Björks Konzert in der Rockhal Sieben Flöten und eine Greta Thunberg

Luxemburg · Björk hat in der Luxemburger Rockhal ein Konzert gegeben – eine eigenwillige, sehr aufwändige Show.

  Björk in einer ihrer vielen Bühnen-    Outfits.

Björk in einer ihrer vielen Bühnen- Outfits.

Foto: Santiago Felipe

 Herbie Hancock spielt am selben Abend in der Luxemburger Philharmonie: Gegenüber der Rockhal läuft der zweite Tag des hochkarätigen „Sonic Visions“-Festivals – und doch hat Björk den riesigen Konzertsaal ausverkauft. Die 6000 Zuschauer lässt die Künstlerin lange warten, erstmal kommt ihr Chor auf die Bühne. Die 17 Sängerinnen und Sänger des isländischen Hamrahlid Chors stimmen mit ihrem mystisch-altertümlichen Gesang ein auf das Spektakel, was folgt: Bei Björks „Cornucopia“-Tour spielen die visuellen Effekte des deutschen Designers Tobias Gremmler eine Hauptrolle. Auf den großen Leinwänden wie auch dem transparenten Vorhang vor der Bühne werden bunte und traumhafte Formen und Figuren gezeigt, die ständig in Bewegung sind und immer wieder neue Szenen erschaffen. Dazu kommen sieben (!) Flötistinnen, der Chor, die Harfe, Perkussion, viel Elektronik und natürlich der immer leicht entrückt wirkende Gesang der Isländerin.

Ein psychedelischer Trip ist das Ganze – oder eben ein farbenfroher Traum. Zunächst überwältigen die Visionen der nordischen Märchenerzählerin, dann, nach einer guten Weile, stellt sich die Frage, ob man sich noch weiter auf die Björksche Traumwelt einlassen will. Denn sehr abwechslungsreich ist diese für Beobachter von außerhalb nicht – sie wird das sicherlich anders sehen. Manche Besucher sieht man mit entgeisterten Gesichtern nach draußen gehen – offenbar haben sie nicht gewusst, dass kein konventionelles Konzert auf sie wartet, sondern eine durchchoreografierte Mammut-Show.

Björk selbst trägt, unter anderem, ein Kostüm mit zwei großen, aufgeschnittenen Bällen als Schulterpolster sowie eine Maske, die aus dem „Herr der Ringe“ stammen könnte. Nur selten erscheint sie auf den Leinwänden links und rechts der Bühne  – etwa in dem Moment, als sie eine extra aufgestellte Hallkabine betritt. Damit will sie demonstrieren, wie ganz natürlicher Hall klingt. Das ist typisch Björk, schlägt sie doch immer schon einen Spagat zwischen Technik und Natur, zwischen elektronischen und akustischen Klängen. Klimapolitisch steht sie auf Seiten der Natur: Erst wird ein Text eingeblendet, der das Pariser Klimaabkommen als „einzige Lösung“ beschreibt. Vor der Zugabe erscheint gar Greta Thunberg auf der Leinwand und verkündete ihre Botschaft von der den Kindern gestohlenen Zukunft. Der Satz „Wenn die Lösungen innerhalb des System nicht möglich sind, müssen wir vielleicht das System selbst ändern“ löst den größten Zuspruch unter den 6000 Zuschauern aus.

Björk selbst fängt erst danach so richtig an, mit dem Publikum zu sprechen. Erst stellt sie ihre Musiker vor, dann meint sie, man möge doch ein bisschen mittanzen beim letzten Song. Mit „Merci beaucoup, merci bien“ verabschiedet sie sich.

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