Modekette will wohl Filialen schließen Umsatz-Einbruch – Was wird mit Primark in Saarbrücken?

Saarbrücken · Die Verkaufszahlen bei Primark in Deutschland sind in den Keller gerutscht. Darum will die Modekette an ihre Filialen ran. Das könnte auch Auswirkungen auf Saarbrücken haben.

Modekette Primark prüft Schließungen: Bleibt Filiale in Saarbrücken?
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Primark in Saarbrücken – 2011 die siebte Filiale in Deutschland

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Foto: Matthias Zimmermann (hgn)

Mit gleich mehreren Papiertüten in den Händen strömen Kunden aus den Primark-Märkten. Vollgestopft mit T-Shirts, Jacken, Hosen, Pullis und sonstigen Modeaccessoires zum Schnäppchenpreis. So auch in Saarbrücken. Dennoch kämpft das Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen.

Denn die Verkaufszahlen sanken in den zurückliegenden Jahren, während der irische Modekonzern auch in Deutschland mit seinem Filialnetz mächtig expandierte. In einigen Metropolregionen ist Primark sogar mit gleich mehreren Geschäften präsent, um Mode für ziemlich wenig Geld unters Volk zu bringen.

Primark: Umsatz bricht in Deutschland dramatisch ein

Doch spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie drückt der finanzielle Sorgenschuh. Übereinstimmenden Medieninformationen zufolge brach der Umsatz dramatisch ein. Nach einem Bericht der Rheinischen Post musste der Bekleidungsgigant von September 2020 bis August 2021 einen Rückgang von einst 578,6 Millionen Euro auf 380 Millionen Euro hinnehmen.

Auf SZ-Anfrage bestätigt Primark-Sprecherin Julia Ley in der Essener Deutschland-Zentrale, dass ihr Unternehmen mit Wirtschaftsproblemen zu kämpfen hat. In einer schriftlichen Antwort heißt es: „Es ist Primarks Ziel, das Deutschlandgeschäft wieder langfristig profitabel zu machen.“

Ein Mittel, wieder die Gewinnzone zu erreichen: die Verkaufsflächen sollen „optimiert“ werden. Nach Experten heißt das so viel wie: Filialen werden schließen. Erste Häuser stehen bereits fest, deren Aus besiegelt ist; so in Berlin, wo es zurzeit noch vier Standorte gibt. Primark wird in der Bundeshauptstadt Ende April aus der mit gleich drei Shoppingmalls gepflasterten Schlossstraße (Steglitz) verschwinden.

 Wo heute Primark residiert, befand sich einst das Bekleidungshaus Sinn, hier eine Aufnahme von 1968.

Wo heute Primark residiert, befand sich einst das Bekleidungshaus Sinn, hier eine Aufnahme von 1968.

Foto: Hartung

Im Saarland betreibt die Gesellschaft nur ein Modegeschäft: in exponierter Lage in der Saarbrücker Bahnhofstraße. Das Haus eröffnete am 6. Dezember 2011 – dort, wo einst das Traditionshaus Sinn residierte. Im Zuge der Insolvenz verließ die da bereits zu Sinn-Leffers fusionierte Modekette auch St. Ingbert und Neunkirchen und verschwand so ganz aus dem Saarland.

Primark in Saarbrücken war zur Eröffnung die siebte deutsche Filiale. Aktuell (Stand Dezember 2022) sind es bundesweit 32. Doch was soll aus der einzigen Repräsentanz im Saarland werden? Dazu äußert sich die Unternehmenssprecherin Ley nicht. Details gebe der Konzern jetzt noch nicht preis.

Branchenkenner gehen davon aus, dass die Schwierigkeiten bei Primark hausgemacht sind. Demnach zitieren Medien einen ehemaligen Mitarbeiter. Zum einen habe sich der Mutterkonzern in Dublin mit seiner Expansionspolitik übernommen: zu viele Standorte mit zu großen Verkaufsflächen in teurer Lage. Zum anderen sei der Online-Handel lange sträflich vernachlässigt worden, was während des Corona-Lockdowns teuer zu stehen kam.

Sprecherin Ley bestätigt: „Wir sind große Anhänger des stationären Handels. Unsere stationären Filialen sind das Herzstück unseres Unternehmens.“ So sei Primark in 14 Ländern mit mehr als 400 Geschäften vertreten. Gleichzeitig registrierte das Unternehmen offensichtlich, dass es ohne den Verkauf im Internet nicht geht. „Im Moment konzentrieren wir uns darauf, in unsere Website und unser digitales Marketing zu investieren.“

Darum sei der Konzern mit einer überarbeiteten Homepage im Sommer an den Start gegangen, „die es uns ermöglicht, einen großen Teil des Primark-Sortiments zu präsentieren“. Damit soll der Umsatz wieder steigen. Gleichzeitig gebe es in Großbritannien aktuell ein Click-&-Collect-Pilotprojekt: Dabei bestellen Kunden ihre Ware im Internet und holen sie in ihrer Filiale ab. Diese Dienstleistung „könnte eine praktikable Option für Primark sein, wenn wir zeigen können, dass es das Richtige für unser Geschäft ist“, sagt Ley.

H&M schloss im April seine Filiale in der Fußgängerzone in Saarbrücken

Für die Landeshauptstadt und ihre Einkaufsmeile wäre ein Weggang von Primark ein weiterer Tiefschlag, was den Bekleidungsfachhandel betrifft. Bereits Ende April dieses Jahres verabschiedete sich der schwedische Konkurrent H&M aus der Bahnhofstraße.

Noch völlig unklar ist, was aus Karstadt und Kaufhof wird. Die beiden Warenhäuser flankieren die Fußgängerzone an beiden Enden. Nachdem die Dachgesellschaft Galeria erneut binnen weniger Jahre in finanzielle Schieflage geraten war, kündigte die Konzernzentrale an, mehr als 40 der zurzeit noch 131 Häuser dichtzumachen. Eine Entscheidung über Saarbrücken steht noch aus.

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