Für ein gewaltfreies Miteinander

St Ingbert · „Unity 2“ heißt das Projekt des Offenbacher Vereins „Creative Change“: Mit vier Schauspielern brachte man Drittklässlern der Südschule Themen wie Toleranz, Mitbestimmung, Umgang mit Vorurteilen und Rassismus spielerisch näher. Durch Rollenspiele konnten alle mitmachen.

 An der Südschule fand ein Projekt zum Abbau von Vorurteilen und für ein gewaltfreies Miteinander statt. Foto: Cornelia Jung

An der Südschule fand ein Projekt zum Abbau von Vorurteilen und für ein gewaltfreies Miteinander statt. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Kinder können grausam sein. Schnell kann ein Spielkamerad aufgrund einer scheinbaren Unzulänglichkeit ausgegrenzt werden. Nur kurz ist dann der Weg zum Mobbing. Mit dem Zuzug von ausländischen Mitbürgern steht die Gesellschaft vor neuen Herausforderungen. Der Offenbacher Verein "Creative Change" will deshalb mit seinem Projekt "Unity 2" vor allem Kinder für den interkulturellen Dialog sensibilisieren. Durch Rollenspiele ist eine Beteiligung aller Kinder möglich, indem sie selbst zu Akteuren werden.

Wie diese Arbeit mit Schülern aussieht, war in der vergangenen Woche an der Südschule zu erleben. Dort ging "Creative Change" mit vier Schauspielern beziehungsweise Theaterpädagogen in die dritten Klassen, um dort Themen wie Toleranz, Mitbestimmung , den Umgang mit Vorurteilen sowie Rassismus spielerisch näher zu bringen und aufzuzeigen, wie man "verfahrenen" Situationen begegnen kann. Dieses Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" gefördert und hat eine äußerst positive Resonanz.

Zeitgleich wurden die vierten Klassen vom Adolf-Bender-Zentrum an das Thema Menschenrechte herangeführt. Nachdem sich der Kreisjugendpfleger Ralf Dittgen eine Stunde unter die Südschul-Kinder gemischt hatte, lobte er die Methodik, die er als zielführend bezeichnete.

"Das ist einfach großartig, hochgradig emotional und nicht verkopft. Die Kinder werden auf der Gefühlsebene gepackt", so Dittgen, "das werden wir auch an anderen Schulen machen." Er ist überzeugt, dass das Projekt nachhaltig wirkt, da es "Szenen" beleuchtet, wie es sie im kindlichen Erleben täglich gibt. "Das ist eine gute Investition, die zum gelingenden Gemeinschaftsgefühl beiträgt", freute sich der Kreisjugendpfleger darüber, dass dieses Präventionsprojekt im Saarpfalzkreis angeboten werden kann. Durch rhythmisches Klatschen der Kinder, das die Schauspieler mit Gesten abbrechen und in seiner Lautstärke steuern konnten, war die für das folgende Rollenspiel nötige Aufmerksamkeit schnell erreicht. Die Erwachsenen schlüpften in die Rollen von Kindern jenes Alters, wie sie ihnen gegenüber saßen.

Geschenk für einen Freund

Im "Stück" ging es darum, sich auf ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund zu einigen. Hier begegneten sich ein Selbstbewusster, der seinen Vorschlag schon vorher als den ultimativen ansah, ein kreatives Mädchen, das mehrere Tipps hatte, aber nur einen abgeben konnte, ein Ruhiger, der lange brauchte, um seinen Vorschlag auszusprechen, und eine Sensible, die sich nicht ernst genommen sah. Nach dieser kurzen Sequenz, die die Süd-Schüler sehr aufmerksam verfolgten, schilderten sie die Reaktionen der Akteure aus ihrer Sicht und was man besser machen könnte, um sich zum Schluss auf einen Nenner, nämlich das für das Geburtstagskind Passende, einigen zu können. Gemeinsam erarbeitete man einen möglichen Weg und Schülerin Noelle schauspielerte nun selbst mit, um für das "Happy End" zu sorgen.

So lernten die Kinder schnell, was eine demokratische Entscheidung ist, ohne den Begriff auszusprechen. Dieses Projekt kann für Kinder und Lehrer ein Lernprozess sein. "Die Klassenlehrer sind dabei, damit sie ihre Klasse mal anders wahrnehmen", sagt Philip Blom von "Creative Change.

Man versuche, nicht zu werten, sondern eine Gesprächskultur aufzubauen. Ehrlich gaben die Schüler zu, dass es einige der gezeigten negativ besetzten "Gefühlswelten" auch in ihrer Gemeinschaft schon gegeben habe.

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