Jubiläum 90 Jahre alt und noch immer am Schreibtisch

Saarbrücken · 1946 war er Lehrling im elterlichen Betrieb. Heute feiert Bodo Krevet runden Geburtstag und denkt nicht ans Aufhören.

 Senior Bodo Krevet leitet zusammen mit seinem Sohn Ulrich die Firma FTB Krevet in Saarlouis.

Senior Bodo Krevet leitet zusammen mit seinem Sohn Ulrich die Firma FTB Krevet in Saarlouis.

Foto: Ruppenthal

Bodo Krevet feiert zweimal Geburtstag. Der wichtigste ist heute, an dem der Unternehmer und hoch angesehene Bürger der Stadt Saarlouis 90 Jahre alt wird. Den zweiten begeht der geschäftsführende Gesellschafter der Saarlouiser Firma FTB Krevet Schweißtechnik jeden 13. Februar. An diesem Tag des Jahres 1945 hätte er mit einem Zug voller Flüchtlinge am Dresdner Hauptbahnhof Halt machen sollen. Doch der Termin war um drei Tage nach hinten verschoben worden. Daher erlebte er den verheerenden Luftangriff der Alliierten auf Dresden mit 25 000 Toten von der sächsischen Kleinstadt Stolpen aus, wohin er evakuiert worden war. „Das rettete mich vor dem sicheren Tod“, ist er überzeugt.

Stattdessen kann der hochgewachsene Mann heute auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken, das am 28. November 1929 in Frankfurt begann. Ins Saarland zog die Familie 1936, als sein Vater Franz Theodor Bodo (FTB) Krevet, ein Berufsoffizier, Leiter des Wehrmeldeamts in Saarlouis wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 „standen wir vor dem Nichts.“ Militär war nicht mehr gefragt. Die Eltern gründeten einen Großhandel für Industriebedarf. „Das einzige Kapital war ein Mercedes 170 V, Baujahr 1938, den wir über den Krieg gerettet hatten“, erinnert sich Krevet. 1946 fing er als kaufmännischer Lehrling im elterlichen Betrieb, der Firma FTB Krevet, an. Der Vater nahm ihn sofort überall mit – auch zu Verhandlungen. „Großhandel war damals Tauschwirtschaft, weil das Geld nichts wert war“, erinnert er sich – Elektromotoren gegen Zigaretten, Stahlträger gegen Wein. Diese Epoche endete im November 1947 mit der Einführung des Französischen Francs als offizielle Saar-Währung.

Ein Jahr später erhielt Krevet von einem Kunden aus Lothringen den Tipp, „dass das Schweißen im Metallbereich die Verbindungstechnik der Zukunft wird“. Er nahm Kontakt zu dem französischen Konzern CEM in Le Bourget auf und durfte fortan dessen Schweißtechnik verkaufen. Damit war der Grundstock für das heutige Unternehmen gelegt. Als 1959 die D-Mark den Francs im Saarland ablöste, „machten uns die westdeutschen Stahlhändler, die auch Schweißprodukte im Angebot hatten, mächtig Konkurrenz“, erinnert sich Krevet, der damals schon geschäftsführender Gesellschafter im Familienbetrieb war. Er drehte den Spieß um und stieg ebenfalls in den Stahlhandel ein.

Heute führt der Senior zusammen mit seinem Sohn Ulrich die Firma, die 40 Mitarbeiter beschäftigt und mit zahlreichen Kunden aus der Industrie etwa 16 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. „Jeden Morgen sitze ich um 7.30 Uhr am Schreibtisch“, erzählt der Kaufmann aus Leidenschaft. „Ich prüfe jede Rechnung – und wehe die Frist zur Skonto-Gewährung ist abgelaufen!“. Um 17 Uhr macht er Feierabend und geht danach am Saar-Altarm spazieren.

Das frühe Aufstehen ist auch für den Jäger Bodo Krevet unerlässlich, ein Hobby, das er von Jugend an betreibt. Zahlreiche Jagd-Trophäen zieren sein Haus. Mehr als 50 Jahre war er mit Ehefrau Edith verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Doch er war nicht nur für Firma und Familie da, sondern auch als Arbeitsrichter, Aufsichtsrat der Volksbank Saar-West und im CDU-Wirtschaftsrat aktiv.

 Besonders freut ihn, dass er Ehrenfallschirmjäger der Saarland-Brigade ist. Er kämpfte dafür, dass die Brigade mitsamt ihrem Stab in der Festungsstadt bleiben durfte. Saarlouis’ militärische Geschichte liegt ihm am Herzen. Nicht nur weil sein Vater dort als Offizier tätig war, sondern auch weil einer seiner Urahnen, der preußische Kriegsminister Gustav von Rauch (1774 bis 1841), für den Ausbau der Festung Saarlouis zuständig war. Mit Fort Rauch trägt noch heute eine Straße dessen Namen.

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