Kolumne Von Ententänzen und Grabenkriegen

Wer wird künftig in drei Rathäusern unserer Region regieren? Das ist die spannende Frage, die noch bis Sonntagabend alle anderen Themen in den Schatten stellt. Derweil fliegen die freundlich zugedachten Wahlpräsente tief.

Kolumne von Michèle Hartmann in St. Ingbert
Foto: SZ/Robby Lorenz

Klein, alt, hässlich. Und dennoch wird es gern fotografiert: mein Auto. „Oh Mudda, dei treueschde Brieffreunde hann widda geschrieb“, sagt mit einem diabolischen Lächeln im Gesicht der Nachwuchs, als er der Post aus dem St. Ingberter Rathaus ansichtig wird. Ja, zwei Mal hat es mich in wenigen Tagen erwischt. War nicht ganz billig. Doch dann der Tipp eines Kollegen hinsichtlich eines stadtnahen, lauschigen Abstellplätzchens, das das unbegrenzte Parken erlaubt. Wo das ist? Saaan ich nit.

Apropos Rathaus. Morgen Abend wissen wir mehr. Stichwahl in St. Ingbert, Mandelbachtal und Blieskastel. In der Gollenstein-Stadt gab’s diese Woche bei der einen Fraktion langstielige Rosen, bei der anderen dann Grillzangen und Brillenputztücher. „Anpacken für Blieskastel“ steht auf den Läppchen, dahinter abgebildet – bei auf- oder untergehender Sonne – der saarländische Hinkelstein. Nun könnte man auf die Idee kommen, dass im Falle des Wahlsieges die Brillenputztuch-Fraktion den Gollenstein versetzen will. Oder wie ist das gemeint mit dem „Anpacken für Blieskastel“?

Anpacken, wie und was auch immer – das erwarten die Bürger von den Wahlsiegern. In St. Ingbert zerfleischten sich in den letzten Wochen deren Freunde und Feinde. Sie gehen nicht mit Äxten und Keulen aufeinander los, beschimpfen sich aber gern auf Facebook. Einer von ihnen hat sich gerade aus einer Gruppe ausgeklinkt, weil er nicht als „Gesocks“ geadelt werden will. Da ist es doch tröstlich, dass der Heilige Geist an Pfingsten die gläubigen Christen heimsucht. Vermutlich auch in St. Ingbert, wo heftige Grabenkriege toben. Dann doch lieber Rosen und Brillenputztücher, hingebungsvoll überreicht von freundlichen Herren.

Schön warm ist es gerade, sodass auch ein Mann mit Quetschkommode in der St. Ingberter Fußgängerzone sein Repertoire darbietet und auf ein wenig Kleingeld hofft. Dieses Repertoire beinhaltete diese Woche auch den Ententanz. Der passt ganz gut zur allgemeinen Aufgeregtheit. Die am Sonntagabend – hoffentlich – ihr Ende findet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort