Ein letzter Fall im Hochwald

St. Ingbert. "So ein Frühsommerabend ist für die Literatur nicht günstig", bedauerte Professor Gerhard Sauder am Mittwochabend. Der Leiter des St. Ingberter Literaturforums (ILF) brachte damit seine Enttäuschung zum Ausdruck, weil zur Lesung mit Walter Wolter nur gerade einmal drei Besucher in der St. Ingberter Stadtbibliothek erschienen waren

 Der Krimi-Autor Walter Wolter las in der Stadtbücherein St. Ingbert vor. Foto: Jörg Martin

Der Krimi-Autor Walter Wolter las in der Stadtbücherein St. Ingbert vor. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. "So ein Frühsommerabend ist für die Literatur nicht günstig", bedauerte Professor Gerhard Sauder am Mittwochabend. Der Leiter des St. Ingberter Literaturforums (ILF) brachte damit seine Enttäuschung zum Ausdruck, weil zur Lesung mit Walter Wolter nur gerade einmal drei Besucher in der St. Ingberter Stadtbibliothek erschienen waren. Krimifans kamen trotz schönen Wetters draußen in der Bibliothek bei "Der Fremde aus dem Wald - Bruno Schmidts letzter Fall" auf ihre Kosten. Der aktuelle Band befasst sich wieder einmal mit einer Spezies, die man beispielsweise in TV-Krimis kaum noch findet: Mit dem Privatdetektiv. Ja, es gibt ihn noch. Trotz zahlreicher Ermittlerteams, Profiler und Forensiker à la CSI. Der Philip Marlowe heißt bei Wolter Bruno Schmidt. Ein Ex-Berufsboxer im Mittelgewicht, den man "Hammer" nannte. Ein gutmütiger, aber unbeugsamer Typ, der irgendwie an Jean-Paul Belmondo erinnert und dessen Traum es ist, in der Provence zu leben. Er hat gerade seine Beziehung zu seiner jüngeren Freundin "an die Wand gefahren", als ihn im heimatlichen Mannheim der Anruf des saarländischen Unternehmers Götz Oberhauser ereilt. Dieser erteilt ihm, nach einem Treffen auf einer Autobahnraststätte, den Auftrag, seinen unliebsamen Schwiegersohn in spe zu beseitigen. Autohändler Oberhauser sucht nämlich einen Detektiv mit Mumm, der keine Angst vor schweren Jungs hat. Einen Mann für alle Fälle. Marwin Koch ist ein braungebräunter Kampfsportler, der dem Organisierten Verbrechen angehört und mit seinem Kumpanen den Hochwald im Hochsommer durch Schutzgelderpressung in Atem hält. Für Bruno Schmidt ist der Ort im Nordsaarland kein Dorf, sondern eine zu heiß gebadete Stadt. Er will schnell wieder weg in seine Provence und transportiert in seinem Wagen gleich seinen gesamten Hausstand mit. Oberhausers Tochter, Lara-Carina, steht aber auf die drei "H's" bei Marwin: Herz, Hirn und Humor. Der Detektiv hat kaum Chancen, Lara-Carina davon zu überzeugen, dass der Umgang nichts für sie ist. Also greift der Schnüffler ein, als die Koch-Gang in einer Pizzeria gerade dem Inhaber den Finger amputieren will. Die Polizei schaut lieber weg und hat wohl selbst Bammel. Sie hat auch mit einem geheimnisvollen Toten im Nordsaarland genug zu tun, den Wanderführer Rudi - der Mann mit dem typischen Hochwald-Slang - mit einer auswärtigen Gruppe im Moor gefunden hat. Trotz mäßiger Besucherzahl lag am Mittwoch eine gewisse Spannung über der Bücherei. Vielleicht auch, weil Walter Wolter anmerkte, daß er viel aus seinem eigenen Fundus seinem aktuellen Werk beigesteuert hat. Er musste für dieses Buch nicht viel recherchieren oder sich gar, wie früher, für ein Jahr in einen Legionärsbund einschleusen. Da wurden Erinnerungen an eine St. Ingberter Pizzeria wach, die der Mafia zugerechnet wurde und wo angeblich eine Frau verschwand. "Das Verbrechen ist nicht unantastbar. Es sitzt direkt nebenan", verriet der Autor. "Solch ein Frühsommer-Abend ist für die Literatur nicht günstig"Gerhard Sauder

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