Deutlich mehr Arbeitslose im Saarland in 2020 Arbeitslosigkeit im Saarland wegen Corona deutlich gestiegen

Saarbrücken · Die Zahl der Arbeitslosen ist im von der Virus-Krise geprägten vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Besonders drastisch ist der Anstieg bei Personen mit ausländischem Pass. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat deutlich zugenommen.

Corona lässt Arbeitslosigkeit im Saarland deutlich steigen
Foto: dpa/Patrick Seeger

 Im vergangenen Jahr 2020 ist die Arbeitslosigkeit im Saarland deutlich gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen lag insgesamt bei rund 38 400 wie die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Gegenüber dem Jahr 2019 entspricht das einem Plus von 16,8 Prozent.

Das Gros machten diejenigen aus, die das sogenannte Arbeitslosengeld I beziehen und noch nicht unter die Grundsicherung fallen. Ihre Zahl ist im Jahr 2020 um 3800 oder 35 Prozent gestiegen. Im Jahresdurchschnitt waren hier 14 600 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Bereich der Grundsicherung – also den bei den Jobcentern gemeldeten Arbeitslosen wie etwa „Hartz-4“-Empfängern – fiel der Anstieg mit 7,8 Prozent moderater aus. Es wurden 23 800 Arbeitslose gezählt.

 Walter Hüther, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit

Walter Hüther, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit

Foto: Oliver Dietze

Den größten Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichneten Menschen mit einem ausländischen Pass, so die Bilanz der Regionaldirektion. Ihre Zahl stieg um 2000 (21,5 Prozent) gegenüber dem Jahr 2019. Insgesamt waren demnach 11 400 Ausländer arbeitslos.

Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm mit einem plus von 18,7 Prozent (1900 Personen) deutlich zu. Im Jahresdurchschnitt wurden 12 200 Langzeitarbeitslose gezählt.

„Im Jahr 2020 hat Corona den Arbeitsmarkt ziemlich durcheinandergewirbelt. Erfreulicherweise sind die drastischen Prognosen, die zu Beginn der Pandemie erstellt wurden, nicht eingetreten“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Regionaldirektion, Walter Hüther. „Bislang versuchen viele Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Das Kurzarbeitergeld und die sonstigen Unterstützungsmaßnahmen für Betriebe leisten in diesem Zusammenhang ihren Beitrag.“ Die nächsten Monate seien entscheidend. „Es bleibt abzuwarten, wie lange die Einschränkungen des Lockdowns gelten und wie stark die Auswirkungen auf die Wirtschaft sein werden“, sagt Hüther.

In jüngster Zeit scheint sich der Arbeitsmarkt etwas stabilisiert zu haben. Im letzten Monat des Jahres 2020 waren im Saarland 37 900 Menschen arbeitslos. Das sind nur etwa 100 (0,3 Prozent) mehr als im November. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren jedoch 4900 Menschen mehr arbeitslos. Das entspricht laut Regionaldirektion einem Plus von 14,7 Prozent. Deutschlandweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 8000 auf 2,707 Millionen gestiegen. Im Vergleich zum Dezember 2019 stieg die Zahl um 480 000, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Die Arbeitslosenquote liegt weiter bei 5,9 Prozent.

Im Dezember seien zwar mehr Saarländer arbeitslos gewesen, „der Anstieg der Arbeitslosigkeit fällt in diesem Jahr allerdings geringer aus als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre“, sagt Walter Hüther, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. Das sei für ihn ein Signal, dass Betriebe in der momentanen Zeit ihre Mitarbeiter halten. „Mit Blick auf das Vorjahr sind zwar deutlich mehr Menschen arbeitslos, allerdings hat sich der Vorjahresabstand in den letzten Monaten verringert. Das werte ich positiv.“ Ob sich diese Entwicklung in den nächsten Monaten so fortsetze, werde von der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen und den daraus resultierenden Maßnahmen abhängen, sagt Hüther.

1000 Unternehmen mit insgesamt 12 600 Beschäftigten zeigten im Dezember hierzulande Kurzarbeit an. Betroffen waren vor allem die Bereiche Gastronomie, Einzelhandel, Friseur- und Kosmetiksalons. Wegen der Corona-Pandemie war Mitte Dezember der Lockdown nochmals verschärft worden. Die Anzeigen für Kurzarbeit bedeuten nach Angaben der Bundesagentur nicht, dass in den Betrieben auch tatsächlich kurzgearbeitet wird. Zunächst gehe es um eine grundsätzliche Genehmigung. Erst nach drei Monaten könne festgestellt werden, in welchem Umfang tatsächlich kurzgearbeitet wurde. Nach den aktuellsten Hochrechnungen gab es im September im Saarland in 2900 Betrieben mit insgesamt 22 300 Mitarbeitern Kurzarbeit. Der bisherige Höchststand in der Corona-Pandemie war im April mit 81 200 Beziehern in 8 100 Betrieben ermittelt worden.

Nachdem in den letzten Monaten mehr offene Arbeitsstellen im Saarland gezählt wurden, war die Zahl im letzten Monat rückläufig. Insgesamt waren 7700 offene Arbeitsstellen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern registriert. Das waren 0,2 Prozent weniger als im November. Gegenüber Dezember 2019 betrug der Rückgang 900 oder 10,4 Prozent. Die meisten Stellen waren demnach in der Zeitarbeit (1520), im Gesundheits- und Sozialwesen (1160), im Handel (1010), im Verarbeitenden Gewerbe (710) und im Baugewerbe (660) gemeldet.

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