Streifzug durch die Welt des Classic Jazz

Limbach. Man hätte meinen können, Louis Armstrong sei wieder geboren worden und zudem in seinen besten Jahren - so nah am Original interpretierte Franz Wosnitza die Legende, und zwar mit Stimme wie Trompete gleichermaßen

 Louis Armstrong als Vorbild: Franz Wosnitza machte den Auftritt der Palatina Washboard Jass Band in der Limbacher Mühle auch zu einer Hommage an "Satchmo". Im Hintergrund: Johannes Maiß am Sousaphon. Foto: Martin Baus

Louis Armstrong als Vorbild: Franz Wosnitza machte den Auftritt der Palatina Washboard Jass Band in der Limbacher Mühle auch zu einer Hommage an "Satchmo". Im Hintergrund: Johannes Maiß am Sousaphon. Foto: Martin Baus

Limbach. Man hätte meinen können, Louis Armstrong sei wieder geboren worden und zudem in seinen besten Jahren - so nah am Original interpretierte Franz Wosnitza die Legende, und zwar mit Stimme wie Trompete gleichermaßen.Aber nicht nur der "weiße Satchmo" bot Ohrenschmaus und Augenweide gleichermaßen, in Gänze sorgte die Palatina Washboard Jass Band bei ihrem Auftritt in der Limbacher Mühle für zweieinhalb vergnügliche, unterhaltsame und auch informative Stunden.

Der Formation, die sich aus sechs gestandenen Instrumentalisten zusammensetzt, war es bei ihrem Gastspiel zunächst vorbehalten, die neue "Bühne" im historischen Gemäuer einzuweihen. Wie Uwe Oldenburg, der Vorsitzende des Limbacher Mühlenvereins sagte, erlebe das Podium Premiere und Feuertaufe gleichermaßen: "Hören konnten unsere Besucher bislang immer bestens, jetzt können sie endlich auch sehen, was sich vorne abspielt", erläuterte er den Hintergrund der Neuanschaffung.

Dann begann der musikalische Streifzug durch die Welt des Classic Jazz, wie er seine Hochzeit in den 1920er-Jahren in New Orleans und in Chicago hatte. "Uns verbindet ja nicht nur der gemeinsame Spaß an dieser Art Musik, wir sorgen uns auch um sie. Denn sie wird ja immer seltener dargeboten Indem wir den Oldtime Jazz spielen, wollen wir auch zu seiner Erhaltung beitragen", skizzierte Franz Wosnitza eine Motivation des Sextetts. So wurden denn auch nur ganz wenige vertraute Gassenhauer wie etwa "Ain't she sweet" oder der vielfach interpretierte Ohrwurm "Dinah" zu Gehör gebracht.

Viel mehr Akzente setzte die Band auf fast vergessene alte Stücke wie den selten gespielten "Workingman's Blues" oder "Isle of Capri". Viel Wert wurde darauf gelegt, den einzelnen Instrumenten Gelegenheit Raum für Soli und Improvisation zu geben. Neben Wosnitza sorgten in der ersten Reihe Volker Däuber (Saxofone, Klarinette) und Stephan Schwab (Posaune) für gehörig "Gebläse", während dahinter Johannes Maiß das Sousafon schulterte, Gerd Girmann das obligatorische Waschbrett sowie weitere Schlagwerke bediente und Ewald Willkomm als Banjomann in die Saiten griff. Letzterer sah sich fast durchweg den steten Frotzeleien seiner Bandkollegen ausgesetzt, weil sein Instrument eigentlich aus der Reihe tanze. Als Wiedergutmachung durfte er sich bei "China Boy" dann besonders ins Zeug legen. In der Pause bestand Gelegenheit, die liebevoll gepflegten alten Objekte genauer in Augenschein zu nehmen.

So vibrierte der alte Schrotboden der Limbacher Mühle beständig im Takt, den die Band vorgab und den die Zuhörer mit ihren Füßen mitwippten. "Danke, dass Sie bis zum Schluss geblieben sind, das zeugt von Ihrem guten Geschmack", beschloss Franz Wosnitza mit jenem selbstironischen Charme das Konzert, der den Auftritt von Anfang bis Ende zu einem kurzweiligen Erlebnis machte. bam

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