Arbeitsmarkt im Kreis Neunkirchen Lange Arbeitslosigkeit bereitet Agentur Sorge

Kreis Neunkirchen · Aktueller Arbeitsmarktbericht für den Kreis Neunkirchen zeigt, dass Zahl der Langzeitarbeitslosen stark ansteigt.

 Der Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist in der Pflege weiter hoch.

Der Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist in der Pflege weiter hoch.

Foto: dpa/Peter Steffen

„Von November auf Dezember gab es keinen sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit. Es zeichnet sich allerdings bereits ein deutlicherer Anstieg der Arbeitslosigkeit über den Jahreswechsel ab. Wie die Entwicklung am Arbeitsmarkt aussehen wird, hängt auch vom weiteren Verlauf der Pandemie und den Folgen bestehender Beschränkungen ab.“ Mit diesen Worten kommentiert Madeleine Seidel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Saarland, die aktuelle Arbeitsmarktlage.

Im Landkreis Neunkirchen waren im Dezember 5566 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, fünf weniger als im November, erläutert die Arbeitsagentur in ihrer Monatsanalyse weiter. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter 837 Arbeitslose mehr gemeldet (plus 17,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag mit 7,8 Prozent genauso hoch wie im Vormonat und 1,3 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats (siehe Grafik).

„Auch im Dezember gab es Dynamik am Arbeitsmarkt. So konnten rund 300 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden und eine neue Beschäftigung aufnehmen“, erklärt Seidel. Das waren rund 15 Prozent mehr Männer und Frauen, die eine neue Stelle gefunden haben, als im Dezember des Vorjahres.

Die Zahl der arbeitslosen Jüngeren unter 25 Jahren lag im Dezember bei 578 und damit 21 höher als im Vormonat. Sie hat sich gegenüber dem Vorjahr um 90 erhöht. 1839 von Arbeitslosigkeit Betroffene waren 50 Jahre und älter. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen betrug im aktuellen Monat genau ein Drittel. Ihre Zahl hat sich gegenüber November um zehn und gegenüber Dezember 2019 um fast 300 erhöht. Sorge bereitet die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit, deren Anstieg sich weiter fortsetzt.

Mehr als ein Drittel der registrierten Arbeitslosen ist gleichzeitig auch langzeitarbeitslos, also bereits länger als ein Jahr gemeldet. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen betrug im Dezember 1968. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Anstieg um über 40 Prozent.

Betrachtet man Arbeitsagentur und Jobcenter getrennt, ist zu erkennen, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich im Bereich der Arbeitslosenversicherung fast drei Mal so hoch ausgefallen ist wie der Anstieg im Bereich der Grundsicherung. Bei der Agentur für Arbeit ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um zwölf auf 2163 gestiegen. Das war fast ein Drittel mehr als vor einem Jahr.

Beim Jobcenter Neunkirchen waren im Dezember 3403 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 17 weniger als im November. Damit lag die Zahl der Arbeitslosen um rund elf Prozent über dem Vorjahreswert, so die Agentur.

Auch in dieser schwierigen Zeit gibt es Chancen auf dem Arbeitsmarkt, schreibt die Arbeitsagentur. Im Dezember gab es 161 neue Stellenmeldungen im Landkreis Neunkirchen. Die meisten offenen Stellen gab es in der Zeitarbeit, im Gesundheits- und Sozialwesen und im Handel. Auch im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe, im Öffentlichen Dienst sowie im Bereich Erziehung und Unterrichtt gab es zahlreiche offene Stellen.

Im Vorjahresvergleich meldeten Unternehmen der Region insgesamt einen geringeren Personalbedarf. Seit Jahresbeginn wurden 2136 offene Stellen gemeldet, das waren rund 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Den größten Abstand zum Vorjahr gab es im April mit über 60 Prozent. Madeleine Seidel: „Die Abweichung zum Vorjahr wurde im Jahresverlauf deutlich geringer. Das gibt Hoffnung auf eine positive Dynamik am Arbeitsmarkt auch in 2021.“ Aktuell stehen 770 freie Jobs zur Besetzung zur Verfügung.

Die konjunkturelle Kurzarbeit trägt seit März wesentlich zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes bei. Im Landkreis Neunkirchen haben im Dezember 117 Betriebe für 650 Beschäftigte neu Kurzarbeit angezeigt, aufgrund des Lockdowns ist die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit gestiegen. Seit Beginn der Corona-Krise haben insgesamt 1499 Unternehmen Kurzarbeit für 15 274 Beschäftigte angezeigt. Die Anzeigen für Kurzarbeit bedeuten jedoch nicht automatisch deren Realisierung. Daten über den Umfang der realisierten Kurzarbeit werden mit einer Wartezeit veröffentlicht, da hiermit eine sichere Statistik auf vollzähliger Basis mit hoher Datenqualität gewährleistet ist. Um möglichst zeitnah Zahlenmaterial zur Verfügung stellen zu können, werden Hochrechnungen auf Basis der vorläufigen Daten vorgenommen. Nach den aktuellsten Hochrechnungen haben im Juli 404 Unternehmen der Region für 3592 Beschäftigte Kurzarbeit umgesetzt.

Im Vergleich der Arbeitslosenquoten aller saarländischen Landkreise rangiert der Kreis Neunkirchen mit 7,8 Prozent hinter dem Regionalverband Saarbrücken mit 10,0 Prozent. Die anderen Kreise sind weniger stark betroffen: Landkreis St. Wendel 3,9 Prozent, Landkreis Merzig-Wadern 4,7 Prozent, Saarpfalz-Kreis 5,5 Prozent, Landkreis Saarlouis 5,6 Prozent.

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