Neues Album von Saxophonistin Nicole Johänntgen So klingt die Unendlichkeit auf dem Gotthard

Fischbach/Saarbrücken · Die international gefragte saarländische Saxophonistin Nicole Johänntgen kommt mit neuem Album in die alte Heimat Fischbach. Aufgenommen wurde „Solo II“ in einer historischen Kapelle auf 2100 Meter Höhe.

 Nicole Johänntgen hat ihr neues Album in einer Bergkapelle aufgenommen.

Nicole Johänntgen hat ihr neues Album in einer Bergkapelle aufgenommen.

Foto: Hannes Kirchhof

Was ist spannender, als eine vermeintlich vertraute Künstlerin neu zu entdecken? Die viel beschäftigte Jazz-Saxofonistin und Komponistin Nicole Johänntgen kennt man etwa von ihrem bereits in jungen Jahren im Saarland gegründeten Projekt „Nicole Jo“, das sich dem Funky-Jazz widmet. Und nicht zuletzt von ihrer aktuellen Formation „Henry“ mit Kollegen aus New Orleans; hier steht die sprühende Musik der Mississippi-Metropole im Mittelpunkt – und ebenfalls kein Tanzbein still.

Kurz, Nicole Johänntgen schätzt man ihrem ansteckend frohnatürlichen Wesen entsprechend vor allem als jazzendes Energiebündel, zu dessen heiß geblasener Kanne das Stillsitzen Mühe bereitet. Dass die international gefragte Jazzerin auch ganz anders kann, zeigt nun ihr Album „Solo II“ (Selmabird Records) – es ist eine meditative Reise in die Stille und eine Hommage an die Natur der Schweizer Alpenwelt. Seit 2005 lebt Johänntgen in Zürich; für die Aufnahmen wählte sie die Capella di San Gottardo in 2100 Meter Höhe auf dem Gotthardpass. Obwohl die Bergkapelle winzig ist, wirkt der Nachhall riesig – und so bekommt jeder der geradezu schwerelos und auf ruhigem Puls dahinfließenden Töne, jede Pause, jedes deutlich vernehmbare Atemholen eine ganz besondere Bedeutung.

Das Instrument scheint mit der Weite zu verschmelzen. Da bedarf es keiner betriebsamen musikalischen Manöver: Die Saxofon-Fantasien mit Überschriften wie „Les nuages filent“, „Eulenblick“, „Frühlingserwachen“, „Echo of the mountains“ oder „Innehalten“ scheinen vielmehr ganz „natürlich“ eher aus rudimentär wirkenden, fein artikulierten Gesten zu erwachsen denn aus singbaren Melodien. Trotz hochkarätiger Ausführung und Raffinesse überwiegt der Eindruck der Einfachheit – Bodenhaftung und Unendlichkeit rücken eng zusammen. Klar, Johänntgens „Solo II“ lässt sich als „meditative Musik“ zum Abhängen und „Die-Seele-Baumeln-Lassen“ katalogisieren, doch hebt sich ihre jazz-getränkte Meditationskunst weit aus dem Gros von Produktionen unter diesem Etikett heraus.

„Als ich nach anderthalb Stunden konzentrierten Spiels aus der Kapelle in die gleißende Mittagssonne hinaustrat, fühlte ich mich unglaublich leicht“, erzählt die Saxofonistin. Ob ihr das beim Stopp auf der aktuellen Tournee im Geburtsort Fischbach, wo Johänntgen zu Gast sein wird, ebenfalls wieder gelingt?

Live: Samstag, 9. Juli, Kirche St. Josef Fischbach: 30 Minuten Saxofon-Solo im Anschluss an die 18.30 Uhr-Messe.
„Henry“ am Sonntag, 31. Juli, um 19 Uhr bei „Musik unter Kastanien Sommer 2022“ im Biergarten des Rechtsschutzsaals in Friedrichsthal-Bildstock.
Infos und CDs: www.nicolejohaenntgen.com

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