Vereine in St. Ingbert Sie sind gekommen, um zu bleiben

St Ingbert · Der Verein „Die Schermscha“ gründete sich in St.Ingbert in Pandemiezeiten. Und er wächst trotz oder wegen Corona-Einschränkungen ständig.

 Linedance ist eigentlich ein Formationstanz. Noch ein wenig Training, dann wird er das auch bei den „Schermscha“. Aber schon jetzt macht das Tanzen in der Gruppe den Betetilgten sichtlich eine Menge Spaß.

Linedance ist eigentlich ein Formationstanz. Noch ein wenig Training, dann wird er das auch bei den „Schermscha“. Aber schon jetzt macht das Tanzen in der Gruppe den Betetilgten sichtlich eine Menge Spaß.

Foto: Peter Gaschott

Vor einem guten Jahr wurde in St. Ingbert ein neuer Verein eingetragen. „Die Schermscha e. V.“ erblickten das Licht der Welt mitten in der Pandemiezeit. In einer Zeit, in der Vereine eher scheitern, gründeten einige St. Ingberter einen neuen Verein für Sport und Freizeit. Mittlerweile sind über achtzig Menschen im Verein aktiv. Und es werden ständig mehr.

Angie Bousonville hatte schon immer ein Faible für die Fasenacht. Sie und ihr Mann Carsten waren, ebenso wie die mittlerweile dreizehnjährige Tochter Tammy, in der Dengmerter Fasenacht aktiv. Irgendwann war man mit der Vereinsführung nicht mehr auf einer Linie. Und weil die Bousonvilles damit beileibe nicht allein waren, bildete sich eine Gruppe von gut zwei Dutzend Karnevalisten, die nach einer neuen Heimat suchte. „Wir haben überlegt, uns einem anderen Karnevalsverein anzuschließen, dann kam die Idee, dass wir etwas Eigenes machen könnten.“ Das zogen sie dann auch durch, die Idee für den Vereinsnamen lieferte ein alter Spitzname, den die nobleren St. Ingberterinnen hatten, weil sie stets mit Schirmchen in der Stadt flanierten. Die „Schermscha“ waren geboren.

Die „Schermscha“ traten dem Landessportverband bei. So sind sie günstig versichert, bei Veranstaltungen gibt es Ermäßigung auf Gema-Gebühren, und man kann Trainerscheine machen. Sie bezeichnen sich als „Sport- und Freizeitverein mit der Sparte Fasching.“ Wobei Fasching eine wichtige Säule der „Schermscha“ ist, aber beileibe nicht die einzige. Der aktuelle Knaller bei den Gruppen des Schermscha e. V. sind die Linedancer. Jolly Jumper, das Pferd von Lucky Luke, steuerte den Namen der Gruppe bei, es sind derzeit 17 Mitglieder, die sich wöchentlich treffen. Linedance, das ist Tanz in Formation. Bei den Schermscha klappt die Formation nicht immer auf Anhieb. Aber eines klappt ganz sicher dabei: Dass alle eine Menge Spaß haben. Eine weitere Gruppe ist für Mädchen im Alter ab 13 ein Renner: Die „Umbrellas“ verstehen sich als Videoclub. Unter Leitung von Maike Bless trainieren sie den Umgang mit neuen Medien und machen dabei eine Menge Werbung für den Verein.

Eine feste Größe bei den „Schermscha“ sind die Männer, die als „Dengmerder Buwe“ Schautanz praktizieren. „Wir kommen aus dem Gardemarsch und haben uns hier zur Schautanzgruppe zusammengefunden“, erzählt Carsten Bousonville. Sie werden sehr gerne von anderen Karnevalsvereinen gebucht, „wir hätten in dieser Session einige Auftritte, wenn Corona nicht wäre“, so Bousonville. Erfolge hatten die Dengmerder Buwe schon in der Unterkirche St. Franziskus und bei Auftritten in Hassel. Mit dem Hasseler Karnevalsclub pflegt man eine gute Zusammenarbeit. Die tanzenden Männer sind auf jeder Veranstaltung der Hingucker schlechthin, und auch hier ist nicht alles tierisch ernst, sondern der Spaß bestimmt den Sport.

Frustrierend allerdings empfindet Angie Bousonville die Perspektiven für die aktiven Tänzerinnen und Tänzer im Verein. „Es fehlt der Anreiz, in dieser Session wieder auf der Bühne zu stehen. Ohne dieses Ziel ist es sehr schwer, die Motivation in den Tanzgruppen aufrecht zu erhalten“, bedauert die Vorsitzende. Sie hatten schon einen Hausball des Vereins in der Hasseler Schulturnhalle geplant, die Teilnahme auf den Umzügen war fest im Programm. Doch wie es aussieht, wird daraus nun zum zweiten Mal nichts. Wie immer es kommt – „wir sind startklar für die Session“, so Angie Bousonville. Immerhin, der Zusammenhalt im Verein ist fantastisch. Man versteht sich prima, neben den tänzerischen und sportlichen Trainings und Auftritten wird eine Menge gemeinsam unternommen. Trotz Corona sorgt sich Bousonville nicht um den jungen Verein. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagt sie uns.

Und, vor ein paar Tagen, hatte der Nikolaus gut zu tun. Die „Schermscha“ haben zwei Teams, die an Nikolaus Kinder besuchen. Auch in diesem Jahr, coronabedingt allerdings nicht im Haus, sondern vor der Tür. Der Erlös der Nikolausaktion geht an die Elterninitiative krebskranker Kinder. Und dann war der Weihnachtsmarkt in Rohrbach ein toller Erfolg. Sie haben alles verkauft, was sie für den Markt gebastelt und zubereitet hatten. Das war ein Ansporn, weiterzumachen. Einige Gruppen, die sich im Verein neu gründen wollen, warten schon. Eine Laufgruppe, die allerdings viel mehr vorhat, als nur geradeaus nach vorn zu rennen – sie nennt sich „Laufen statt Saufen“ und nimmt sich die St. Ingberter Wälder vor. Eine Amateur-Fußballmannschaft soll entstehen. Schließlich kommen zwei Tänzerinnen in den Verein, die als Mariechen bislang in einem anderen Verein tanzten. Auch ihre Trainerin wechselt zu den „Schermscha“. Eine weitere Gruppe liegt derzeit auf Eis und wartet, unter besseren Rahmenbedingungen wiederbelebt zu werden: Die „Molly-Dancers“ richten sich an Tänzerinnen, die ein paar Pfund mehr Lebensfreude auf den Knochen haben.

 Angie und Carsten Bousonville gehören zu den Aktiven im neuen Verein Schermscha.

Angie und Carsten Bousonville gehören zu den Aktiven im neuen Verein Schermscha.

Foto: Peter Gaschott

Eine Facebook-Seite haben die Schermscha aufgebaut. Dort findet man aktuell alle Neuigkeiten des jungen St. Ingberter Vereins.

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