Satire im Internet Jedes Jahr aufs Neue: Endlich bekommt das Saarland auch den Euro

Saarbrücken · Diese Ankündigung der Satire-Plattform Der Postillon gehört zum Jahresende wie der immer wiederkehrende TV-Klamauk „Ekel Alfred“ und „Dinner for One“. Und immer wieder fallen sogar seriöse Magazine auf die Meldungen der Macher rein.

Stolze Bezieherin der ersten Euro-Scheine an einem saarländischen Geldautomaten zum Jahreswechsel 2021/22. Das Online-Satiremagazin Der Postillon berichtet über die Einführung der Währung im Saarland zum jetzigen Zeitpunkt.

Stolze Bezieherin der ersten Euro-Scheine an einem saarländischen Geldautomaten zum Jahreswechsel 2021/22. Das Online-Satiremagazin Der Postillon berichtet über die Einführung der Währung im Saarland zum jetzigen Zeitpunkt.

Foto: Der Postillon

Ein lieb gewordenes Ritual, auf das viele Internet-Nutzer wenige Tage vor Jahresende warten. Und sobald es im weltweiten Netz auftaucht, feiern die Fans die Wiederkehr.

Die verheißungsvolle Schlagzeile: „Saarland führt Euro ein“. Nicht vor 20 Jahren, nicht gestern, nein: zum bevorstehenden Jahreswechsel. So titelt Der Postillon auch diesmal diese Neuigkeit. Sogar eigene Münzen mit der Ludwigskirche auf der Rückseite des Zwei-Euro-Stücks werden dann ausgegeben, heißt es in dem Bericht.

Die irrwitzigen Details: Wegen der Übernahme des EU-Bezahlsystems im Saarland habe die Bundesregierung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die Ausgabe von 200 zusätzlichen Banknoten beantragt, um alle „Bewohner des Saarlandes, dessen Fläche in etwa der des Saarlandes entspricht“ zu versorgen.

Unterdessen grient eine Dame mittleren Alters in die Kamera eines beigefügten Fotos und präsentiert die neuen Geldscheine, die sie eben dem Geldautomaten der „Bank de Saarlande“ entlockte. Bis 2022 würden jetzt alle beiden Automaten des Bundeslandes auf die neue Währung umgestellt.

Während die AfD damit hadere, habe Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) alle Details nicht mit Berlin, sondern Bonn geregelt. Und seine Stellvertreterin Anke Rehlinger (SPD) verspricht nach Angaben des Verfassers flächendeckend „fortschrittliche ISDN-Technologie“ an.

Die Leser dieser Zeilen reagieren darauf mit ebenso abgefahren scherzhaften Kommentaren. So schreibt ein Nutzer unter den Beitrag bei Instagram: „Das geht mir alles zu schnell. Im Norden haben se schon Farbfernsehen, im Westen jetzt den Euro. Herrjemine, ich werde alt und träge.“

Einen weiteren Wandel verlangt eine andere Kommentatorin: „Jetzt brauchen sie nur noch Deutsch als Amtssprache.“  Zweifel, ob tatsächlich der Euro alleiniges Zahlungsmittel werden soll, kommen einem weiteren Leser auf: „Meines Wissens soll Maggi dennoch ein anerkanntes Zahlungsmittel bleiben.“ Ein anderer Nutzer pflichtet einschränkend bei: „Ist allerdings nur Kleingeld. Lyoner ist die Großwährung.“

Sorgen bereitet die Nachricht ein Schreiber auf Facebook, wo der Postillon-Beitrag ebenfalls zu lesen ist: „Keine gute Recherche: Zuerst müssen die Restbestände des Saarfranken in DM gewechselt werden. Erst dann folgt eine komplette Umstellung auf Euro, und der Paradigmenwechsel ist abgeschlossen. Negativ sei zu vermerken, dass der Schmuggel sowie auch alle Tauschgeschäfte zwischen dem Saargebiet und dem Reich endet, und damit Hunderte von Omas (die mit den taschenbesetzten Unterröcken) arbeitslos werden. Aber das Motto bleibt: Hauptsach’ gudd gess."

Über die Transportwege für die neuen Geldmengen hat ein weiterer Informant Details: „Um die saarländische Landeskasse in echte Euro zu wechseln, fuhren drei Geldtransporter mit je vier Euro getrennte Wege zur Nationalbank.“

Mit Blick auf die schnellen Datenverbindungen, die Rehlinger in dem Beitrag ankündigt, lautet ein Kommentar: „Juhuu! Bin gespannt, ob wir bald auch dieses  Internet bekommen.“

Sitz der Redaktion ist in Fürth. Sogar im in der Regel seriös gehaltenen Impressum, das gesetzlich verlangt wird, können die Macher nicht auf schelmische Töne verzichten. So heißt es da:

„Bevor Sie uns verklagen, würden wir uns über einen Hinweis per E-Mail freuen. [...] Unberechtigte Abmahnungen und / oder Unterlassungserklärungen werden direkt mit einer negativen Feststellungsklage oder Schlimmerem beantwortet.“

Immer mal wieder fielen in den vergangenen Jahren Zeitungen und andere Medien auf die als klassische Nachrichten getarnten Falschmeldungen des Satireportals herein. So auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR): 2016 bezog sich der Sender auf eine Postillon-Mitteilung, wonach es künftig keinen Unterschied mehr geben soll zwischen seid und seit. Dafür werde es ab dem neuen Schuljahr die einheitliche Schreibweise seidt geben. Die Redaktion des Leipziger Programms fügte diese Spaßinformation einem Bericht zu 20 Jahre Rechtschreibreform bei – und zwar ernsthaft.

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