Krieg in der Ukraine Wie eine Fischbacher Kita und eine Blumenhändlerin der Ukraine helfen

Fischbach · Die Hilfsbereitschaft in Fischbach ist riesengroß: Ein Kita backt mehr als 1000 Waffeln, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. Ein paar Meter weiter hilft eine Blumenhändlerin mit einer tollen Idee.

 Das fünfköpfige Waffelbackteam der Kita Pusteblume in Fischbach backte am Donnerstag mehr als 1000 Waffeln. Von links: Gina Sortino, Monika Minnich, Sina Simmet, Nicole Schlick und Bianca Pütz.

Das fünfköpfige Waffelbackteam der Kita Pusteblume in Fischbach backte am Donnerstag mehr als 1000 Waffeln. Von links: Gina Sortino, Monika Minnich, Sina Simmet, Nicole Schlick und Bianca Pütz.

Foto: Heiko Lehmann

 „Wir brauchen noch Teig für neue Waffeln, es kommen immer noch Anmeldungen rein“, ruft Monika Minnich am Donnerstagmittag in der großen Küche der Kindertagesstätte (Kita) „Pusteblume“ in Quierschied. „Alles klar, ich fange schon mal an“, ruft Sina Simmet zurück und schnappt sich die große Rührschüssel. Es herrscht eine entspannte Hektik bei den fünf Frauen, die sich um eine ganz besondere Hilfsaktion kümmern. „Wir backen Waffeln um die Kriegsopfer in der Ukraine zu unterstützen. Wir haben um sieben Uhr angefangen und haben zunächst gedacht, dass wir bis zwölf Uhr backen werden. Aber das geht heute wohl ein bisschen länger“, sagt Bianca Pütz, die Leiterin der Kita Pusteblume.

Einmal im Monat backt das Team aus 22 Erzieherinnen und Haushaltshilfen in der Kita für 105 Kinder Waffeln. Um der Ukraine helfen zu können, haben sie sich für den Donnerstag etwas Besonderes einfallen lassen. „Wir backen für jeden, der Waffeln möchte. Per E-Mail konnte man im Vorfeld bestellen. Eine Waffel kostet 50 Cent. Die Materialkosten haben wir gespendet“, erklärt Erzieherin Nicole Schick, die zum fünfköpfigen Waffel-Team gehört. Der Erfolg der Aktion sprengte am Donnerstag alle Grenzen. „Wir haben bis elf Uhr schon mehr als 1000 Waffeln verkauft und etwa das Doppelte an Geld eingenommen. Die Menschen geben viel mehr Geld, als die Waffeln kosten. Ein Mann aus Stuttgart hat uns eine Mail geschrieben, dass er 100 Waffeln bestellt und bezahlt und wir können sie an die Kinder und die Bevölkerung verteilen. Die Hilfe der Menschen ist wirklich immens“, berichtet Bianca Pütz.

 Die Bürger konnten ihre Waffel-Bestellungen am Kita-Eingang abholen und es wurde meistens viel mehr Geld gespendet, als Waffeln gekauft wurde. Hier übergibt Kita-Leiterin Bianca Pütz 20 Waffeln an Renate Schetting aus Hühnerfeld.

Die Bürger konnten ihre Waffel-Bestellungen am Kita-Eingang abholen und es wurde meistens viel mehr Geld gespendet, als Waffeln gekauft wurde. Hier übergibt Kita-Leiterin Bianca Pütz 20 Waffeln an Renate Schetting aus Hühnerfeld.

Foto: Heiko Lehmann

Renate Schetting aus Hühnerfeld hat gleich 20 Waffeln bestellt und dafür 40 Euro gegeben. „Ich überrasche damit meine Tochter und die anderen Mitarbeiter der Inneren Stadion im Krankenhaus in Dudweiler. Kirschen und Sahne habe ich schon gekauft“, sagt Renate Schetting, die sich vor der Kita noch mit der Fischbacherin Marina Ames über die tolle Aktion der Kita unterhielt. „Durch die Aktion können wir auch unseren Teil zur Hilfe für die Ukraine beitragen. Ich finde das klasse. Gehen Sie mal noch in unserem Blumengeschäft vorbei, dort läuft auch eine Hilfsaktion. Ich glaube heute hilft irgendwie ganz Fischbach“, sagt Marina Amens.

