Ein Zettel an der Windschutzscheibe reicht nicht aus

Homburg · Die Polizei registrierte seit Jahresbeginn 27 Fälle von Unfallflucht. Dreimal wurde der Verursacher ermittelt. Diese Aufklärungsquote sei im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter. Hauptgrund: die Angst, bei der Kfz-Versicherung mehr bezahlen zu müssen.

 Auf Parkplätzen passieren oft Unfälle. Die Verursacher flüchten häufig. Foto: Mai/SZ

Auf Parkplätzen passieren oft Unfälle. Die Verursacher flüchten häufig. Foto: Mai/SZ

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"Verkehrsunfallflucht ist eine Straftat. Sie ist im Strafgesetzbuch Paragraf 142 geregelt", sagt Polizeikommissarin Isabelle Hofstätter, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizeiinspektion in Homburg , die seit geraumer Zeit eine Zunahme der unaufgeklärten Fälle von Unfallflucht in Raum Homburg , Bexbach und Kirkel registriert (wir berichteten). Seit Jahresanfang bis gestern gab es in der Region 27 Unfallfluchten, "drei konnten bisher erst aufgeklärt werden". Zum Vergleich: Im Januar 2014 wurden 55 Fälle "von unerlaubtem Entfernen von der Unfallörtlichkeit" registriert; 23 konnten aufgeklärt werden. Unfallflucht sei kein "Kavalierdelikt". Bei einem Unfall müsse der Verursacher "eine angemessene Zeit vor Ort warten". Darunter verstehe der Gesetzgeber, dass die Tageszeit, Verkehrsdichte, Witterung, Ort und Schwere des Schadens berücksichtig werden müssten. Hofstätter: "Das Anbringen eines Zettels an der Windschutzscheibe reicht deshalb nicht aus." Grundsätzlich solle die Polizei angerufen werden. Sonderfälle gebe es immer - etwa wenn eine Frau nachts auf einer Landstraße im Wald einen Unfall verursache, sie aus Angst nach Hause fahre und von dort die Polizei anrufe. Ein solcher Fall sei vom Gesetzgeber geregelt. Auf Fahrerflucht stehen unter anderem Führerscheinentzug, Geldstrafen und Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren.

Aktuell sucht die Polizei in sechs Fällen nach Unfallflüchtigen. Gestern wurde gegen 13 Uhr in der Kaiserstraße in Kirkel ein schwarzer VW Scirocco beschädigt. In der Hiltebrandtstraße in Homburg wurde ein geparkter dunkelblauer Audi A 1 am hinteren Stoßfänger beschädigt. Tatzeit: Freitag zwischen 7.20 und 15 Uhr. Am gleichen Tag demolierte zwischen 15 bis 16 Uhr ein Pkw-Fahrer in der Robert-Bosch-Straße auf dem Parkplatz des Real-Marktes einen schwarzen Skoda Rooster auf der kompletten Fahrerseite. Auch hier fuhr der Verursacher davon. Am Donnerstag missachtete gegen 17.40 Uhr ein Autofahrer in einem dunkelblauen, einem Mercedes ähnelnden Geländewagen an der Einmündung Kirrberger Straße die Vorfahrt einer Radfahrerin, die daraufhin stürzte. Der Verursacher fuhr davon. Am gleichen Tag um 7.55 Uhr wurde auf der Auffahrt zur A6 die 19-jährige Fahrerin eines blauen Toyota Yaris von einem weißen Mercedes Sprinter von der Straße abgedrängt. Am Freitag, 16. Januar, wurde gegen 10.20 Uhr auf dem Netto-Parkplatz in Limbach ein Lkw-Kastenwagen von einem rückwärts-ausparkenden silberfarbenen Opel Corsa an der hinteren rechten Seite beschädigt. Der Opel-Fahrer sei, so Zeugen, danach zu einer anderen Parkstelle gefahren, habe sein Auto inspiziert und sei weggefahren.

Unfallverursacher und Zeugen können sich bei der Polizei unter Tel. (0 68 41) 10 60 melden.

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HintergrundFür Unfallflucht nannte Polizeikommissarin Isabelle Hofstätter aus Homburg folgende Hauptgründe: Alkohol- oder Medikamenten-Konsum, Verlust des Schadensfreiheitsrabatts der Kfz-Versicherung, Furcht vor Unannehmlichkeiten, Ärger mit dem Fahrzeughalter und negative berufliche Konsequenzen. jkn

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