kümmern. Damit betreibt der Saarbrücker Tierschutzverein das größte Heim im Saarland. Als Notnagel nach einer verkorksten Ferienvorbereitung scheidet es aus.

Deshalb sollte eine Ferienbleibe für den Hausgenossen ganz am Anfang stehen, wenn der Urlaub zu planen ist. Nicht der einzige Stresstest für  Mensch und Haustier. Als weiteren Grund, Tiere niemals zu verschenken, nennt Heimsprecher Guldner die wahren Kosten des lebenden Präsents. „Viele unterschätzen die Ausgaben.“ Eine medizinisch nötige und für die Lebensqualität bedeutende Operation  eines Kreuzbandrisses beim Hund könne mit Nachbehandlung und Physiotherapie durchaus 1000 Euro kosten. „Dann bringen Menschen uns ihren Hund ins Heim. Sie sagen, sie hätten ihn gefunden. Dabei wollen sie nur nicht zugeben, dass ihnen das Geld fehlt für die Behandlung.“ Geld, das dann der Tierschutzerein Saarbrücken als Heimbetreiber aufbringen muss. „Wir versuchen, alle Tiere bestmöglich behandeln zu lassen. Denn sie haben Lebensqualität verdient.“

Guldner warnt also zum einen davor, Tiere zu verschenken. Und er rät zum anderen, immer vor der Anschaffung eines Hausgenossen den Rat von Tierschützern einzuholen.  „Wir vermitteln alle Schützlinge erst einmal für eine verlängerbare Probezeit. Dabei ist es uns lieber, dass ein Tier zurückkommt, als wenn sich alle Beteiligten miteinander abmühen.“

Guldner und die anderen Tierschützer verzeichnen bei vielen Heimbesuchern ein wachsendes Interesse an gründlichen Beratungsgesprächen. „Blauäugige und Leute, die alles auf die leichte Schulter nehmen, was wir ihnen sagen, gibt es aber immer noch.“

Sobald die Leute vom Heim merken, dass sie mit ihren Hinweisen auf taube Ohren stoßen, hat das Folgen. „Wenn zum Beispiel jemand nicht einmal in der Lage ist, einem Kleintier die Mindestbedingungen bei der Käfiggröße zu erfüllen, dann bekommt er dieses Tier nicht.“

Weitere Informationen über das Bertha-Bruch-Tierheim von 14 bis 17 Uhr – außer montags – unter Telefon (06 81) 5 35 30.

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