„Das Blumengeschäft „Die mit den Blumen tanzt“ ist nur wenige hundert Meter von der Kita entfernt. Dort lässt Inhaberin Katja Gudt am Donnerstag ihre geübten Floristinnen-Hände rotieren. Sie bindet schon seit drei Tagen blau-gelbe (Nationalfarben Ukraine) Blumenbunde und verkauft sie für 3,50 Euro das Stück. „Das sind gelbe Osterglocken und blaues Gras. Den Materialwert übernehme ich. Das gesamte Geld ist für die Ukraine bestimmt. Die Aktion läuft sehr gut an. Viele die wegen anderen Blumen kommen, holen sich ein Bund mit und die meisten geben mehr als 3,50 Euro“, sagt Katja Gudt. Sie opfert jede freie Minute ohne Kundschaft in ihrem Blumenladen für ihre Aktion. „Ich habe das Geschäft jetzt seit sechs Jahren hier in Fischbach. Als vor zwei Jahren das Corona-Virus kam, habe ich das Schlimmste befürchtet und mich auch schon darauf eingestellt, dass ich vielleicht schließen muss. Was dann aber für eine Hilfewelle von den Fischbachern und Quierschiedern kam, war unglaublich. Ich habe zeitweise mehr Blumen verkauft als vor Corona. Für diese Aktion bin ich so dankbar, dass ich unbedingt etwas zurückgeben möchte. Ich werde die Aktion so lange machen, wie sie angenommen wird. Zudem werde ich auch geschäftlich und privat noch spenden“, sagt Katja Gudt weiter.

 Katja Gudt aus dem Fischbacher Blumenladen „Die mit den Blumen tanzt“ bindet und verkauft Blumen in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb und spendet alle Einnahmen für die Kriegsopfer.

Katja Gudt aus dem Fischbacher Blumenladen „Die mit den Blumen tanzt“ bindet und verkauft Blumen in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb und spendet alle Einnahmen für die Kriegsopfer.

Foto: Heiko Lehmann

Und die Hilfe in Fischbach und Quierschied geht noch weiter. Der Malteser Hilfsdienst Quierschied hat zusammen mit der Gemeinschaftsschule eine Materialspenden-Aktion gestartet. Die Kita Sonnenschein in Göttelborn hat kleine Lichter des Friedens gebastelt und verteilt diese gegen eine Spende. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Sulzbach-Fischbachtal hat angekündigt, dass der gesamte Erlös der Fahrradbörse am 30. April an die ukrainischen Kriegsflüchtlinge und deren Familien geht. Auch bei der Gemeindeverwaltung Quierschied haben sich schon Bürger gemeldet, die Unterkünfte für Flüchtlinge und medizinische Hilfe angeboten haben. Zu Beginn der Woche hat die Familienunternehmensgruppe Gregor Lehnert als Betreiber des Corona-Testzentrums im Quierschieder Gesundheitszentrum eine Annahmestelle für Materialspenden eröffnet. Von dort aus wir das Material zweimal täglich nach Saarwellingen gefahren, wo die Zentrale der Spenden ist. In dieser Woche starteten die ersten fünf Transporter mit Hilfsgüter aus Saarwellingen in Richtung Ukraine. Geldspenden können ab der kommenden Woche direkt auf das Konto des neu gegründeten Vereins „Help 4 Ukraine“ überwiesen werden. „Wir brauchen noch ein paar Tage, bis das Konto freigegeben wird. Wir werden das dann sofort bekannt geben. Danach können wir auch Spenden-Quittungen ausstellen“, sagt Alexander Solovyanchuk.

Er und seine Bruder Bogdan sind Ukrainer und haben die saarlandweite Hilfsaktion in dieser Woche ins Leben gerufen. „Am Samstag wird ein LKW von Saarwellingen in Richtung Ukraine losfahren. Wir brauchen unbedingt noch Medikamente aller Art und auch Verbandsmaterial. An Medizin wird wirklich alles gebraucht, da es in Polen und der Ukraine nichts mehr gibt. Zudem werden noch Babywindeln, Babynahrung und Hygieneartikel gebraucht. Nicht mehr benötigt werden Kleider. Davon gibt es sogar schon viel zu viel“, erklärt Alexander Solovyanchuk. Wie viel Geld die Kita Pusteblume und das Blumengeschäft in Fischbach in der ganzen Woche und insbesondere am Donnerstag insgesamt eingenommen haben, steht noch nicht genau fest. 2400 Euro werden aber wohl zusammen kommen – und das würde für das Benzingeld für drei weitere Transporter in die Ukraine reichen. Ein Transporter verbraucht bei den aktuellen Preisen etwa 800 Euro Benzin für die 3200 Kilometer hin und zurück.

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