Arbeiten mit Dampf und Wasserstoffperoxid Verantwortung für Klammern, Tupfer und Skalpelle: Das ist der neue Ausbildungsberuf am Uniklinikum Homburg

Homburg · Die Gesundheitsfachschulen am Uniklinikum in Homburg bilden fürs ganze Saarland aus – in der Krankenpflege, in der Pharmazie, im Labor. Nun kommt eine neue Ausbildung dazu: Wie man Operationsbesteck reinigt, sterilisiert und wiederaufbereitet.

 Ohne steriles Besteck kann der Operateur gar nichts machen. Die Reinigung der Bestecke ist ein technisch hochinteressantes und aufwändiges Verfahren. Um die notwendigen Fachkräfte dafür zu haben, wird ab 1. Oktober eine diesbezügliche Ausbildung am Uniklinikum angeboten.

Ohne steriles Besteck kann der Operateur gar nichts machen. Die Reinigung der Bestecke ist ein technisch hochinteressantes und aufwändiges Verfahren. Um die notwendigen Fachkräfte dafür zu haben, wird ab 1. Oktober eine diesbezügliche Ausbildung am Uniklinikum angeboten.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Es gibt viele Berufe an einem Klinikum, bei denen man Patienten gar nicht zu Gesicht bekommt. Das sind einmal die technischen Dienste, denn ein Großklinikum wie das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) muss schließlich geheizt, gekühlt, mit Energie versorgt und gewartet werden.

Aber es sind auch all die Berufe, die im Hintergrund ablaufen, von denen man wenig mitbekommt, wenn sie funktionieren. Aber wenn sie nicht funktionieren, steht der ganze Betrieb still. Zum Beispiel die Wäscherei. Oder die Aufbereitung der OP-Instrumente – sie werden zunächst grob gereinigt, dann sterilisiert, schließlich für die nächste OP bereitgestellt.

„Wenn sie nicht vorliegen, kann auch der beste Operateur nichts ausrichten“, sagt Eva Lohse. Sie ist Abteilungsleiterin im Bereich Sterilgut und Wäschemanagement und kümmert sich um das, was man nicht sieht: „Täglich fallen am Universitätsklinikum Hunderte von OP-Bestecken an, die gereinigt und wiederaufbereitet werden müssen. Die Aufbereitung unterliegt dabei gesetzlichen Vorgaben, sowie speziellen Normen und Richtlinien auf dem Gebiet der Medizinprodukteaufbereitung.“

Und nun gibt es dafür einen neuen Ausbildungsberuf, den die Gesundheitsfachschulen des UKS fürs ganze Saarland anbieten. Es geht um die „Fachkraft für Medizinprodukte-Aufbereitung“. Am 1. Oktober 2022 geht‘s los, es sind noch Plätze frei. „Wir arbeiten mit Dampf und Wasserstoffperoxid. Wir reinigen, warten und sortieren OP-Instrumente und Medizingeräte. Das sind zum Teil die herkömmlichen OP-Bestecke wie Klammern, Tupfer, Scheren, Skalpelle – aber auch komplizierte Mikrochirurgie- oder Robotik-Instrumente und Endoskope“, erklärt Eva Lohse, „unsere Waschstraßen sind mit allerlei Hightech und IT ausgestattet – es sieht aus wie in einem Großlabor. Wir bestücken und steuern die Anlagen. Auch moderne Techniken wie die Plasmasterilisation kommen zum Einsatz“.

In der Region einzigartige Ausbildungsmöglichkeit

Das Schulzentrum am UKS ist das einzige in der Region, das die Ausbildung zur Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung (FMA) anbietet. Die Ausbildung ist allerdings noch nicht staatlich anerkannt, sondern bisher nur von der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung. Die Ausbildung dauert drei Jahre und beinhaltet eine Vergütung nach Tarifvertrag. Die Ausbildung schließt mit einer Prüfung ab. Nach bestandener Prüfung findet eine Eingruppierung gemäß Tarifvertrag statt. Die Möglichkeiten, sich im Beruf weiter zu qualifizieren, sind auch sehr gut. Die Ausbildung ist für junge Leute mit mittlerem Bildungsabschluss (oder gleichwertig) geeignet. Oder auch mit Hauptschulabschluss, sofern sich daran eine abgeschlossene Berufsausbildung angeschlossen hat.

 Die Gesundheitsfachschulen am Uniklinikum sind vielseitig aufgestellt, auch eine Schule für Orthoptik gibt es dort.

Die Gesundheitsfachschulen am Uniklinikum sind vielseitig aufgestellt, auch eine Schule für Orthoptik gibt es dort.

Foto: Christine Maack

Pflegedirektor Serhat Sari betont, dass auch Quereinsteiger oder Interessenten, die sich beruflich umorientieren möchten oder nach längerer Pause wieder ins Berufsleben zurückkehren wollen, willkommen seien. Das Uniklinikum böte gerade auch jenen Menschen, die im Moment auf dem Arbeitsmarkt eher benachteiligt seien, sehr gute Chancen zum Wiedereinstieg ins Arbeitsleben und vor allem eine sichere berufliche Perspektive.

Während der praktischen Einsätze im Uniklinikum lernen die Azubis die unterschiedlichen Fachkliniken und Kategorien kennen: Standardinstrumentarium (Chirurgie, Gynäkologie, Urologie), minimalinvasives Instrumentarium (Laparoskopie, Robotik-Instrumente), Mikroinstrumentarium (Ophthalmologie, HNO, Neurochirurgie, Dental), Systeminstrumentarium (Prothetik, Trauma, Wirbelsäule), flexible Endoskope.

Ein reibungsloser Operationsablauf hänge maßgeblich von einer guten Verzahnung der zahlreichen Schnittstellen in einem Krankenhaus ab, so Eva Lohse, da gehe es um OP-Pflege, Logistik, Lieferanten, Reinigungsservice, Sterilgutversorgung sowie der Verfügbarkeit des benötigten Materials, des Sterilguts. Deshalb werden die Auszubildenden an diesen Schnittstellen hospitieren.

Der theoretische Teil der FMA-Ausbildung erfolgt im Schulzentrum. Schon während der Ausbildung können alle Azubis fachspezifische Fortbildungen machen und Zertifikate erwerben und haben somit hervorragende berufliche Perspektiven: im Uniklinikum, aber auch in anderen Kliniken, Arztpraxen oder ambulanten OP-Zentren. Deshalb möchte man an den Gesundheitsfachschulen auch für den Bedarf außerhalb des Uniklinikums ausbilden, „wir haben 20 Ausbildungsplätze frei, etwa fünf Absolventen könnten wir selbst übernehmen, die übrigen sind an anderen Kliniken sehr begehrt“.

Insgesamt werden am Universitätsklinikum des Saarlandes jährlich ungefähr 60 000 Sterilguteinheiten von fach- und sachkundigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unmittelbar nach der Anwendung im OP/Stations- oder Funktionsbereich wieder aufbereitet. Dies umfasst dabei die Schritte der Reinigung, Desinfektion und Sterilisation.

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