Musikschule St. Ingbert wieder ohne Leitung Isabel Meiser wirft das Handtuch

St. Ingbert · Die neue Leiterin der Musikschule St. Ingbert hat nach fünf Wochen im Amt gekündigt. Isabel Meiser fehlten Vertrauen und Unterstützung.

 Isabel Meiser zeichnet im Kulturausschuss der Stadt St. Ingbert ein ungeschöntes Bild der Musikschule.

Isabel Meiser zeichnet im Kulturausschuss der Stadt St. Ingbert ein ungeschöntes Bild der Musikschule.

Foto: Cornelia Jung

Es klang verheißungsvoll, als Oberbürgermeister Hans Wagner (parteilos) am 25. August Isabel Meiser als neue Leiterin der Musikschule vorgestellt hat. Eine junge Gesangspädagogin, die frischen Wind in die Musikschule bringen sollte und die Umgestaltung bereits in den ersten Wochen enthusiastisch anging. So sehr, dass sie selbst die einstimmige Kritik aus sämtlichen Kulturkreisen im Bundesgebiet vergessen machte, als die Stadt die Stelle der Musikschulleitung noch als Ehrenamt ausgeschrieben hatte.

Meiser ließ Kritik an Ausschreibung verstummen

Am vergangenen Dienstag nun das jähe Ende eines kurzen Intermezzos: Isabel Meiser hat das Handtuch geworfen und nach knapp fünf Wochen als hauptamtliche Musikschulleiterin gekündigt. Und hinterlässt somit ganz ungewollt eine dissonante Stimmung.

„Wir haben uns so viel versprochen“, sagt OB Hans Wagner, „von der Euphorie, mit der Isabel Meiser die Sache angegangen ist.“ Für die Stadt sei klar gewesen, dass die Aufgabe nicht leicht sein würde. Dass sich aber auch noch Stadtratsmitglieder in Verwaltungsangelegenheiten eingemischt hätten, sei für ihn mit ein Grund für die Entscheidung von Isabel Meiser. „Sie hat wohl für sich erkennen müssen, dass sie die Musikschule nicht so umgestalten kann, wie sie sich das vorgestellt hat.“

Meiser: „Es war für mich – schwierig“

Die Diplom-Gesangspädagogin würde wohl am liebsten gar nichts erklären. „Es war für mich“, sagt sie und macht eine Pause, „schwierig. Ich hatte einfach das Gefühl, dass die Veränderungen, die ich in der Musikschule anregen wollte, keine Unterstützung gefunden haben.“

Gleichzeitig betont sie, dass sie sich innerhalb der Verwaltung selbst „kompetent unterstützt und umsorgt gefühlt“ hat. Vielmehr seien die geplanten Änderungen wohl politisch nicht gewollt gewesen, erklärt sie: „Ich hätte die Musikschule gerne zukunftsfähig gemacht und professionalisiert, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Richtung gewünscht wird“, sagt sie, wohl wissend, dass „Veränderungsprozesse immer schwierig und für einige oft schwer sind“.

Gegenwind ab dem ersten Tag

Gegenwind hatte sie quasi mit Amtsantritt zu spüren bekommen, als in den sozialen Netzwerken wild diskutiert und angezweifelt wurde, ob sie denn ihr Studium abgeschlossen hätte und somit überhaupt qualifiziert wäre.

Ihre Bestandsaufnahme über den aktuellen Zustand der Musikschule im Kulturausschuss am 23. August, bei der sie eine offene und ungeschönte Einschätzung gab, dürfte ihren Kritikern nicht den Wind aus den Segeln genommen und so manch einen hart getroffen haben. Wenngleich sie erklärte, dass die Musikschule sehr großes Potential habe und noch mehr Menschen erreichen könnte.

„Kein Anreiz“: Meiser kritisierte Honorare für Dozenten

Harte Kritik übte Meiser im Kulturausschuss an den bisherigen Honorarvereinbarungen der Musikschule: 17,56 Euro für eine Stunde seien kein Anreiz. Dabei hätte sie gerne das Kollegium verjüngt. Doch um auch jüngere Dozenten „zu ziehen“, müssten auch die Honorare erhöht werden. Hierfür sei ihrer Ansicht nach ein Lehrbudget von 60 000 Euro notwendig, ohne dass ihr Gehalt davon abgezogen würde.

Weitere Punkte wären die verschiedenen Kooperationen mit Schulen und Kitas, die schon gut angelaufen seien, bis hin zu einer intensiveren Kommunikation innerhalb des Musikschul-Kollegiums. Insgesamt wäre dies allerdings ein langer Weg gewesen, der mehr Zeit und vor allem mehr Vertrauen in ihre Arbeit erfordert hätte. Aus ihrer Sicht hätten viele Prozesse angestanden – „und die stehen auch immer noch an“, sagt Isabel Meiser überzeugt.

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