Saal hätte zwei Mal gefüllt werden können

St. Ingbert. Seit die Frauenbeauftragte der Stadt St. Ingbert, Susanne Jung, gemeinsam mit ihrem Team vor vier Jahren das Frauenkino aus der Taufe hob, ist das Interesse an dem einmal im Jahr stattfindenden Ereignis stetig gestiegen. Es ist nicht mehr möglich, einfach so ins Regina-Kino zu kommen, sondern es wird um Reservierung gebeten

St. Ingbert. Seit die Frauenbeauftragte der Stadt St. Ingbert, Susanne Jung, gemeinsam mit ihrem Team vor vier Jahren das Frauenkino aus der Taufe hob, ist das Interesse an dem einmal im Jahr stattfindenden Ereignis stetig gestiegen. Es ist nicht mehr möglich, einfach so ins Regina-Kino zu kommen, sondern es wird um Reservierung gebeten. "Wir hätten den Saal heute zwei Mal füllen können, so viele Anfragen sind bei uns eingegangen", sagte Jung vor der Präsentation des am Mittwochabend gezeigten Films. Unter dem Motto "Mal ganz anders" haben es sich die Organisatoren zum Thema gemacht, starke Frauen zu zeigen. Auch der aktuell gezeigte Dokumentarfilm "Deutsch aus Liebe" von der Mainzer Regisseurin Barbara Trottnow war ein solcher Streifen. Und doch war der Abend etwas Besonderes, denn erstmals waren Männer "zugelassen", was beim eigentlichen Frauenkino zu etwas Verwunderung bei den Kinobesucherinnen führte. Aber eine junge türkische Frau und ihr Mann, zwei der Protagonisten in diesem emotionalen Film, wohnen in Rohrbach. Und da war es nur selbstverständlich, dass Sayit, wie der in Deutschland geborene "Schauspieler" heißt, zur St. Ingberter Premiere kam. Außerdem waren die Männer im Film der Ausgangspunkt des Themas, so dass diese auch eingeladen waren. Ein Deutschkurs in einer westtürkischen Stadt war der Beginn einer Langzeitbeobachtung von drei jungen türkischen Frauen über anderthalb Jahre, der auch die jeweiligen Hochzeiten und die erste Zeit in Deutschland zeigt.

Sehr persönliche Art

Auf sehr persönliche Art und Weise begleitet die Filmemacherin Trottnow die drei, die unterschiedliche Vorstellungen vom Leben in Deutschland haben, dass sie in Zukunft mit ihren türkischen Männern, die sämtlich in Deutschland wohnen, teilen werden. Seher, die damals 24 Jahre alt war, kannte ihren Mann schon von seinem Urlaub in der Türkei und spielte als Kind mit ihm. Sie heiratete aus Liebe, wie sie sagt. Schon in der Türkei, wo sie glücklich mit ihrem Leben und ihrem Job als Verkäuferin in einem Bekleidungsladen war, hat sie Wünsche und Träume für ihr Leben in St. Ingbert - aber auch Ängste. Dass sie darüber offen spricht, der Regisseurin ihr Vertrauen schenkt, macht den Film so authentisch. Viele der Kinobesucher hoffen und bangen mit der jungen Frau und verfolgen die ersten Schritte von Seher in Rohrbach. Freunde und Familienangehörige von Seher und Sayit sind gekommen, um den Film gemeinsam mit ihnen, der Regisseurin und den St. Ingbertern zu schauen. Interessant ist auch das anschließende Gespräch. Was ist aus den Plänen geworden? Sie liebt ihren Mann, vermisst aber ihre Familie. Arbeit hat Seher noch nicht. "Erst muss das Haus fertig werden", sagt sie. Dann wird wieder Deutsch gelernt. Man erfuhr einiges über die Lebensumstände der nun 28-Jährigen, auch weil die anderen beiden Frauen nach ihrer Ankunft in Deutschland nicht mehr vor die Kamera wollten. con

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