Stadt sucht Partner für Badneubau

Homburg. Die jahrelange Diskussion um die Homburger Bäderlandschaft ist neu aufgeflackert. Eigentlich war sie nie richtig eingeschlafen, aber es war still geworden um das Thema Allwetterbad für Homburg. Bis es an den Neujahrsempfängen von CDU und SPD am Wochenende (wir berichteten) neu aufgerührt wurde. Da machten sich beide Parteien für den Badneubau stark

Homburg. Die jahrelange Diskussion um die Homburger Bäderlandschaft ist neu aufgeflackert. Eigentlich war sie nie richtig eingeschlafen, aber es war still geworden um das Thema Allwetterbad für Homburg. Bis es an den Neujahrsempfängen von CDU und SPD am Wochenende (wir berichteten) neu aufgerührt wurde. Da machten sich beide Parteien für den Badneubau stark.Damit geht das Ringen weiter, das schon längst hätte beendet sein sollen. Geplant war, dass die Schwimmer 2009 im neuen Bad planschen können. Joachim Rippel hatte in seiner Zeit als Oberbürgermeister angekündigt, dass das alte Hallenbad spätestens bis dahin definitiv geschlossen würde.

Erst die Halle, dann die Krise

Dann kam dem Baustart die marode Erbacher Halle dazwischen. Am Ende machte die Wirtschaftskrise dem Unterfangen einen vorläufigen Strich durch die Rechnung. Eigentlich berichtete OB Karlheinz Schöner 2008 noch, dass für das neue Allwetterbad bis zum Jahr 2011 5,6 Millionen Euro im Investitionsplan zur Verfügung stehen. Die Investition wurde verschoben.Nun sind für dieses Jahr gerade 50 000 Euro Planungskosten im Haushalt festgeschrieben, genauso viel wie im vergangenen Jahr, teilt Stadtpressesprecher Jürgen Kruthoff mit. 2011, so sieht es der langfristige Finanzplan vor, sollen 500 000 Euro in die Planung fließen. 2012 und 2013 sind je rund 2,5 Millionen Euro für Baukosten vorgesehen. Ob dies allerdings reichen werde, "ist nicht klar". Nun wird nach Partnern gesucht.

Gespräche laufen mit dem Uniklinikum, hieß es. Der Ärztliche Direkter des Klinikums, Professor Hans Köhler, ist den Plänen nicht abgeneigt. Beim Thema Gesundheitsvorsorge könne man sich gut einbringen. Was ein möglicher Finanzierungsanteil betrifft, zeigt er sich jedoch sehr zurückhaltend. Köhler ist sich mit dem Kaufmännischen Direktor Ulrich Kerle einig: "Es wird sich dabei sicherlich nicht um einen relevanten Finanzierungspfeiler handeln."

In der Tat zahlt die Stadt bei den Bädern kräftig drauf. Mehr als eine Million Euro jährlich brauchen diese an Zuschüssen. Im vergangenen Jahr kostete Homburg das Freibad rund 480 000 Euro, das Hallenbad 785 000 Euro. 2005 legte man fürs Hallenbad 634 000 Euro auf den Tisch, fürs Freibad rund 469 000 Euro, hieß es. Die Zahlen schwanken, werden beeinflusst von Besuchern, Bauarbeiten und dem Wetter.

Die Stadt zahlt drauf

Bei einem neuen Bad wird Homburg weiter draufzahlen. Auch das könne nicht Kosten deckend sein, so Kruthoff. Jedoch soll durch gemeinsame Technik und Infrastruktur sowie neue, effektive Umwelttechnologie erreicht werden, dass sich die Defizite zumindest verringern.Prinzipiell ist die Anlage als Ganzjahresbad geplant, ohne Spaßbadfaktor. Von der Idee eines beweglichen Daches über einem großen Becken hat man sich laut Kruthoff verabschiedet.

Meinung

Beim Bad kein Land in Sicht

Von Merkur-MitarbeiterPeter Neuheisel

Die beiden Homburger Schwimmbäder sorgen für Riesenlöcher in der Homburger Stadtkasse. Rund 1,2 Millionen Euro Miese kommen Jahr für Jahr hinzu. Auf einen Zeitraum von zehn Jahren gesehen würde das schon einen Badneubau ermöglichen, werden jetzt manche denken. Und in der Tat: Die Neunkircher Nachbarn haben ihr altes Bad abgerissen und ein neues für 11,5 Millionen Euro errichtet - ein reines Nutzbad wohl gemerkt, ohne Schnickschnack, wie dies in anderen Nachbarstädten geschehen ist - aber immerhin.

Diese Rechnerei hat allerdings einen Haken: Die Stadt Homburg muss ihren Haushalt bis ins Jahr 2015 sanieren. Das bedeutet, auf der Investitionsliste dürfen nur die allerwichtigsten Sachen oder solche Projekte stehen, bei denen die Gegenfinanzierung gesichert ist. Für ein neues Bad müsste aber ein stattlicher Kredit aufgenommen werden - das bedeutet: neue immense Schulden. Das Nein der Aufsichtsbehörde wäre zu erwarten. Es sei denn, es gelänge den Verantwortlichen klarzumachen, dass die Stadt trotz Neubau auf Sicht Geld sparen kann, weil zwei alte, teure Bäder geschlossen werden könnten. Eine kleine Hoffnung wäre, es würde sich ein Investor finden. Aber in Krisenzeiten wie diesen ist auch das kein leichtes Unterfangen. Und mit Investoren hat die Stadt in letzter Zeit ja so ihre unliebsamen Erfahrungen gemacht.

Die Neubaubefürworter haben natürlich recht: Eine Universitäts- und Schulstadt Homburg braucht ein adäquates Schwimmbad. Doch stehen die Zeichen dafür eher schlecht. Andere Projekte müssen ebenfalls angegangen werden, zum Beispiel braucht die Musikschule eine neue Bleibe. Was passiert mit dem Sportzentrum in Erbach, was mit der Hohenburgschule? Das alles kostet Geld, das die Stadt nicht hat. Es ist deshalb zu befürchten, dass es mit einer neuen Bäderlandschaft auf Sicht nichts wird. Es sieht eher danach aus, dass das hoch defizitäre Hallenbad irgendwann geschlossen werden muss. Das wäre allerdings der Gau für Homburg.

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