Die Stiefelhütte erwartet ihre Geburtstagsgäste

St. Ingbert. Schon seit Jahrhunderten zog das "Naturspiel" des Großen Stiefels auf dem Bergrücken zwischen Rentrisch und Sengscheid die Menschen an. Diesem Hausberg der St. Ingberter kommt wahrlich eine historische Bedeutung zu. Bereits in der Mittleren Steinzeit, bei den Kelten und Römern war der Stiefel eine Landmarke und Zufluchtsstätte

St. Ingbert. Schon seit Jahrhunderten zog das "Naturspiel" des Großen Stiefels auf dem Bergrücken zwischen Rentrisch und Sengscheid die Menschen an. Diesem Hausberg der St. Ingberter kommt wahrlich eine historische Bedeutung zu. Bereits in der Mittleren Steinzeit, bei den Kelten und Römern war der Stiefel eine Landmarke und Zufluchtsstätte. Die "Hausherren" kamen und gingen, das Wahrzeichen der Mittelstadt blieb. Nach Bergfestung und Wachturm, von denen nur noch Reste gefunden wurden, baute man sechs Jahre nach der Gründung des St. Ingberter Pfälzerwaldvereins, die im Jahr 1906 stattfand, eine Wanderhütte auf den Berg. Am 1. Mai 1912 gab der damalige Vorstand des Vereins der Firma Wittemann den Auftrag zum Bau einer Vereinshütte, die als Blockhaus aus Fichtenstämmen gezimmert wurde.

Beide Weltkriege hinterließen Schäden an diesem Gebäude, das immer wieder aufgebaut wurde. Zu Ehren von Heinrich Kohl, einem der Gründerväter des Pfälzerwaldvereins im Jahre 1902, bekam die Hütte 1964 ihren Namen. Bei den Wanderern war sie schon immer ein beliebtes Ausflugsziel, das so stark frequentiert wurde, dass die Kapazitäten nicht mehr ausreichten und die Hütte 1970 und 1981 erweitert werden musste. Dann fiel die Arbeit vieler Freiwilliger und Helfer am 26. Februar 1983 innerhalb weniger Stunden einem Feuer zum Opfer. 70 Feuerwehrmänner konnten nicht verhindern, dass die Hütte bis auf die Grundmauern niederbrannte. Doch keiner konnte sich den Stiefel ohne die PWV-Hütte vorstellen und so gingen wenige Wochen nach dem Brand Vereinsmitglieder ans "Wiederaufbau-Werk". Zeitweise stand die Hüttenbewirtung auf der Kippe. Immer weniger Vereinsmitglieder waren bereit, den Dienst zu übernehmen. Interne Zwistigkeiten im Verein stellten diesen zeitweise ganz infrage. Seit 2005 ist die Hütte nun an Christine Zintel verpachtet, die an diesem Sonntag auch ab zehn Uhr für einige kulinarische Überraschungen sorgt. Neben der obligatorischen "Erbsesupp" erwarten die Geburtstagsgäste Merguez, Schwenker und Rostwürste. "Und den Stadtwerken sind wir besonders dankbar, da sie dafür sorgen, dass es endlich mal kaltes Bier gibt", freut sich Vereinsvorsitzender Georg Jung. Der ehemalige Oberbürgermeister von St. Ingbert ist besonders stolz auf dieses Jubiläum, denn vor einiger Zeit war der Fortbestand des Vereins gefährdet und er drohte "führerlos" zu werden. Das konnte der St. Ingberter nicht zulassen und übernahm das Zepter. Heinrich Kohl hätte es gefreut, schließlich hat er sich von der Gründung des Pfälzerwaldvereins, über die Wanderkartenerstellung, den Wegeausbau, die Beschilderung und noch vieles mehr den Wald und dessen Erschließung zur Lebensaufgabe gemacht. Auch die Idee des Hüttenbaus trieb der Vater des St. Ingberter Ehrensenators Franz Joseph Kohl-Weigand voran. Der Dichter Manfred Kelleter sieht die Stiefelhütte als "Zeugnis der Gemeinsamkeit" im Verein. "Außerdem ist unsere Hütte die westlichste PWV-Hütte, danach kommt nichts mehr", beschreibt Jung deren besondere Bedeutung.

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