Zu Weihnachten einen Doktorhut

Homburg · Dieser Jahresausklang ist von allen Examens- und Promotionskandidaten, die am Freitag ihre Urkunden bekommen, vermutlich heiß herbeigesehnt worden: Endlich fertig! Zur Feier sind auch goldene Jubilare eingeladen worden, eine schöne Geste des Dekanats. Wir sprachen mit einem Jubilar.

Es gibt Abiturienten, die es kaum erwarten können, endlich in die Welt hinauszugehen, am besten gleich nach Neuseeland , aber bald schon heimwehgeplagt zurückkommen. Und es gibt solche, die froh sind, dass es heimatnah in Homburg eine medizinische Fakultät gibt. Und natürlich solche, die zwar Medizin studieren wollen, aber nie und nimmer in Homburg - und dann doch hier Wurzeln schlagen. Am Freitag, 12. Dezember, kommen alle Lebensentwürfe zusammen, wenn die Promotions- und Examensfeier im großen Hörsaal über die Bühne geht.

Der Dekan der medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger, wird neben 20 Promovenden auch 98 Examensabsolventen begrüßen, und - eine schöne Geste der Fakultät -, auch mehrere "goldene Promovenden", also gestandene Ärzte, die vor 50 Jahren am Uniklinikum in Homburg zum Dr. med. promoviert wurden. Wie immer, werden Eltern, Geschwister, Freunde und womöglich schon die eigenen Kinder dabei sein, wenn die Doktorhüte verteilt werden. Wie immer, wird Professor Menger durch den Nachmittag führen und die Kandidaten nach vorne bitten. Seit 2008 hat die Fakultät auf Betreiben von Professor Menger die Doktor-Hüte wieder eingeführt, die lange verpönt waren, weil im Zuge der 68er Jahre ja der "Muff von 1000 Jahren" abgeschafft werden sollte. Dass man mit dem "Muff" auch die Tatsache über Bord warf, dass Menschen nun mal das Bedürfnis haben, drei, vier oder sogar fünf Lebensjahre, die mit intensiver Arbeit erfüllt waren, mit einem würdigen Abschluss zu krönen, wurde dabei nicht berücksichtigt.

Das war für Menger der Anlass, diese Feier einzuführen und mit der Hoffnung zu verbinden, dass sich die Absolventen des Staatsexamens und vor allem die neuen Doktoren, weiterhin "ihrer" Universität verbunden fühlen mögen. Und dass den "goldenen Jubilaren" Gelegenheit gegeben wird, ihre Verbundenheit auffrischen zu können. Was sie auch sehr gerne tun. Die Resonanz auf die Einladungen an die älteren Kollegen war von Anfang an sehr positiv. Diesmal ist zum Beispiel Dr. Wilhelm Tappert dabei, der vor 50 Jahren in Homburg zum Dr. med. promoviert wurde.

Er stammt aus Castrop-Rauxel in Nordrhein-Westfalen, wo sein Vater eine Praxis für Allgemeinmedizin hatte. Nach Homburg kam er, weil sein Bruder bereits hier studierte. Homburg habe ihm von Anfang an gefallen, sagt Tappert, "es ist ein schönes Studentenstädtchen". Die Professoren lebten 1962 noch mit den Studenten auf dem Campus. "Sie hatten aber immerhin eigene Dachwohnungen, wir wohnten zu mehreren in Studentenbuden." Es sei eine wunderbare Atmosphäre gewesen, ein "echtes Studentenleben". Unter der Mensa hatten sich die angehenden Mediziner einen Jazz-Keller eingerichtet, in dem auch die Professoren regelmäßige Gäste waren.

"Ich habe diesen Jazz-Keller über drei Jahre geführt, das heißt, ich habe in Homburg auch Erfahrung als Kneipier gesammelt." Nach seiner Promotion verschlug es Dr. Tappert wieder nach Nordrhein-Westfalen, "erst nach Recklinghausen, dann nach Würselen bei Aachen". Schließlich übernahm er die väterliche Praxis in Castrop-Rauxel und praktizierte hier jahrelang "als klassischer Hausarzt im alten Sinne".

Dass er in dieser Woche nach Homburg kommt, freut ihn ganz besonders: "Ich habe familiäre Verbindungen ins Saarland und bin öfter in Homburg . Aber dass ich nach 50 Jahren einen Doktorhut bekommen soll, ist etwas ganz Besonderes." Dass aus seinem Jahrgang noch mindestens fünf weitere "goldene Jubilare" anreisen, erhöht zusätzlich die Wiedersehensfreude: "Schön, dass wir uns nach so vielen Jahren in einem Hörsaal wiedersehen."

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