Sichere Schulwege „Grün an einigen Kreuzungen sehr kurz“

Saarbrücken · Kampagne für mehr Sicherheit auf Schulwegen: Stadt arbeitet mit ADAC und weiteren Akteuren eng zusammen.

 An der Turmschule in Dudweiler will die Verwaltung die Schulwege sicherer machen. Auf diesem Archivfoto gehen Emily, Leni, Damien und Dean (von links) über den Fußgängerüberweg. Dabei tragen sie Schutzwesten. Kurze Grünphasen sind rund um die Schule ein Problem, meint der ADAC.

An der Turmschule in Dudweiler will die Verwaltung die Schulwege sicherer machen. Auf diesem Archivfoto gehen Emily, Leni, Damien und Dean (von links) über den Fußgängerüberweg. Dabei tragen sie Schutzwesten. Kurze Grünphasen sind rund um die Schule ein Problem, meint der ADAC.

Foto: Iris Maria Maurer

„Mit der Rakete zur Schule? Wir können nicht alles ermöglichen, aber ... Wir kümmern uns um sichere Schulwege“. Unter anderem mit diesem Plakatmotiv hat die Stadt Saarbrücken 2017 monatelang  für ihre Aktivitäten im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans (Vep) 2030 geworben. Den hat der Stadtrat abgesegnet. Ein Teil davon ist die „Leuchtturmkampagne Schulwegsicherheit“.

Aber was ist wirklich passiert seit dem Start des Pilotprojekts, an dem die Turmschule in Dudweiler beteiligt ist (die SZ berichtete Ende April 2017)? Sind Maßnahmen beschlossen, die jetzt umgesetzt werden? Die Stadtpressestelle erklärt, seit dem Start des Projekts an der Turmschule habe die Verwaltung die von Eltern und Schülern ausgefüllten Fragebögen ausgewertet und in den vergangenen Monaten eine Bestandsaufnahme gemacht. „Jetzt geht es darum, in Abstimmung mit den verschiedenen Fachämtern auf dieser Basis kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu überlegen und anzugehen. Besonderes Augenmerk wird aktuell auf den Knotenpunkt Sulzbachtalstraße/Rathausstraße gelegt“, teilt die Stadtpressestelle mit.

Die Schulleiterin Natalie Koch hatte erklärt, die Verwaltung müsse vor allem ein Problem angehen: Rechtsabbieger und Fußgänger hätten an drei Kreuzungen rund um die Turmschule gleichzeitig Grün. Ein Autofahrer habe 2016 eine Schülerin angefahren.

Dass Kinder im Straßenverkehr gefährdet sind – nicht nur auf dem Schulweg -  belegt die Statistik der Polizei. Denn zum Stichtag Ende November 2017 ist die Zahl der Unfälle mit Kindern gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen: Bei 91 Unfällen verletzten sich 76 Kinder, elf mehr als im Vergleichszeitraum 2016 (weitere Zahlen stehen im Infokasten).

Die Verwaltung ist nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Nach und nach soll die Verkehrssicherheit auch an anderen Schulen untersucht werden. Der ADAC hat klare Vorstellungen, was sich zum Beispiel an der Turmschule ändern muss. „Die Grünphasen sind an einigen Kreuzungen sehr kurz und müssten verlängert werden - vor allem für Kinder im Grundschulalter. Zudem wären separate Grünphasen zu bestimmten Zeiten für Fußgänger sinnvoll“, erklärt Frank Finkler, Leiter Verkehr und Technik des ADAC Saar. Er spricht sich auch dafür aus, den „Hol- und Bringverkehr“ der Eltern einzuschränken. Frank Finkler: „Die Einrichtung einer zeitlich begrenzten ‚Hol- und Bringzone’ wird zurzeit in Angriff genommen.“

Um das hohe Verkehrsaufkommen morgens und nach dem Unterrichtsende geht es auch an der Max-Ophüls-Grundschule in St. Johann und an der Weyersbergschule in Burbach. Dort will die Stadtverwaltung „Elternhaltestellen“ testen. Mütter und Väter sollen ihre Kinder nicht mehr direkt mit dem Auto vor die Schule fahren, was oft zu gefährlichen Situationen führt, sondern den Nachwuchs bereits deutlich früher rauslassen. Den Rest der Strecke gehen die Kinder dann zu Fuß.

Im Fall der Ophüls-Grundschule will die Verwaltung eine Haltestelle in der Richard-Wagner-Straße einrichten. „Für die ,Elternhaltestelle’ sollen Stellplätze und eventuell eine Ladefläche genutzt werden – allerdings nur zeitlich begrenzt in den Morgenstunden“, teilt Michaela Kakuk von der Stadtpressestelle mit. Zwei bis drei Autos könnten dort parken. Das werde derzeit mit dem Ordnungsamt abgestimmt. Während der Testphase werde verstärkt beobachtet, wie diese „Elternhaltestelle“ angenommen wird, erklärt Kakuk weiter. Wo die Haltestelle an der Burbacher Weyersbergschule eingerichtet wird, stehe noch nicht fest.

In St. Arnual soll es außerdem „Walking Bus“-Aktionen geben. Die Idee: Ein oder zwei Elternteile sammeln die Kinder einer Straße oder eines Viertels ein und begleiten sie zu Fuß zur Schule oder zum Kindergarten. Auch das steht im Vep ausdrücklich drin.

Diese Maßnahmen sind natürlich nicht so spektakulär wie mit einer Rakete zur Schule zu fliegen, sollen aber die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr deutlich erhöhen.

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